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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-07/0009
heftiges Unwetter über dieser Gegend. Mitten
im Gewitter stürzte ein Ritter auf die Herde zu
und jagte sie auseinander. Das Jammern des
Hirten beantwortete der Ritter auf dem feuersprühenden
Roß mit einem Hohngelächter.

Eines Abends kam von Orschweier her der
Schreiner Klaus auf den Bollenberg. Es war just
um die Mitternachtsstunde. Als Klaus über die
Heidefläche des Hügels wanderte, sah er sich
plötzlich in den strahlenden Saal eines Schlosses
versetzt. An einem Tisch saßen lustige weinselige
Menschen. Einer von ihnen erhob sich und
bot dem Schreiner einen mit Wein gefüllten
Becher. Dazu sprach er: „Willkommen, Freund,
am Mahl der Glückseligen! Leere den Becher,

unsere Freundschaft zu besiegeln!" Klaus nahm
den Becher "und betete darüber diese Worte:
„Benedicite Domine". Sofort war der ganze
Spuck verschwunden. In seinen Händen aber
hielt Klaus einen Totenschädel.

Nach einer anderen Uberlieferung widerfuhr
dieses Abenteuer einem aus Westhalten heimkehrenden
Musikanten, der dort zur Kilbe aufgespielt
hatte. Auch er geriet in das Hexenspiel,
wurde aber durch ein frommes Wort gerettet.'
Daß er am andern Morgen im Dorngestrüpp
erwachte, versteht jeder, der einmal den Bollen-
berger oder Sulzmatter zu andächtig geschlürft
hat und spät in der Nacht heimwandert. Der Bollenberg
ist ein seltsamer, geheimnisvoller Berg.

Gerhard Geiger:

jözn 2lcmtfng bei: //Umenfeßecfccw'7 aue ©taufen

In seinem Werk „Fundstätten und Funde aus
vorgeschichtlicher, römischer und alamannisch-
fränkischer Zeit" (I. Bd., Tübingen, 1908) bildet
E. Wagner einen 1853 in Staufen gefundenen
Bronzearmring ab (Abb. 148), der der Urnen-
felderkultur angehört. Die näheren Fundumstände
dieses Armringes sind nicht bekannt. Die Urnen-
felderkultur selbst steht am Übergang von der
Bronzekultur zur Hallstattkultur, wobei letztere
früher im weiteren Sinn als „Eisenzeit" bezeichnet
wurde. Die letzte Stufe der „Bronzekultur"
(Bronzezeit D) und die beiden ersten Stufen der
„Hallstattkultur" i. w. S. (Hallstatt A u. B) wurden
später ausgeklammert und unter dem Namen
Urnenfelderkultur zusammengefaßt \ Sie wird
im allgemeinen in die Zeit von 1200—800 v.Chr.
gestellt, wobei wir für diesen Bronzearmring aus
Staufen, der der älteren Phase dieser Kultur
angehört, als groben Zeitansatz die Jahrzehnte
um 1000 v. Chr. festlegen können.

Der heutige Stand der Forschung ermöglicht
es, diesen Ring neben vergleichbare Stücke aus
Ehingen, Gammertingen (Kr. Sigmaringen) und
Kaltbrunn (Kr. Konstanz) zu stellen2. W. Dehn
führt diese schweren Armringe auf östliche
Urnenfeldereinflüsse aus dem westungarisch-
mährischen Raum zurück, als deren bis nach
Süddeutschland und das Rheingebiet gekommene
Ausläufer sie betrachtet werden müssen. Aufschlußreich
ist in diesem Zusammenhang der von
W. Dehn (1950) publizierte Grabfund aus Enzen
(nordwestl. Trier, Kr. Bitburg). Die dort in einer
in den Boden eingetieften Grube gefundenen
offenen Bronzearmringe mit leichten Stollenenden
gleichen dem Staufener Armring. Auch
sie trugen als Verzierung (auf der Außenfläche)
Querstrichbänder, die an den Enden der Ringe
von einer Zickzacklinie begrenzt wurden. Die
Querbänder waren durch „liegende Kreuze" aus

quergestrichelten, schmalen Bändern ausgefüllt.
Den Abschluß der Verzierungsfläche bildete ein
„schräggestrichelter Saum". Die beiden Bronzearmringe
aus Enzen werden nach dem Ausweis
der übrigen Bronzegegenstände, die man dem
Toten mitgegeben hatte, in die ältere Phase der
Urnenfelderkultur (Hallstatt A) gestellt3. Ihnen
— wie auch weiteren Vergleichsstücken4 — ist
eine typische Verzierung gemeinsam: „Den Ringkörper
umziehen in Abständen Querstrichbündel,
gelegentlich von Zickzacklinien begleitet, die
Zwischenfelder bedeckt je ein liegendes Kreuz
aus meist querstrichgefüllten Bändern"5. Der
„altertümliche Zug" dieser Ringe, die in der
älteren Urnenfelderstufe besonders hervortreten,
wird durch das Verzierungselement des liegenden
Kreuzes unterstrichen, ein Motiv, das die
ältere Urnenfelderphase auch mit der ihr vorausgehenden
späten Hügelgräberkultur teilt, in die
dieses Verzierungselement als „Neuform" kommt.

Anmerkungen:

1) Für Baden vergl. die Monographie der Urnenfelderkultur
von Wolfgang Kimmig, Die Urnenfelderkultur
in Baden, in: BRGK, 1940; dazu: Emil Vogt, Der Zierstil
der späten Pfahlbaubronzen, in: Zeitschrift für
Schweiz. Arch. und Kunstgesch., 1942.

2) Dehn, Wolf gang, Bronzeschmuß der Urnenfelder zeit
aus einem Brandgrab bei Enzen (Kreis Bitburg), in:
Trierer Zeitschr., 1950, S.9ff., bes. S. 17; vgl. die einzelnen
Belege und Literaturangaben bei Dehn a. a. O.

3) Dehn, a. a. O., S. 14; vgl. Abb. 2, 1—2 und 3, 8—9.

4) Auch Rech (Kr. Merzig), Fremersdorf (Saar), Wollendorf
und Irlich (Kr. Neuwied), dem Frankfurter Stadtwald
, Feudenheim (Kreis Mannheim), Eppstein (Kreis
Frankenthal) (nach Dehn, a. a. O., S. 16).

5) Dehn, a. a. O., S. 16.

Unsere Abbildung nach E.Wagner (1908, Abb. 148) wurde
der Veröffentlichung von W. Werth, Aus der heimatlichen
Vorzeit, Sonderdruck aus der Zeitschrift Schauinsland
des Breisgauvereins, Jahrl. 74, Freiburg i. Br.t 1956,
S. 3, Abb. 2, entnommen.

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