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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-07/0007
Kapelle auf dem Bollenberg

Küchenschelle, Türkenbund und Adonisröschen,
Hirschzungenfarn und Federgras, Silberdistel
und Weidengewächs mit gelber Blüte sind nur
einige dieser sonst seltenen Pflanzen. Max de
Ring unterscheidet zwei Bollenberge: den großen
Kalkhügel, der oben abgerundet ist, der gegen
Norden steil, gegen Osten weniger steil abfällt
und den nur armes Grasland und Heidekraut
bedecken und den kleinen Bollenberg, den weniger
hohen Kalkhügel, ehemals von Eichwald
bedeckt und aus Kalkbänken gebildet, über denen
eine nur dünne Erdschicht liegt.

Der Bollenberg ist außerordentlich sonnig und
trocken, die Niederschläge sind hier sehr gering.
Hitze und Trockenheit, Eis und Tauwetter verursachen
eine Beweglichkeit des Bodens.

Vom Bollenberg hat man einen umfassenden
Blick über die weite elsässische Ebene von Colmar
bis zum Jura, hinter dem an klaren Tagen
die Berner Alpen sich in ihrer ganzen Majestät
zeigen. Im Rücken des Wanderers bauen sich die
Vogesen auf, die Sandstein - Vorhügel von Gebweiler
bis Sulzmatt; über dem Tal von Sulzmatt
steht beherrschend der Kleine Belchen, Zinn-
köpfle und Stangenberg säumen mit dem Bollenberg
den Taleingang ein. In jeder Beziehung ein
seltsamer Hügel, der auch geschichtlich und folkloristisch
interessant ist.

Der Bollenberg
in der Geschichte

Welches ist der Ursprung des
Namens Bollenberg? Da die
historischen Dokumente fast
völlig fehlen, hat man alle
möglichen Vermutungen aufgestellt
. Schoepflin, der Verfasser
der „Alsatia Illustrata",
aus Sulzburg gebürtig, glaubte,
allerdings zu Unrecht, der Name
hänge mit Apollo zusammen
und der Hügel sei dem
Sonnengott geweiht gewesen.
Im letzten Jahrhundert glaubten
der bereits genannte Archäologe
Max de Ring sowie
der aus Gebweiler stammende
Priesterdichter Karl Braun, der
Name käme vom Gott Belen
oder Balder, dem Sonnengott.
Max de Ring ging noch weiter:
eine alte Kapelle auf dem
Bollenberg sei der hl. Polona

(Apolona), der Tochter des ersten Ritters von
Boll oder Bollen, des Herren des Bollenberges,
geweiht gewesen! Ob nicht die bereits erwähnten
Felsbrocken dem Hügel den Namen gegeben?

Fest steht, daß man am Bollenberg neolithi-
sche Funde und auch römische Münzen freigelegt
hat. Das war vor mehr denn hundert Jahren; die
Funde kamen in die Museen von Colmar und
Mülhausen. Eine Römerstraße, die Gebirgsstraße,
zog am Fuß des Hügels vorbei. Birgt der Bollenberg
noch andere Geheimnisse aus der Vorgeschichte
und der Römerzeit? Hier wäre eine
dankbare Aufgabe der Forschung.

Im Jahre 1894 entdeckte man die romanische
Apsis einer Berg- und Mutterkirche auf dem
Osthang, der nach Dr. Med. Barth einst eine
römische Siedlung trug. Dr. Med. Barth setzte
die Entstehung dieser Kirche in das 6. bis 7. Jahrhundert
und bringt als Beweis seiner These die
freigelegten Steinsärge und das St. Martins-
Patrozinium des Kirchleins, das der ganzen Umgebung
als Pfarrkirche diente. Für das Alter
dieses Gotteshauses spricht auch der hier um
1100 bezeugte Markt. Nach und nach lösten sich
die Ortschaften, deren Bevölkerung stärker geworden
war, von der alten Mutterkirche schon
vor dem 15. Jahrhundert los. Alljährlich aber
zogen die Gläubigen von Rufach, Gundolsheim,
Westhalten, Sulzmatt und Pfaffenheim prozes-
sionsweise zur alten Mutterkirche und bezeugten
damit ihre ehemalige Zugehörigkeit zu diesem
Pfarrsprengel. Orschweier baute erst 1550 eine
eigene Pfarrkirche, mußte aber das alte Bergkirchlein
samt dem Bruderhaus unterhalten.

War die Kirche auch eine Martinskirche, so
muß wohl im Laufe der Zeit die hl. Apollonia
hier besonders verehrt worden sein. Es ist nicht
ausgeschlossen, daß der Volksmund aus dem
Apolloniaberg einen Bollenberg machte. Die

Kirdie von Orschweier, im Hintergrund der Bollenberg

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