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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-05/0018
zu. Selbst zur Behandlung von Wunden wird dieser
Tee empfohlen. Und endlich stillt das Einträufeln des
Tees Nasenbluten.

Trotz seines so schönen deutschen Namens — botanisch
Veronica — muß sich der Ehrenpreis häufig gefallen
lassen, daß der Landwirt wie der Gärtner ihn als
Unkraut bezeichnen. Dafür steht er hoch im Kurs in
der Volksarznei. Auch Ehrenpreistee löst Verschleimungen
der Brust. Ehedem wurde der Ehrenpreis vor
allem gegen Schwindsucht empfohlen — aber ebenso
gegen Gicht. Doch damit nicht genug — Veronicatee ist
auch bei Hauterkrankungen, zumal bei Altershaut j ucken,
schon seit eh und je gepriesen worden.

Dem Freund eines gepflegten Rasens bereitet häufig
Bellis, das Schönchen, das Gänseblümchen, Kummer.
Eigentlich blüht es das ganze Jahr; auch im Winter ist
es sofort wieder bei der Hand, wenn der Schnee weicht
und der Frost auftaut. Tee aus den anmutigen Blütchen
hilft gegen Husten, Gicht, Rheuma. Und die kleinen
Blättchen dürfen im Frühlingskräutersalat nicht fehlen.

Da fällt einem gleich auch der Löwenzahn — Tara-
xacum officinale oder Leontodon taraxacum — ein, der
für Landmann und Gartenverhafteten zum recht lästigen
Unkraut werden kann. Aber gegen einen Pis-en-lit-
Salat wird kein Salatfreund etwas sagen wollen! Pis-
en-lit — so nennen ihn die Franzosen. Es ist ein wenig
genierlich, die drei Wörtlein zu übersetzen. Wagen
wir's: „Brünzel — ins — Bett." Damit wird angespielt
auf den harntreibenden Einfluß der Löwenzahnblätter.
Ja, und auch diese oft so inflationistisch auftretende
Pflanze hilft gegen sehr viele Leiden. Der leider so früh
heimgegangene Hans Wilhelm Smolik nennt in seinem
fesselnden Buch „Garten — ganz neu entdeckt" — beim
Stichnoteverlag, Darmstadt — als Erkrankungen, zu
derenBekämpf ungLöwenzahntee verordnet wird: Gicht,
Rheuma, Hautekzeme, Flechten, Geschwüre, Skrofulöse,
Blutkrankheiten und Fettsucht. Der Löwenzahn fördert
im besonderen die normalen Funktionen von Leber,

Niere und Galle und hemmt beginnende Grieß- und
Steinbildung — so ist Taraxacum recht ein Schulfall
für ein heilsames Unkraut.

Als Kind pflegt man mit der Brennessel — Urtica —
auf besonders schlechtem Fuß zu stehen. Doch auch der
Bauer und Gärtner grollen häufig der ungemütlichen
Pflanze. Sebastian Kneipp meint, zartbenervte Seelen
steche und brenne die Brennessel schon, wenn sie nur
ihren Namen hörten oder an sie dächten. Für den Kenner
, fügt der überragende Apostel der Naturheilkunde
an, hat die Brennessel den allergrößten Wert. Zu den
schon erwähnten schleimlösenden Teearten tritt eine
weitere von Brennesselblättern. Er hilft auch gegen
starke Blutungen, Blutspeien, Nasenbluten, Hämorrhoiden
. Die Essenz des frischen Krautes wird bei Verbrennungen
, chronischen Hautausschlägen, Nesselfieber
angewendet. Auch die Wurzel besitzt Heilkräfte. Man
kocht sie ab — so wird ein gepriesenes Haarwuchsmittel
hergestellt. Der gern etwas robuste Mittel rühmende
Sebastian Kneipp schreibt wörtlich: „Wer an Rheumatismus
leidet und kein Mittel mehr findet, ihn zu vertreiben
, bestreiche oder schlage die schmerzenden Stellen
täglich ein paar Minuten lang mit frischen Brennnesseln
. Die Furcht vor der ungewohnten Rute wird
bald der Freude weichen über ihre vorzügliche Heilwirksamkeit
." Übrigens auch im Kräutersalat liebt die
Brennessel der Feinschmecker — nein, sie sticht und
brennt, klein verwiegt, nicht mehr. Selbst als Spinatersatz
hat der Chronist Brennesseln schon schätzen gelernt
.

