Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-04/0014
alter angehört und einem Jugendwerk des Sund-
gauer Malers Henner. Wer ein schönes Museum
besuchen will, der gehe nach Altkirch in das
Sundgau-Museum, das ihm einen Uberblick über
die Geschichte von Altkirch bietet.

Die Stadt zählt unter ihren Söhnen zwei
Basler Rektoren der Universität, Johann Ulrich
Surgant und Bernhard Oiglin und den bedeutenden
Kunstmaler Houtzwiller, den Lehrer des
berühmten Henner. Interessant ist die Tatsache,
daß Hermann Stegemann, aus Koblenz gebürtig,
hier seine Jugendzeit verlebte und daß sein in
der Zeit des „Sturm und Drang" entstandener
erster Roman hier in Altkirch spielt. Wer dieses
Städtlein kennen lernen will, lese diesen Roman
eines Gymnasiasten.

Zum Schluß noch einige Worte über das
Priorat St. Morand. Die Verehrung des hl. Moran-
dus war im Mittelalter weit verbreitet. Im
St. Stephansdom zu Wien rief man den Schutzpatron
des Sundgaus an, auch in der Schweiz
kannte man ihn. Friedrich der Ältere schenkte
dem Priorat eine silberne Reliquienbüste des
Heiligen, die sich heute im Gotteshaus in Altkirch
befindet. Im Sundgau und im Dörflein
Steinbach bei Sennheim, das im ersten Weltkrieg
völlig zerstört worden war, galt. Morandus als
Weinpatron, er wird mit einer Weintraube und
einem Faß als Attribut dargestellt. Die Klunia-
zenser hatten den Rebbau überall, auch im Elsaß,
begünstigt, liegt doch Cluny im weingesegneten
Burgund.

Das Priorat St. Morand wurde nie bedeutend;
Schuld daran war wohl seine Lage am Eingang
der Burgundischen Pforte, durch welche alle
Heerzüge fluteten. So wurde es auch beim Einfall
der Armagnaken, im Bauernkrieg und im
Schwedenkrieg schon heimgesucht. Der bedeutendste
Prior des Klösterleins war Martin Grant-
ner, ein gebürtiger Kolmarer, der das Priorat
nach dem Einfall der Armagnaken wieder aufbaute
. Im Jahre 1621 übergab Erzherzog Leopold
das fast leerstehende Priorat den Freiburger
Jesuiten. Diesen gelang es, aus St. Morand einen
religiös-kulturellen Mittelpunkt zu machen, wie
die Jahrbücher der Jesuiten bezeugen. Aus dieser
Zeit stammen noch einige Gebäulichkeiten in
St. Morand, vor allem auch das sog. Sterbezimmer
des hl. Morandus, eine stimmungsvolle Kapelle
, ausgeschmückt mit Fresken des italienischen
Malers Andreas Appiani (1754—1817), der
diese im Alter von 14 Jahren ausführte. In der
Revolutionszeit wurde das Priorat aufgehoben.
Die Gebäulichkeiten dienten in der Folge industriellen
Zwecken, wurden aber 1827 von der
Stadt erworben, die hier ein Spital und ein
Altersheim einrichtete. Diese wurden in den
letzten Jahrzehnten bedeutend vergrößert und
modernisiert. Die feuchte kleine Kirche wurde
1885 durch eine neue im Stil der Neu-Romanik
ersetzt. In dieser steht der mit einer Öffnung
versehene romanische Steinsarg des hl. Morandus
, in die man früher den kranken Arm oder
Fuß hineinlegte, um sie mit den Reliquien in
Berührung zu bringen. Überaus wertvoll ist auch
der romanische Tympanon: Christus mit den
Aposteln Petrus und Paulus.

Leider ist seit Jahren die Bahnlinie Altkirch-
Pfirt stillgelegt. Dafür gehen von Altkirch Buslinien
in die verschiedensten Richtungen. Altkirch
ist auch in dieser Beziehimg noch immer
die Metropole, der Mittelpunkt des Sundgaues.

Von Balthasar Mooser

Endlich hatte es sich gefügt. Freunde nahmen
den Chronist mit nach Biberach an der Riß
zu den „Schützen", wie die ehemaligen freien
Reichsstädter, deren Stadt nicht zuletzt als
Geburtsort Christoph Martin Wielands im Mund
der Welt ist, ihr alljährliches Kinder- und Heimatfest
, das traditionelle Schützenfest, nennen.
Die Fahrt ins Oberschwäbische trug ihre reichen
Schau- und Erlebnisfrüchte. Der großartige Festzug
der Jugend war in echte Begeisterung getaucht
. Und die Aufführung von „Peterchens
Mondfahrt" im Kindertheater versetzte einen in
helles Entzücken. Ehe wir wieder aufbrachen,
saßen wir mit erzählfrohen Biberachern bei
einem guten Tropfen beisammen. Dabei kam
auch die Rede darauf, daß Biberach an der Riß
einmal ein paar Jahre badisch gewesen ist. Nun,
das ist nicht etwa ein gewagter Scherz oder gar
ein fauler Witz. Biberach war wirklich einmal
badisch. Es kam nämlich in der Zeit, in der, auf
Napoleons Anordnung, das Königreich Württemberg
, das Großherzogtum Baden und einige andere
deutsche Staaten entstanden, sozusagen zu

einem kurfürstlich-badischen Gastspiel in Oberschwaben
.

Der Friede von Luneville, der im Jahre 1801
die französischen Revolutionskriege abschloß,
bestimmte u. a., daß Frankreich das linke Rheinufer
zugesprochen erhalten solle. Das war für
einige deutsche Landesfürsten eine recht bittere
Entscheidung. Hatten sie doch drüben Besitzungen
, die ihnen jetzt verloren gingen. Zu den
Leidtragenden aber gehörten auch die alten, ehrwürdigen
Reichsstädte, denen man ihre Reichs-
unmittelbarkeit abknöpfte, zum Exempel Biberach
an der Riß. Wir vermögen uns heute kaum
mehr vorzustellen, was für ein Keulenschlag den
ehemaligen Stadtrepubliken damit versetzt wurde
, die doch Hochsitze guten Deutschtums waren.
Freilich, wie hätte Napoleon dafür Verständnis
haben sollen!

Im sogenannten Reichsdeputationshauptschluß
von 1803 — nach seinem Inhalt politisch nicht
weniger absonderlich als das Wort selber —
mühte man sich, die Wünsche der kleinen und
größeren, weltlichen und kirchlichen „Regenten"

12


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-04/0014