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Bei den Gräbern 44 und 47 war der Steina
belag des Bodens nicht vollständig. Bei
letzterem wurde er durch eine Lettenschicht
ergänzt. Immer wurde beim Aufbau
eines Grabes dieselbe Steinart verwendet
. Offenbar wurde eine Menge
Steine angefahren und mit diesen oft
mehr schlecht als recht das Grab aufgebaut
. Reichten die Platten nicht, dann
wurden gelegentlich (Gräber 2 und 14)
römische Ziegel eingefügt, bei Grab 48
das Bruchstück eines Säulenkapitäls. Wo
die Trümmer des römischen Gebäudes
lagen, muß offen bleiben. Die nächste
Stelle, Überreste eines gallo - römischen
Tempels, aufgefunden 1921, liegen am
Pfaffenlohweg in Riehen. Sehr bemerkenswert
ist die Auftragung eines Estri- _
ches in Art des röm. Rotmörtels (Mischung
von Kalk, Sand und Ziegelmehl). Ein sol-
eher Befund ist in Alemannengräbern
höchst selten. Sie deutet für eine späte mm
Ansetzung eines solchen Grabes, viel- |H|
leicht schon in die Karolingerzeit, in der
man sich mit der Technik des römischen
Steinbaues schon besser vertraut gemächt hatte.
Ein Teil der Toten war in einem Holzsarg,
Totenbaum oder auf einem Totenbrett beigesetzt
worden. Bei Grab 8 spricht der Befund deutlich
für eine Grabkammer aus Holz. Bei Grab 15 wird
man an einen Holzsarg denken müssen, da Boden
und Seitenwände im rechten Winkel zusammenstießen
. Der Sarg war im Westen beim Kopf der
Leiche breiter und wurde nach den Füßen schmäler
. Auch bei den Gräbern 36 und 39 spricht der
gleiche Befund für das Vorhandensein eines Sarges
. Die Schwarzfärbung der Gräber 21, 23, 25
und 40 deutet auf Verwendung eines Totenbrettes
.
3. Skelettreste
Die Skelette waren durchweg schlecht erhalten
. Selbst Zähne, die der Verwesung und Auflösung
noch am besten widerstehen, waren nur
wenige zu finden. Diese starke Auflösung der
menschlichen Knochen erklärt sich aus den Bodenverhältnissen
. Die Flußterrasse, in welcher
der Friedhof angelegt wurde, besteht aus Kies
und Sand, die aus dem Schwarzwald kommen.
Die Wiesenschotter sind also völlig kalkfrei. Die
Kohlensäure der Niederschläge und die Humussäure
des Bodens, die in den Rheinablagerungen
durch den Kalk neutralisiert werden, haben die
Skelettreste in Stetten weitgehend angegriffen
und aufgelöst. Dazu kommt, daß die meisten
Gräber noch in der Zone des Kapillarwassers
liegen, das vom Grundwasserspiegel aufsteigt
und die Knochen angreift. — Die etwas bessere
Erhaltung der Skelettreste in den Plattengräbern
erklärt sich daraus, daß hier Regenwasser und
Kapillarwasser weniger leicht zudringen konnten
und daß lehmige Ackerkrume nachsickerte und
den Einfluß der Kohlensäure etwas neutralisierte.
Der Plan des Friedhofes verzeichnet 49 Gräber
. Davon war Nr. 49 zweimal belegt. Es han-
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Urkundenbudh
Teil I, 700-
Erste urkundliche Erwähnung Stettens: Gundpert schenkt zwei Höri
mit ihren Huben und eine Salhof mit allem Zubehör dem Kloster St. Galle
In Dei nomine. Ego Gundpertus cogigans pro peccato meo, ut ap
Duminum veniam consequi merear, dono atque trado ad monasterium sanl
Gallonis confessoris in pago Arbonensi, ubi eius sagrus requiescat corpi
hoc est, quod dono in villa, qua dicitur Agringas casatus tuus cum hob
et cum omni peculiare eorum, et similiter dono sala mea cum curti
circumcinctum, cum omnis edifieiis, qui ibidem esse videntur, et terre
salicam, et ipsam salam colitur et omnia in ipsa villa et in ipsa marc
campis, silvis, viniis, pratia, paquis, viis, aquis aquarumque decursibus <
omnia quidquid mihi genitor meus moriens in ipsa villa reliquid et qui«
quid ego superius nominato monasterio trado atqüe transfundo, ut om
tempore ipsas res ad ipsum monasterium firmiter atque perenniter penn
neant. Et si quis vero, quod futurum esse non credo, si ego ipse aut ull
de propinwuis meis aut quislibet opposita persona, qui contra hanc tra<
tionem weniret aut eam infrangere voluerit, non solum quod ei non licet
sed damnum ineurat, id est auri uncias duas et argentua ponduos quattu
coactus exolvat et qui repetit nihil evindecit des presens cartula ista om
tempore firma stabilis permeat eim omni stibulatione subnexa.
Actum Stettheim villa publica, in qua cartula ista scripta est in anno 7
regni Pippini regi Franchorum, sub die V idus octob. Signum Gundperl
qui hanc cartulam fieri rogavit sig. Wolfbaldo, sig. Wihcherio, sig. Walthari
sig. Diothardus, sig. Vurunchari, sig. Iringus. Ego Maginratus Presbil
rogitus an Gundperto scripsi et subscripsi.
Ubersetzung.
Im Namen Gottes. Ich Gundpertus, in der Absicht, daß ich für mei
Sünden bei Gott Vergebung erlange, schenke und übergebe an das Klosl
des hl. Bekenners Gallo im Gau von Arbon, wo sein hl. Leib ruht, wie fol<
delt sich also um fünfzig Bestattungen. Dave
waren nach den Beigaben — bei Männern Waffe
bei Frauen Perlen und Schmuck — 13 männlic
(Nr. 6, 8, 12, 14, 22; wahrscheinlich: 26, 28, 32, 3
34, 36, 40, 49 II), 11 weiblich (Nr. 2, 11, 17, 1'
wahrscheinlich: 20, 21, 23, 30, 35, 38, 41), 6 Kind*
oder Jugendliche (Nr. 1,10,18, 43; unsicher: 48, 49 ]
Ohne kennzeichnende Beigaben, beigabenlos od<
zerstört waren 20 Gräber (Nr. 3, 4, 5, 7, 9, 13, 1
16, 24, 25, 27, 29, 31, 37, 39, 42, 44, 45, 46, 47).
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