Wenden wir unsere Aufmerksamkeit wieder einem
hübschen Blümlein zu, dem Bauer Uhl, dem Kräuterfreund
Nachtigall. Das Ackerstiefmütterchen — Viola
tricolor vulgaris — wird von vielen Kennern als ganzes
Pflänzchen gesammelt, getrocknet und klein geschnitten
. Tee davon hilft bei hartnäckigen Hauterkrankungen
, Ekzemen, Geschwüren, aber auch bei Blasenleiden
und ähnlichem und — einmal mehr — bei Bettnässen
der Kinder.

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Professor Dr. Wilhelm Zentner ist für uns Oberländer
ein Begriff des Liebenswerten. Er schrieb mir von seinen
Karlsruher Jugendtagen: „Je älter ich werde, desto inniger
denke ich an sie zurück." Im gleichen Brief fährt er aber
fort: „Richten Sie allen meinen Müllheimer Freunden und
Bekannten meine herzlichsten Grüße aus. Sie wissen ja,
wie sehr ich mich Ihnen und dem Hebelbund verbunden
fühle, und das soll auch im neuen Lebensjahrzehnt nicht
anders werden." Was ist es, das Zentner, den Karlsruher,
so innig mit dem Oberland verbindet? das überhaupt so
manchen Unterländer hier seine geistige Heimat finden
ließ; selbst Wurmbach, den Siegerländer und Seidenfaden,
den Kölner? Was alle in Hebel zusammenführt, ist die
Liebe und Güte klarer Menschlichkeit, die das Wesen Hebels
ausmacht. Sie ist das Ergebnis innerer Kämpfe, überwundener
Einsamkeit und entgifteter Entsagung. Das
unterscheidet die Lieblichkeit seiner Verse von der banalen
Süßlichkeit so vieler Epigonen. Dies macht Hebel zu einer
Gestalt der Weltliteratur, hat Menschen gleichen Strebens
in ihm geeint.

Warum ich dies alles sage? Ich sollte doch von Wilhelm
Zentners neuem Büchlein „Letzte Ferientage" berichten.
Weil es eben dieser Hebelsche Geist ist, der aus diesen Betrachtungen
und Erinnerungen aus der Jugendzeit in Karlsruhe
und am Bodensee spricht. Es ist Orplid, das fernher
leuchtet, ob es Karlsruhe heißt oder Hausen im Wiesental,
es liegt am Ufer des Sees und auf der Terrasse von Otlingen
. In ihm ist unsre Sehnsucht verankert. Davon erzählt
Zentner in der besinnlichen Unterredung am letzten Ferientag
, wie in der Geschichte von der ersten Pferdebahn. Was
anderem gilt die atemlose Hetzjagd des Buben, als diesem

Land der Seele? und die Geschichte um Sylvia, die Tragödie
um Stockzahns Sängertraum? und alle und jede? Es sind
Köstlichkeiten des abgeklärten Alters, die uns besinnliche
und glückliche Stunden schenken.

Zentner hätte seinen Brief nicht anders schließen können
: „Im übrigen habe ich seine Schwelle (des 8. Lebensjahrzehnts
) frohgemut und rüstig überschritten und hoffe,
daß es mir in den nächsten Jahren vergönnt sein wird, zu
vollenden, was mir an meinem Erdenpensum noch fehlt."

Wilhelm Zentner „Letzte Ferientage — Betrachtungen,
Erinnerungen, Erzählungen", verlegt bei C. F. Müller,
Karlsruhe 1963, 86 Seiten, geb. 6,— DM.

In der Schriftenreihe des Landesverbandes Rheinland-
Pfalz erschien als Heft 1/1962 eine reizend mit Zeichnungen
von Karlfritz Nicolay versehene Schrift Otto Ernst Sutters,
die den Titel „Lebensnahe Gastlichkeit" führt. Der Untertitel
„Worauf es im Reise- und Ferienwesen ankommt"
gibt die große Linie des Inhalts an. Es interessiert in seiner
unterhaltenden Form nicht nur den Fachmann. Es spricht
aus dem Herzen des Gastes zum Gastgeber und trägt zur
Kultivierung der Gastlichkeit bei. Es gipfelt in der Verheißung
: Gastlichkeit trägt ihren Lohn in sich. Eine verdienstvolle
Schrift, für deren Gabe Gast und Gastgeber
Otto Ernst Sutter danken dürfen.

Es liegen außerdem das 80. Jahresheft des Breisgau-
Geschichtsvereins Schauinsland 1962 und das Jahrbuch des
Sundgau-Vereins, 1962, vor sowie Stintzis großartige Geschichte
der Abtei ölenberg.

Wir werden im nächsten Heft darüber zu berichten
haben.

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