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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-05/0015
Mosel bis Basel reichte. Statthalter war in den Jahren
80 bis 90 L. Javolinus priscus, der auch das Land zwischen
Rhein und Grenzwall verwaltete und der sicherlich
auch einmal Badenweiler besucht hat. Ob Domitian
selbst hier war, wissen wir nicht. — Sein Nachfolger
Nerva war ein alter Herr (Münzen von ihm in Badenweiler
). Unter Kaiser Trajan (98—117) hatte das Römische
Reich seine größte Ausdehnung, und der tapfere
Kaiser weilte an allen bedrohten Grenzen, um Ordnung
zu schaffen. Sein Nachfolger Hadrian (117—138) war
meist auf Reisen; er inspizierte auch den Grenz wall und
besuchte wohl unsern Badeort. Sein voller Name war
Publius Aelius Hadrianus; man hat schon gesagt, der
Waldhügel ölberg habe seinen Namen von Aelius, also
vom Kaiser, der vielleicht dort gejagt hat. Mit öl und
Ölbäumen hat der Wald nichts zu tun! Unter Kaiser
Marc Aurel (161—180) wurden die Germanen offensiv;
das Badeleben Badenweilers wurde empfindlich gestört,
doch die Kämpfe fanden weiter östlich statt, so daß wir
diesen Kaiser kaum zu unsern Badgästen rechnen können
.

Einer seiner Nachfolger hieß Marcus Aurelius II
Antoninus Basianus, meist wegen seines Mäntelchens
Caracalla genannt. Er muß im Jahr 213 einen Einfall
der Alemannen ins Dekumatland abwehren und erholt
sich dann in Baden-Baden, das er fördert und ausschmücken
läßt. Es ist leicht möglich, daß dieser Herrscher
auch Baden-Badens „Konkurrenz" Badenweiler
besucht hat.

Eine Spätblüte erlebten die Römerorte am Rhein
unter Kaiser Konstantin „dem Großen" (325—337);
zahlreiche Münzen von ihm und seinen Söhnen fanden
sich in Badenweiler; doch im Jahr 353 waren die Alemannen
unumstrittene Herren unseres Gebietes. Sie
haben die römischen Bäder zwar nicht zerstört, aber
auch nicht gepflegt. Einige Erdbeben richteten erhebliche
Schäden an, besonders das Beben von Baselim
Jahr 1356, und doch soll ein gewisser Hod noch Bäder
abgegeben haben bis nach dem Jahr 1400, bis die Anlage
wegen Baufälligkeit geschlossen wurde (Wielandt).

Doch der Ruf unseres Heilwassers drang trotz primitivster
Badeeinrichtungen und Verkehrsmittel in
weitere Kreise. Ob der berühmte Arzt Paracelsus hier
war, der von 1493 bis 1541 lebte und in den Jahren 1527
bis 28 auch in Basel lehrte, wissen wir nicht genau. Doch
Georgius Pictorius, ein geborener Villinger, später Arzt
im vorderösterreichischen Ensisheim, hat in seinem
„Bäderbüchlein", erschienen 1560 in Mülhausen, Badenweiler
sehr gelobt. Dann Gunter von Andernach, der in
Paris und Straßburg wirkte; eine lateinisch geschriebene
Schrift von ihm erschien im Jahr 1565 und erwähnt
Badenweiler mehrfach. Martin Ruland, kaiserlicher
Leibarzt, berichtet 1571 ausführlich über unser Wasser,
ebenso Gallus Etschenreuter aus Überlingen, schließlich
Tabernae Montanus, Botaniker und Leibarzt des Pf alz-
. grafen von Zweibrücken. Sein Buch „Neuer Wasserschatz
", 1584, lobt Badenweiler auch. All diese Ärzte
möchten wir als prominente Kurgäste bezeichnen und
sind ihnen dankbar für die Reklame, welche sie für unseren
Quellenort machten. Ihnen ist es auch zuzuschreiben
, daß Badenweiler in den Wirren des Dreißigjährigen
Krieges nicht in Vergessenheit geraten ist, denn im
Jahr 1643 erschien Merians Stich von Badenweiler mit
kurzem Begleittext, worin es heißt: „Und hat Statt und
Schloß den Namen von dem berühmten Bad allda." —
Badenwiler war zwar keine Stadt, sondern ein Dorf mit

einem Badwirtshaus, doch der berühmte Kupferstecher
Marian war hier, war Badgast.

