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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-07/0006
„es die höchste Not erfordere und keinen weiteren
Aufschub mehr leyde". In seiner Antwort
vom 6. Februar 1753 machte der Abt den Vorschlag
, mit den Bauarbeiten zeitig im Frühjahr
1754 zu beginnen, weil im laufenden Jahr die
Handwerker und die Materialien noch für den
Klosterbau in St. Peter gebraucht würden. Nachdem
im Juni 1754 Pastor Vulpius Reparaturen
am Pferde- und Ochsenstall verlangt hatte,
drängte im September 1754 auch Hof rat Salzer
zu Müllheim „durch Importunitaet des Wolfenweilerischen
Pfarrers Vulpii abermahlen auf die
Erbauung eines neuen Pfarrhauses zu Wolfenweiler
". Das Kloster entgegnet, es habe erfahren
, „daß eben das Pfarrhaus in so schlechtem
Stand nit seye". Der Pfarrer habe „auch sonsten
viele Commodidaeten"; so wolle er für seinen
Weinhandel einen gewölbten, großen Keller.
Wegen anderen Verpflichtungen und Schadensfällen
könne das Kloster zur Zeit „einen so ohn-
nötigen als kostbaren Bau nit vornehmen". Später
fügte der Abt in einem Schreiben an das
Oberamt in Badenweiler hinzu, daß dem Kloster
hoffentlich nichts zugemutet werde, was über
seine Kräfte gehe. Das Pfarrhaus sei für den
Pfarrer und seine kleine Familie noch „etliche
Jahre commod genug". Vor dem Pfarrhaus müsse
noch die Zehntscheuer und die Trotten neu gebaut
werden, worüber die Pläne bereits an den
Bischof zu Konstanz eingesandt wurden. Der
Abt habe für die Pfarrhäuser zu Betberg, Buggingen
und Wolfenweiler und für den Kirchenbau
zu Seefelden mehr ausgegeben, als was er
während seiner Regierung aus diesen Gemeinden
eingenommen habe.

Doch schließlich nahm der tatkräftige Prälat
Steyrer, der im Jahre 1749 im Alter von 34 Jahren
zum Abt gewählt wurde und das Kloster
St. Peter 45 Jahre lang leitete, auch die Wolfenweiler
Bauanliegen in Angriff2. Im Frühjahr
1756 ritten Amtmann Maichelbeck und Architekt
Johannes Willam nach Wolfenweiler, um den
Bau von Scheune, Kelter und Stallung zu planen.
Ihnen folgten die Bregenzer Maurer und bereits
Mitte September konnte der Abt die neuen
Gebäude besichtigen und das Lob aussprechen,
daß sie „elegant" erstellt seien. Die bischöfliche
Behörde von Konstanz und das „größere Spital"

von Freiburg trugen als Mitzehntherren einen
Teil der Baukosten.

Drei Jahre später löste der Abt sein Versprechen
ein und ließ ein neues Pfarrhaus bauen.
Nach dem Akkord vom 16. März 1759 erhielt der
Klosterbaumeister Willam3 für das Abreißen des
alten und Erbauen des neuen Pfarrhauses 1200 Q.
Am 25. September des gleichen Jahres fand Abt
Steyrer bei einem Besuch das fertige Pfarrhaus
„solid, elegant und schön gebaut". Das stattliche,
geräumige, mit großen Fenstern versehene, zweistöckige
Pfarrhaus stellt noch heute ein markantes
Gebäude der Gemeinde dar. Das Pfarrhaus
ist unterkellert und durch eine starke Mauer,
die um den Pfarrgarten führt, von der Nachbarschaft
abgegrenzt. Die gesamten Baukosten einschließlich
der Materialien wurden vom Kloster
allein getragen; sie beliefen sich auf über 5000 fl.
Der Abt ließ den Neubau wie anderwärts so auch
hier mit seinem eigenen und des Klosters Wappen
krönen. Die lateinische Inschrift des. Doppelwappens
besagt: Philipp Jakob, Abt des Klosters
St. Peter, im Jahre 1759.

Als bei der Säkularisation im Dezember 1805
die kurbadischen Wappen an die Klostergebäude
zu Wolfenweiler geschlagen wurden, bedeutete
dies nicht nur das Ende der Klosterherrlichkeit,
sondern zugleich auch das Ende einer jahrhundertelangen
Verbundenheit zwischen Wolfenweiler
und St. Peter, von der heute außer dem
Klossterwappen am Pfarrhaus auch alte Grenzsteine
mit gekreuzten Schlüsseln zu erzählen
wissen.

Anmerkungen:

1) Hauptsächlichste Quelle zum folgenden:
Annalium Monasterii S. Petri, Jahresbände von 1749
bis 1754, Bibliothek d. Erzb. PriesterSeminars St. Peter.

2) Vergl. zum folgenden: Franz Kern, Philipp Jakob
Steyrer, Abt des Benediktinerklosters St. Peter, in
Freiburger Diözesan-Archiv, 1959, S. 89.

3) Der aus dem Bregenzer Wald stammende Klosterbaumeister
Johannes Willam starb 1764 im Alter von
60 Jahren. Von ihm heißt es im Familienbuch der
Pfarrei St. Peter (S. 198): „Ware Baumeister hiesigen
Gotteshauses 23 Jahr, welcher bey Erbauung des neuen
Convents, als auch zu S. Ulrich und Sölden, dann zu
Wolfenweyler bey Errichtung der neuen Zehnd Scheü-
ren und prächtigen Pfarrhof uns nutzliche Dienst
gethan."

Paul Stintzi, Mülhausen:

jötn 2Mlenbecg bei Kufacfj

Zwischen Rufach und Orschweier, der elsässi-
schen Ebene und Sulzmatt bildet der Bollenberg
einen etwa 1,5 km langen, 0,8 km breiten und
360 hohen Hügel. Drei verschieden hohe Erhebungen
wachsen aus dem flachen Hügel heraus,
der auf dem Gipfel von steinigem, trockenem
Heideland bedeckt ist. Der Boden ist besonders
gegen Norden mit runden Wacken übersät, deren
Ursprung in einem Oligozänkonglomerat zu suchen
ist. Haben vielleicht diese „Bollen" dem
Berg den Namen gegeben? Die Unterlage des
Berges ist der Kalk, bald gräulich, bald gelb und
rot getönt; darüber lagert eine allerdings nicht

starke rote Lehmschicht. An den sonnigen Halden
der Hänge gedeiht die Rebe, und der
„Bollenberger" gehört zu den besten Tropfen im
Oberland.

Nicht nur geologisch ist der Bollenberg
interessant — wir erinnern an die Versteinerungen
—, sondern auch botanisch. Die beiden Botaniker
Issler und Baldensperger haben eingehend
die Pflanzen des seltsamen Kalkhügels bearbeitet
und festgestellt, daß dieser auf der Scheide zwischen
der Mittelmeer- und der Steppenvegetation
liegt, daß sich hier Mittelmeerklima und Binnenklima
berühren. Verschiedene Orchideen, die

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