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kannte ihn auch gelegentlich um einen wichtigen
Rat befragen. Der Fürstabt war gegen das Jahr
1780 mit dem umfassenden Werk der Germania
sacra beschäftigt, einer großangelegten Kirchen-
g&schichte Gesamtdeutschlands, systematisch bearbeitet
im Rahmen der einzelnen Diözesen
(Georg Pfeilschifter, Die St. Blasianische Germania
sacra. Kösel und Pustet. Kempten 1921.
197 Seiten). Zwar konnten einige Diözesen auf
gute Vorarbeiten hinweisen, P. Herrgott hatte
z. B. schon viel Material für die Geschichte des
Bistums Konstanz gesammelt. Während ihm das
Urkundenmaterial in den katholischen Bistümern
frei zur Verfügung stand, war dies in den ehemaligen
Bistümern Norddeutschlands um so
schwieriger. Da kam dem Fürstabt diese Freundschaft
mit dem rührigen Oberbibliothekar in
Gotha sehr zu statten. Schlaeger hatte die Öffnung
des Archivs für die Germania sacra bei dem
Herzog Ernst II. Ludwig durchgesetzt. Ein reger
Briefwechsel zwischen dem Fürstabt, dem Herzog
und dem Gothaer Archivar, dem Geheimen Lega-
tionsrat Ludwig Christian Lichtenberg, zeugt
von dem großen Einfluß des Oberbibliothekars
Schlaeger. Seine Mithilfe war für Gerbert außerordentlich
wertvoll, bekam er doch aus dem
Gothaischen Archiv alle Urkunden oder wenigstens
Abschriften, die für das Bistum Mainz zuständig
waren, ausgeliehen.
Der Briefwechsel Fürstabt Martin Gerberts
vom Jahre 1782 bis zu seinem Tode 1793 wurde
vor kurzem von der Kommission für geschichtliche
Landeskunde in Baden - Württemberg herausgegeben
und enthält auch sämtliche Briefe
von und an Schlaeger bis zu seinem Tode am
14. Juni 1786 (Briefe und Akten des Fürstabtes
Martin II. Gerbert von St. Blasien 1764—1793.
Bearbeitet von Wolf gang Müller/ II. Band. Wissenschaftliche
Korrespondenz. 1782—1793. Karlsruhe
1962). In den Briefen gerade dieses Zeitabschnittes
ist Schlaeger der nimmermüde Freund
St. Blasiens, aber auch ein dankbarer Abnehmer
kleiner Gefälligkeiten des Klosters. Noch am
18. Juni 1785 bietet er sich dem Fürstabt als Aufkäufer
bei einer großen Bücherauktion in Leipzig
an, bzw. will er einen guten zuverlässigen
Freund nach Leipzig schicken. Andererseits bedankt
er sich für die Übersendung einer Gedächtnismedaille
des Fürstabtes, bedauert aber gleichzeitig
, daß er wegen seines Rheumatismus sich
nicht mehr so wie früher um Besorgimg von
Material für die Germania sacra kümmern kann.
Am 24. Januar 1782 schreibt nun Schlaeger
als Antwort auf einen Brief Martin Gerberts, in
welchem dieser den P. Marquardt Herrgott lobend
erwähnte, folgendes: „Das ist der erzbrave
Mann, dessen Asche ich Jahr aus Jahr ein und
alle Tage verehre... Ihm schreibe ich, nächst
Gott, mein frisches und munteres Alter zu, als
welches ich den mäßigen Gebrauch des zuträglichen
roten Markgrafen Weines, den der Wohlselige
mir anriet, zu danken habe". Ein gutes
Jahr später, am 27. März, teilt er dem Fürstabt
mit, er sei Geheimer Hofrat geworden und habe
noch eine „gar ansehnliche Besoldungsvermehrung
" erhalten. Er erinnert wieder dankbar an
P. Herrgott, „daß er mir den dortigen roten
Markgfafenwein kennen gelehret. Denn seit dessen
gar mäßigen Genuß verspüre ich weiter nicht
das geringste von den mancherlei Unbequemlichkeiten
, welche mir die Franz.- sowohl als Rheinweine
in jüngeren Jahren unaufhörlich und haufenweise
zuführeten. Solange der Höchste jenem
mir unvergeßlichen Gönner, benebst seinem
treuen Gehülfen, dem ebenso grundgelehrten, als
rechtschaffenen und dienstwilligen, ebenso wohlseligen
H. P. Rüsten Heer das Leben fristete,
hatte bald jener bald dieser die freundschaftliche
Gewogenheit, mich mit sotanem edlen Gewächse
des Weinstockes zu versorgen. Nach deren Nichtmehrdasein
bin ich in die Notwendigkeit gesetzet
worden, dieses mir so zuträgliche Getränke bald
von Basel, bald von Kehl oder Carlsruh zu verschreiben
, ohne es aber recht rein, sondern
mehresten Teils mit dem hitzigen, mir nachteiligen
Kirschgeist vermischt zu erhalten. Dieser
mißliche Umstand verleitet mich, an E. Hochw.
Gn. die Bitte ergehen zu lassen, Hods. Kellermeister
anzubefehlen, mir von sotanem roten
Markgrafenweine etwa einen Saum... zu gleicher
Zeit aber auch die Summe namhaft zu machen
, welche zu dessen dankbarer Vergütung
erforderlich wird...". Am 5. Juni 1783 dankt er
für die schnell und frachtfrei übersandten Fäß-
chen Wein und bittet um die Rechnung, die ihm
aber nicht ausgestellt wird, wie er im Brief vom
18. September freudig und dankbar bemerkt. Die
Weinsendungen nach Gotha an den alten Herrn
gehen unvermindert weiter und es ist sicher
anzunehmen, daß der Herr Geheime Hofrat in
seinem geselligen Kreise gelegentlich auch ein
Gläschen Markgräfler Roten auftischte. Am 19.
Februar 1785 geht wieder ein Brief in den
Schwarzwald: Schlaeger dankt für einige kleine
Büchergeschenke und für ein in Aussicht gestelltes
Faß Rotwein. Erst am 18. Juni kommt er
zum Antworten: Seine rheumatische Erkrankung
habe ihn sogar daran gehindert, sich für die
erhaltene Weinsendung zu bedanken. In seinem
letzten Briefe vom 10. Januar 1786 bedauert er
wiederholt, daß er wegen seiner Krankheit fast
nichts mehr arbeiten könne. Mit einigen Mitteilungen
an den Fürstabt beschließt er seine Korrespondenz
: er stirbt am 14. Juni 1786 im Alter
von 80 Jahren.
Wo kommt nun dieser rote Markgräfler Wein
her, welcher Provenienz, würden wir heute sagen
, entstammt er?
Geschichtliche Nachrichten über den Anbau
von Rotwein sind verhältnismäßig selten, obwohl
es an Andeutungen nicht mangelt. Bekannt war
im Mittelalter der rote Affentaler bei Bühl, und
Abt Georg Gaißer von Villingen erwähnt ihn im
Dezember 1644 in seinen Tagebüchern (vinum
rubrum bonum). Vom oberrheinischen Weingebiet
berichtet vom 1. September 1503 ein Vertrag des
Domstiftes Basel mit den Weinbauern in der
Gemarkung Klein-Basel, man habe den roten
Wein am gleichen Tage gelesen wie den weißen,
was früher nicht der Fall gewesen sei, als es
noch mehr Reben gab. Nim besaß aber das Kloster
St. Blasien im badischen Oberland und im
Markgräflerland zahlreiche Güter und Rebgrund-
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