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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-05/0016
Die Französische Revolution und die nachfolgenden
Kriege wirkten sich für Badenweiler ungünstig aus,
dann aber erfreute sich der Ort wieder der Gunst des
badischen Fürstenhauses. Die jugendschöne Großherzogin
Stephanie, Adoptivtochter Kaiser Napoleons, weilte
erstmalig im Jahr 1811 hier; sie fand großen Gefallen
an Wagenfahrten, Ritten und Fußwanderungen und
förderte die Anlage des Kurparks. Auch ihr Gatte, Großherzog
Karl, war einmal hier. Der große klassizistische
Baumeister Badens, Friedrich Weinbrenner, machte
mehrere Badekuren hier und schlug vor, die Römischen
Bäder wiederherzustellen; ihn darf man zu den prominentesten
Gästen Badenweilers zählen. Nicht zu vergessen
ist Johann Peter Hebel, der Badenweiler „Die
Sonntagsstube des Markgräflerlandes" genannt hat.

Den letzten Aufenthalt der Großherzogin Stephanie
registrieren wir fürs Jahr 1856; sie zu besuchen kam
König Wilhelm von Preußen, der aber schon 1849 im
Römerbad-Gasthof gewohnt hatte, als er mit einer ansehnlichen
Truppenmacht den badischen Aufstand
unterdrückte. Großherzog Leopold von Baden weilte in
den Jahren 1836, 1842 und 1851 hier, zum Teil mit Familie
und zu langer Badekur. Ihm verdanken wir u. a.
den Bau des Kurhauses. Mehrfach fanden sich die Fürstin
von Hohenzollern-Hechingen und der König von
Württemberg ein; letzterer bestieg mehrfach den Hochblauen
. Exkönig Manuel von Portugal und der Prinz
von Wales zählen auch zu den fürstlichen Gästen der
1850er Jahre.

Großherzog Friedrich I. kam als junger „Regent" im
Jahr 1853 erstmalig zu einem längeren Auf enthalt hierher
, dann 1857 wieder mit seiner Gattin, der Prinzessin
Luise von Preußen, und dem kleinen Erbgroßherzog,
dessen Lieblingssitz und Sterbeort Badenweiler werden
sollte. In den Jahren, als Friedrich II. als Großherzog
im hiesigen Palais wohnte, sah Badenweiler manchen
Fürsten und Staatsmann in seinen Hotels und Parks.

Im nahen Haus Baden weilten im Jahr 1899 Königin
und Königinmutter von Holland, im Jahr 1902 zu langem
Aufenthalt die deutsche Kaiserin Augusta Victoria
mit ihren jüngsten Kindern. Das waldumrauschte Sanatorium
wurde im Jahr 1927 von Reichskanzler Marx
und in den Sommern 1930 bis 1932 von Reichskanzler
Brüning bewohnt. Letzterer erwies sich als tüchtiger
Fußgänger mit mannigfachen Interessen. Seit Hebels
Zeiten haben sich manche Dichter mit Badenweilers
Natur und Geschichte befaßt. In den Jahren 1826 und
1833 hielt sich J. H. von Wessenberg hier auf, der letzte
Verwalter des Bistums Konstanz und Vorkämpfer für
eine deutsche Nationalkirche. Er schrieb mehrere Gedichte
zum Lob des Ortes und seiner Umgebung. Bekannter
sind die Verse des schwäbischen Arztes und
Dichters Justinus Kerner, der mehrfach im Römerbad-
Gasthof wohnte.

Sei mir gegrüßt, Badenweilers Au,
Ein Stück Italien auf deutschem Grund!
Gebrochnem Herzen, müdem Haupt, welch Fund,
Mit deinem Heilborn, mildrer Sterne Thau!

Dem großen russischen Dichter Anton Tschechow
war es nicht vergönnt, über Badenweiler zu schreiben.
Er kam als kranker Mann und starb im Juni 1904; eine
Gedenktafel am Parkhotel erinnert an diesen berühmten
Gast.

Der Elsässer Rene Schickele kam zunächst als Kurgast
hierher, doch unsere Landschaft, die er „die himmlische
Landschaft" nannte, zwang ihn zum Bleiben. „Im
südlichen Schwarzwald liegt ein kleiner Kurort, Badenweiler
. Er verhält sich zu Baden-Baden wie Kammerspiele
zum großen Theater. Er trägt ein adelig-stilles
Gepräge. Von den Waldwegen sieht man in die Schweiz
und ins Elsaß hinein ... Hier habe ich meine Zelte aufgeschlagen
." — Und auf seinem Gedenkstein lesen wir
die Worte: „Sein Herz trug die Liebe und die Weisheit
zweier Völker."

Annettte Kolb, „die legendenumwobene Dichterin",
die auch in Frankreich und England „wie daheim" ist,
wohnte lange in Schickeies Nähe, jetzt meist in München
. Sie ist Ehrenbürgerin von Badenweiler. Der verstorbene
Wilhelm Hausenstein, Schriftsteller und Diplomat
, zählte auch zu den völkerversöhnenden Gestalten,
die Badenweiler liebten. Der greise Schriftsteller Emil
Straus lebte jahrelang unter uns.

Wissenschaftler und Baukünstler! Da ist es schwer,
Anfang und Ende zu finden! Wenn wir den Namen des
römischen Baumeisters wüßten, der das römische Bad
erstellt hat, so wär's ein schöner Anfang unseres Schlußkapitels
. Aber wir müssen Jahrhunderte überspringen,
um wieder bekannte Namen nennen zu können. Der
Erbauer der Schwarzwaldbahn, Gerwig, hat die Thermalquelle
neu gefaßt; Professor Sandberger hat über
unser Gebiet wichtige geologische Abhandlungen verfaßt
. Regierungs-Oberbaurat Dr.H. Mylius hat in mehrjähriger
Arbeit die römische Badruine untersucht und
vermessen und uns das bedeutende Werk beschert: „Die
Römischen Heilthermen von Badenweiler", 1936. Schon
vorher hat sich der Archäologe Professor Ernst Fabri-
cius um das ehrwürdige Bauwerk gekümmert, und
viele Gelehrte — der Raum verbietet es, alle zu nennen
— haben die Badruine besichtigt.

Die Zahl der Ärzte, die Badenweiler besucht und
über die Heilkraft der Therme geschrieben haben, ist
groß. Wir wollen uns darauf beschränken, einen Mitbürger
zu erwähnen, Professor Dr. Fränkel, der auch
das Strophantin erfunden hat. Er wird den alten Lesern
noch in guter Erinnerung sein.

Eine Reihe von Universitätsprofessoren haben während
ihres Kuraufenthaltes hier Vorträge gehalten, so
der oben schon genannte Geheimrat Fabricius, dann
der Erbbiologe Eugen Fischer, nachher Rektor der Universität
Berlin, der Zoologe und bekannte Naturschütz-
ler Konrad Guenther und andere. Jetzt haben wir weit
mehr als früher Gelegenheit, uns belehren zu lassen
über fremde Länder und ihre Bewohner oder über die
Schönheit und Geschichte unserer engeren Heimat.

Otto Ernst Sutter, Gengenbach:

Lfyüfame Unfräuter

Es werden weder Geheimnisse verraten, noch ist von
Dingen die Rede, über die bisher nichts bekannt gewesen
wäre, wenn von heilsamen Unkräutern erzählt
wird. Es ist doch wohl recht interessant, wieder einmal

daran erinnert zu werden, daß es im Wachstum der
Pflanzen Erscheinungen gibt, die vom Reiz des Zwielichtigen
, fast könnte man sagen, des Humorvollen umwittert
sind.

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