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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-06/0014
Es ging für das Kloster zunächst darum, sich an
der Straße über den Bützberg festzusetzen, dann
erst folgte die Besiedelung des Hotzenwaldes.
Die Schenkungen, nicht nur die an St. Gallen,
sondern auch die an Säckingen, erfolgten erst
nach der völligen Unterwerfung des Alemannenlandes
durch die Franken im Jahr 746. Christianisierung
und politische Verwaltung ergänzten sich
gegenseitig. Säckingen kam erst zu einem Zeitpunkt
nach Stetten, als der Alemannenfriedhof
des Dorfes schon aufgelassen war. Für St. Gallen
ist dieser Vorgang durch eine große Zahl von
Schunkimgsurkunden reichlich belegt. In Säckingen
hat der Brand des Klosters vom Jahre 1272
diese Unterlagen vernichtet.

2. H. Stoll nimmt an, daß für die neue Siede-
lung Stetten neben Säckingen auch Lörrach in
Frage komme. Der zeitlichen Abfolge nach wäre
diese Möglichkeit gut denkbar, da Lörrach nach
dem Ausweis seines Alemannenfriedhofes schon
um das Jahr 500 gegründet worden ist. Andere
Beweise für die Annahme von Stoll bestehen
nicht.

Wenn das Kloster Säckingen wie auch die
alemannische Ursiedelung von Lörrach ausscheiden
, muß eine andere Möglichkeit erwogen werden
: Die Muttergemeinde von Stetten ist Riehen.
Hier wurden an verschiedenen Stellen des Dorfes
ausgedehnte römische Baureste nachgewiesen
. Riehen, erstmals erwähnt 1157 als „Rie-
heim", wird im Hist. Topograph. Wörterbuch der
Schweiz als Heim des Riocho gedeutet. Als
-heim-Ort gehört Riehen zu den ältesten
Namensschichten.

Die Kirche von Riehen ist dem hl. Martin
geweiht. Ihre Baugeschichte ist erst seit 1942
bekannt, als sie einer gründlichen Renovation
unterzogen wurde. Die Untersuchungen führten
zu Feststellungen, „welche die Kirche zu einem
kunsthistorischen Monument ersten Ranges erhoben
". (Laur- Beiart S. 132)8.

Beim Abheben des Kirchenbodens wurde unter
der heutigen gotischen Kirche ein alter Grundriß
gefunden, der zu einer karoiingischen Anlage
gehört. Die Fläche außerhalb der Umfassungsmauern
wurde bis weit in das Mittelalter hinein
als Friedhof benutzt. „Hier wurde schon seit
ältesten Zeiten beerdigt. Daß dies schon vor
Erbauung der karoiingischen Kirche der Fall
war, beweist das Grab 7, das erst nach Durchschlagung
des Mörtelbodens zum Vorschein kam.
Es ist. aus roten Sandsteinplatten zusammengestellt
, seine Fugen sind mit Mörtel ausgestrichen
. Die Lage des Skelettes konnte in der noch
hohlen Steinkiste an Hand der weißlichen, pulverisierten
Überreste deutlich erkannt werden.
Der Kopf lag im Westen. Von höchstem Interesse
ist das danebenliegende Gefäßdepot 6, das durch
seinen Mörtel mit dem Grab zusammenhing. Es
ist ein aus Kalksteinen gemauertes Kämmerchen

8 Zeitschrift f. Schweiz. Archäologie u. Kunstgeschichte 5,
1943, 129—148: Die Kirche von Riehen.

a) Rudolf Laur - Beiart, Baugeschichte und Untersuchung
1942.

b) Hans Reinhard, Das karolingische Mauerwerk.

von 85 zu 95 cm lichter Weite, das einst mit
Sandsteinplatten gedeckt und mit Töpfen vollgestoßen
war. Diese Töpfe müssen in die Kammer
gelangt sein, als der Mörtel noch naß war,
denn sie hafteten zum Teil fest daran... Der
Typus ist selten und läßt sich nicht leicht datieren
. Auf alle Fälle gehört er nicht mehr in mero-
wingische Zeit, scheint also frühestens früh-
karolingisch zu sein... Der unterste Boden der
karoiingischen Kirche lag dem Gefäßkämmer-
chen auf. Da dieses seinerseits wieder in einer
Erdschicht mit vereinzelten Menschenknochen
stand, muß eine ältere, also eine merowingische
Begräbnisstätte und dazu wohl eine Kirche oder
Kapelle vorhanden gewesen sein. Von dieser
aber konnten wir keine Spur feststellen. Vielleicht
liegt sie in der Gegend des heutigen Chores
oder war ganz aus Holz". (Laur-Belart, S. 137 ff.)

Die aufgefundenen Töpfe und Keramikreste
entsprechen gleichen Formen wie sie im Gebiet
der karoiingischen Königspfalz von Kirchen
(Landkreis Lörrach) gefunden wurden. Die in der
Kirche von Riehen untersuchten alten Baureste,
wie auch St. Martin als Schutzheiliger, beweisen,
daß auch Riehen, wie die Königspfalz in Kirchen,
ein missionarisch - politischer Mittelpunkt des
fränkischen Oberherrn war. Von hier aus wurde
dann die Ausbausiedelung Stetten gegründet.

7. Der Maienbühl und die Eiserne Hand.

Für die siedelungsgeschichtliche Abhängigkeit
Stettens von Riehen spricht heute noch der merkwürdige
Grenzverlauf Deutschland-Schweiz beim

Erläuterung: + + + + Landesgrenze Deutschland-Schweiz
----- Gemarkungsgrenze Lörrach-Stetten bis 1908 (Eingemeindung)

Maienbühl.. An seinem äußersten Zipfel stießen
m. E. die drei Gemarkungen Riehen, Stetten und
Inzlingen zusammen. Der Stettener Bann lief
dann nach Westen über den höchsten Punkt des
Schädelberges zur Wiese. Daß der Schädelberg
als Landmarke genommen wurde, entspricht

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