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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-06/0017
Albert Eisele, Kandern:

jÖoö manhtmzn $ov[t\)am unb feine 3etDot)nec feit Um Ja\)\iz 1589

Im Oktober 1771 fiel beim Tode des Markgrafen
August Georg, das Land Baden-Baden
an den Markgrafen Karl Friedrich von Baden-
Durlach. Er hatte nun im Unterland ein geschlossenes
Gebiet, zu dem neben einigen kleineren
Besitzungen (die Herrschaft Mahlberg und
Kehl z. B.) das Gebiet im Oberland, das 1444
durch den Anfall der Herrschaft Badenweiler an
die Herrschaften Sausenberg-Rötteln entstanden
war, die obere Markgrafschaft, gehörte. 1818 erschien
vom Freiherrn von Drais eine „Geschichte
der Regierung und Bildimg von Baden unter
Carl Friedrich vor der Revolution", in der für
das Gebiet vor der Entstehung des Großherzogtums
folgende Forstämter genannt werden:
Karlsruhe, Pforzheim, Rastatt und gesondert für
die Grafschaft Eberstein, dann das für Hochberg
und die unteren Vogteien der Herrschaft Badenweiler
zu Emmendingen und „das große Oberforstamt
von Rütteln, Sausenberg und den oberen
Vogteien von Badenweiler, sitzend zu Kandern
". 1515 hatte Markgraf Ernst die oberen
Lande und wohnte zu Sulzburg; später verlegte
er seinen Wohnsitz nach Pforzheim. Fortan residierten
die Markgrafen im Unterland und zwar
erst in Durlach und dann in Karlsruhe. Das
Schloß der Herren von Baden-Baden stand bis
zur Zerstörung in der gleichnamigen Stadt; Ludwig
Wilhelm, der Türkenlouis, erbaute sich das
Schloß zu Rastatt.

Dieses „große Oberforstamt" umfaßte die
ungeheuren Wälder vom Blauen und Köhlgarten
bis zum Tal der Wiese mit ihrem Wildreichtum,
so daß die Markgrafen gerne hierher kamen um
zu jagen. Die Sausenburg lud nicht gerade zu
fröhlichem Aufenthalt ein; zu Rötteln gefiel es
den Herren besser. Aber man hätte wohl gerne
ein Schloß inmitten der Wälder gehabt, ein Haus,
in dem auch der Forstmeister Wohnung nehmen
konnte, zumal die Forstmeister in der Regel
adelige Herren waren. Als Vertreter des Landes-
herrn amteten der Landvogt und seine Räte in
Rötteln. Und diese kauften 1589 zu Kandern
einen Platz, um dem Forstmeister Hans Christoph
Heuly ein Haus zu bauen. Bezeichnend ist, daß
der Platz „am Ende des Dorfes" liegend bezeichnet
wird; es lagen also vom heutigen „Ochsen"
an keine Häuser mehr an der Straße bis zur
„Weserei", wo das Gebiet des Bergwerks anfing.
Der Platz maß etwa zwei Tauen (etwa 70 ar) mit
etlichen fruchtbaren Bäumen. Holz und Steine
seien in der Nähe. Auch seien noch viele Frondienste
rückständig. Man werde also das Haus
50 Schuh lang und 40 Schuh breit für 564 Gulden
bauen können.

1594 wird Karl Schenk von Winterstetten als
Forstmeister in Kandern genannt. Auf ihn folgt
1598 bis 1616 Jakob von Rotberg der Ältere. Inzwischen
war Georg Friedrich volljährig geworden
und hatte 1595 die Regierung übernommen.
1605 war er hier auf der Jagd und hat dem
Forstamt ein Trinkgefäß aus Silber, welches die

Gestalt eines Wildschweins hat, gestiftet und dazu
ein sogenanntes Willkommbuch, das er selbst
so eröffnete:

1605

V ir t u t e

Als wir des Waidwerks woll abgangen
Und ich ein gutes Schwein gefangen
Auch ich mit Freuden kam zu Haus
Trank ich den Willkomm erstlich aus.

Georg Friedrich Markgraf von Baden

Seit dieser Zeit werden die Goldene Sau und
das Willkommbuch im Forsthaus aufbewahrt
und in Ehren gehalten. Und bis zum heutigen
Tag hat mancher prominente Gast sich in das
Willkommbuch eingetragen, nachdem die Sau
geleert war. Der Landvogt von Leutrum, der
wiederholt hier weilte, hat uns folgenden Bericht
aus dem Jahre 1731 hinterlassen: „Als Markgraf
Georg Friedrich Beat. Memor. anno 1605 sich mit
der Jagd um dieses Schloß divertirte mit anwesenden
fremden Fürsten, Grafen und Herren,
und auch ein stark Wildschwein erlegte, waren
selbiger dermaßen darüber vergnügt, daß er zu
dessen Gedächtnis und der Jägerei im Oberland
zu Ehren einen Willkomm gestiftet, welcher eine
silberne übergoldete Sau repräsentiret, eine Maß
in sich haltend auch in das dazu gelegte Buch
folgenden Vers oder Reimen selbst mit hohen
Händen eingeschrieben, welche beide Stücke zum
Forstamt Rötteln gehörig, dermalen aber zu
Basel wegen den Kriegstroublen bei andern
fürstlichen Effecten durch Herrn Archivarium
und Hofrat Drollinger gegen Revers deponiert
worden und hat man bei diversamen und lustigen
Occasionen Leute von Distinction, so daraus
redlich getrunken, ihren Namen samt einem
Gesundheit-Vers einschreiben lassen, wobei aber
mancher wahrgenommen, daß weder physice
noch moraliter mit denen wilden Sauen zu
scherzen sei".

Auf den Forstmeister Jacob von Rotberg den
Älteren folgte Jacob von Rotberg der Jüngere.
1640 erscheint Hans Ludwig von Schmidiberg.
Der Dreißigjährige Krieg war mittlerweile auch
in unsere Gegend gekommen. Als der Markgraf
Georg Friedrich sich entschloß, auf Seiten der
Protestanten am Krieg teilzunehmen, gab er die
Regierung ab zugunsten seines Sohnes. Er hoffte,
daß dadurch sein Land vom Krieg verschont bleiben
würde. Aber am 24. Januar 1633 kamen die
kaiserlichen Truppen hierher und hausten übel.
Am 15. April steckten sie Kandern in Brand; 20
Gebäude verbrannten, 21 Personen kamen ums
Leben. Die Bevölkerung floh teils in die Wälder,
teils nach Basel. Nach dem Friedensschluß kamen
einige ruhige Jahre. Aber bald begannen die
Kriegszeiten wieder: 1678 wurde die Sausenburg
zerstört.

Markgraf Friedrich VI. (1659—1677) ließ in
der Zeit zwischen beiden Kriegen „die in vorigen
Kriegen verderbten Schlösser... zu Rötteln,

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