Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-07/0008
Statue dieser Heiligen kam später in die Barfüßerkirche
von Rufach, wo sie noch zu sehen ist.

Nachdem die Kirche auf dem Bollenberg als
Mutter- und Pfarrkirche verlassen worden war,
wurde sie nur noch von einem Einsiedler betreut.
Wir wissen durch Dokumente, daß die Herren
von Bollweiler den Hügel besaßen, auf dem um
1100 Kloster Heiligkreuz bei Colmar begütert
gewesen. Der Einsiedler suchte dort oben „Greb-
ling" (Trüffeln), jagte Monatsvögel und Hasen,
— die Bollenberger Hasen galten noch in der
Neuzeit als besonders gut, — und wurde 1555
wegen Wildems von den Rufachern eingesperrt.
Freiherr Nikolaus von Bollweiler beklagte sich
deshalb beim Ruf acher Magistrat; drei Dokumente
beweisen, so sagt er, daß der Bollenberg
seiner Familie gehöre, daß hier eine königliche
Prinzessin Polla gewohnt, die das Christentum
verkündete und heilig sei, die der Familie von
Bollweiler den Namen gegeben und hier ein
Kloster gegründet habe, dessen Ruinen noch zu
sehen seien!

Die Bollbergkirche stand noch, als die Revolution
ausbrach (1789). Sie wurde als Nationaleigentum
erklärt, versteigert und durch einen
Colmarer erworben. Dieser verkaufte das Gotteshaus
an die Familie Lidy von Gundolsheim. Die
Kirche fiel langsam in Trümmer, und im Jahre
1829 wurde an ihrer Stelle ein Bauerngut gebaut,
das nach 1919 verschwand.

Der Familie Lidy gelang es im Verlaufe landwirtschaftlicher
Arbeiten sechs Steinsärge aus
der Karolingerzeit freizulegen. Diese befanden
sich unter der bereits genannten Apsis der
uralten Bergkirche. Heute noch sieht man Reste
des ehemaligen Bauernhofes Lidy, zwischen dem
und dem westlichen Teil des Bollenberges ein
neuer Meierhof mit einem Gasthof und einem
großen Weingut entstand, das unter dem Namen
,,Vieux pressoir" (alte Traubenkelter) bekannt ist.

Die Gemeinde Orschweier errichtete auf dem
westlichen Teil des Hügels eine bescheidene
Kapelle, die dem hl. Kreuz geweiht ist und eine
alte kunstvolle Statue des hl. Urbanus, des Weinpatrons
, birgt. Diese Kapelle wird besonders an
Martini besucht. Sie erhielt vermutlich ihren
Namen von einem hohen Missionskreuz, das
unter den Bodenplatten der Orschweier Kirche
über die Revolutionszeit versteckt war, aber 1795
wieder auf dem Bollenberg errichtet wurde. 1909
stellte man das Kreuz über einem Altar auf. An
Martini trafen sich früher die Mitglieder der
Schützengilde von Orschweier in der Kapelle, bei
der man am Fastnachtdienstag das Fastnachtfeuer
abbrannte.

Der Jahrmarkt fand wohl an Martini statt,
doch ist auch ein solcher am Fridolinstag bekannt
. 1875 konnte man noch auf dem Haus bei
der Bergkirche die Worte lesen: „Anno 1714 ist
dieses Haus gebawen worden und gehört allhie
zu dieser Bolenkirche". Von alldem besteht
nichts mehr.

Der Bollenberg in der Sage

Wie der Bastberg, den Goethe als junger
Student besuchte, so war auch der Bollenberg

Otto Ernst Sutter:

Z)er ©Ubecfctmi* von ßatfercmgft

Der Atem stockt einem, wenn der erste Blick
auf die Zimelien des vor einem Jahr der Erde
entrissenen, spätrömischen Silberschatzes fällt.
Die Begegnung war erregend wie beim früheren
Bekanntwerden mit den Resten des Amphitheaters
, des Forums, der Tempel und der Wohnungen
— doch dann verblaßten alle diese Bilder
hinter dem mitreißenden Eindruck der Schöpfungen
spätrömischer Silberschmiede, die heute das
Glanzstück des Römermuseums darstellen.

Die Bergung dieser Schätze macht ein
exemplarisches Vorkommnis der an Seltsamkeiten
und kuriosen Geschehnissen reichen Geschichte
der archäologischen Funde aus. War
man da kurz nach Weihnachten 1961 mit Ein-
ebnungsarbeiten für einen Turnplatz von Äugst
beschäftigt, als ein Traxavator den spätrömischen
Silberschatz des Kaiseraugster Kastells in seinem
Versteck zu fassen erwischte. Mit dem Aushub
gerieten auch ein paar Gefäße — alles bisher
unbemerkt — auf einen Lastwagen und landeten
in einer Schuttgrube. Erde ward auf sie geworfen
und ein tüchtiger Schneefall sorgte dafür,
daß sie zunächst wieder verschüttet blieben. Es
wurde Januar 1962, als die weiße Decke schmolz
und man gewahr ward, daß da aus dem Morast
merkwürdige Großteller hervorlugten — nun, es
war nicht zu spät, jetzt den grandiosen Fund
sachkundig und kunstgerecht zu bergen. An die
200 Einzelstücke zählte man, darunter neben
187 silbernen Münzen, die an sich schon einen
Hochibesitz darstellen, beispiellos schöne, reich
geschmückte Silberplatten und Tabletts, römisches
Eßbesteck, Schüsseln, Tassen und Becher,
einen Kandelaber und eine zauberhafte Venus-
Statuette .. .

Der Abend brach herein, als wir zurückfuhren
. Im Reisequartier wurde es Mitternacht,
und wir kamen von der Unterhaltung über den
Silberschatz erst los, als wir einander Gutenacht
sagten und uns schlafen legten. Dem Skribent
aber folgte die sogenannte Achilles-Platte in die
Träume. In unbeschreiblicher Schilderfreude hat
der Silberschmied am Rande der flachen, leicht
vertieften Schüssel, deren Mitte ein Bildmedaillon
trägt, das die Entdeckung des als Frau verkleideten
Achilles durch Odysseus zeigt, in einem
Fries seiner wundervollen Phantasie die Zügel
gelockert, indem er in fesselnden Szenen aus
dem Leben des Helden Achill erzählt.

Wie gesagt, es verschlägt einem den Atem,
wenn das Auge diese Kronzeugen römischer
Silberschmiede-Kunst zu betrachten beginnt. ..

als Versammlungs- und Tanzstätte der Hexen
bekannt. Bei beiden Hügeln haben die Lage,
aber auch die Versteinerungen mitgespielt, die
das Volk nicht zu deuten wußte. Wenn die Nacht
Berg und Tal in ein undurchdringliches Dunkel
hüllt, fahren die Hexen auf ihren Besen auf den
Bollenberg.

Ein Hirte hütete eines Tages seine Schafe
auf dem Bollenberg. Am Abend entlud sich ein

6


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-07/0008