Das Jahr 1672 brachte die erste Monographie des
Ortes; Verfasser war Doktor Georg Nicolaus Döderlein,
Landphysikus in der oberen Markgrafschaft mit dem
Sitz in Kandern. Er pries die Eigenschaft unseres Heilwassers
, dessen „Krafft und Tugenden". Den Patienten
gab er gute Ratschläge, wie sie baden und sich pflegen
sollten. Als Getränk empfahl unser Gewährsmann
„einen dünnen, lieblichen Wein. Nichts Gesünderes
gibt's als diesen." An diesem Arzt werden unsere Winzer
ihre Freude gehabt haben! — Abschließend sagt
Döderlein, Badenweiler werde viel besucht, „mit Willen
und Rath der Herren Doctores, besonders denen zu
Basel".

Nach Beendigung der Franzosenkriege kümmerten
sich die badischen Markgrafen sehr um das Emporkommen
Badenweilers. Markgraf Carl Wilhelm, der Gründer
Karlsruhes (1715), weilte auch hier und regte den
Bau eines „herrschaftlichen Badehauses" an. Daraus
wurde freilich nichts, aber ein schöner neuer Gasthof
entstand und nannte sich „Zur Stadt Carlsruhe" (jetzt
Parkhotel).

Der Sohn des Markgrafen, Erbprinz Friedrich Ludwig
, weilte 1724 längere Zeit als Badgast hier, wo er die
Folgen eines Armbruches durch den Gebrauch des Ther-
malwassers rasch überwandt. Der Leibarzt seines Vaters
, Dr. Sulzer, untersuchte mehrfach das Wasser, das
den einzelnen Badewirtshäusern zuströmte.

Der Erbprinz starb, ohne an die Regierung gelangt
zu sein, doch hinterließ er einen kleinen Sohn, Carl
Friedrich, den späteren Markgrafen und ersten Großherzog
von Baden. Die Regierung wurde geführt vom
Markgrafen Carl August, der sich als beliebter, leutseliger
„Landes-Administrator" im Oktober 1738 in
Müllheim huldigen ließ, wobei an Wein und Böllerschüssen
nicht gespart wurde. Im nächsten Jahr gebrauchte
der Fürst längere Zeit die Badekur in Badenweiler
. Im November 1746 legte er die Zügel der Regierung
in die Hände seines 18jährigen Großneffen Carl
Friedrich, der bald darauf Badenweiler besuchte und
unserem Kurort Fürsorge angedeihen ließ bis ins hohe
Greisenalter.

Im Jahr 1757 erschien die erste amtliche Fremdenliste
; sie nannte sich „Consignatio derer jenigen Per-
sohnen, welche in dem 1757 Jahr zu Baadenweyler das
alldasige Baad gebraucht haben." Die meisten Fremden
sind Basler; die Gäste aus der Herrschaft Badenweiler,
also aus Müllheim, Hügelheim, Schallstadt, Opfingen
usw. sind nicht aufgeführt, weil sie keinen „Badepfennig
" zu zahlen brauchten. Wir geben einige Stichproben
von Basler Kurgästen: Herr Häussler und dessen
Frau Liebstin; Herr Notarius Trölin und dessen
Frau Liebstin; Herr Haubtmann Schlosser; Frau Cra-
merin und deren Frau Bahs; Eine ohnbenannte Jungfer
; Herr Candidat NN.

Die Entdeckung der Römischen Badruine brachte
1784 dem Kurort neuen Auf schwung. Gelehrte aus allen
Weltgegenden sollen die Ausgrabung besichtigt haben;
wir wollen nur den Fürstabt von St. Blasien nennen,
Martin Gerbert, Verfasser mehrerer wissenschaftlicher
Werke. „Der Herr Fürstabt konnte sich nicht ersättigen
an der Ausgrabung!" Die verhältnismäßig gute Erhaltung
der römischen Badruine verdanken wir dem
Badischen Minister Freiherrn von Edelsheim, der monatelang
hier weilte, sowie dem gelehrten Hofdiakon
Preuschen.

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