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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-07/0011
selbige ohnweit Cander alwo der Candermer,
Steinerner, Wolpacher Forst oder Huth zusammenstoßen
, Sich mit der jagdt recreiret, auch ein
rafraichissement mit Essen und Trinken im Waldt
genossen, fiele dazumalen ein solch stark Regenwetter
ein, daß die speisen und schißein gantz
mit Regenwaßer angefüllt wurden, dessen ohn-
geachtet machten Sich Se. Durchleuchtigkeit und
die ganze Suite rechtschaffen lustig und befahlen
gnädigst, den orth und selbige refier zur „nassen
Kuchen" zu nennen. Ich ließe nachgehends einen
Steinernen Tisch, eine Octogone, auf dasiges
Lager setzen und solchen mit einem Cabinet von
Lebendigen Hagenbüchlein zum Ewigen gedacht-
nus umgeben, auch darauf aus meinem geringen
poeten-Sack Folgende Inscription graviren:

Hier muß der düstere Wald

Printz Friedrich's Aufenthalt

Und dieser Wildnus finsterer Erden

Zum Paradies der Freuden werden,

Doch weil der Himmel jetzt

Die Jagdlust sehr benetzt,

Soll dieser Ort, wer solchen kennet,

Zur Naßen Kuchen sein genennet.

Dise Einweyhung geschah den 17. Juni, eben an
dem Tag, da es sich gejähret mit dem gestifteten
fürstlichen Orden der Treue und hat man dem
Stifter zu unterth. Ehren und gedachtnus mit
guten fremden und Liebhabern der Jägerey das
Anniversarium gehalten und solche lustbarkeit
mit Haltung eines Kleinen Scheibenschießens
allemahl geendigt, wie Oben gedacht war".

Der Tisch nebst acht Steinsitzen steht jetzt
im Kanderner Forstgarten; die Bezeichnung
„Nasse Küche" aber ist als Bezeichnung des
Ortes geblieben.

1730 wurde anstelle des bisherigen Zauns
„weilen das Holz, besonders aber das eichene
ziemlich rar zu werden beginnt" eine Mauer der
Straße nach bis an das Eck gegen das Ochsenwirtshaus
errichtet. Leutrum berichtet: 1719, als
in Lörrach ein Salzmagazin mit Fruchtspeicher
gebaut werden sollte, wurde das tannene Bauholz
in Basel gekauft, also Floßholz, weil es billiger
kam als das aus den herrschaftlichen Waldungen.
In einem Bericht aus jener Zeit heißt es: „Nachdem
das Holz allerorten, auch in diesen beeden
oberen Herrschaften, klemm und rarer zu werden
beginnt, als seind auch bei hiesigem fürstlichen
Forstambt die Tax dreimal innerhalb
26 Jahren geändert worden". So kostete eine
Eiche, zwei Klafter im Maß und 25—30 Schuh
in der Länge, im Jahre 1712 zwei Gulden, 1732
das Doppelte und 1737 fünf Gulden; ein tanne-
ner Dielenbaum 1 fl 42 kr bzw. 2 fl bzw. 2 fl
3 kr. Aus dem Ende des Jahrhunderts besitzen
wir eine Berechnung für den Neubau der Kirche
in Hertingen, der 1785 begann. Das Bauamt stellt
fest: wenn man das Holz im Staatswald schlagen
lasse, müsse man mit 371 Gulden rechnen, wozu
noch über 100 Fronfuhren kommen. In Basel
könne man das Holz für 288 Gulden erwerben.
Von dort werde es durch einen Flößer aus Kirchen
in ein Altwasser des Rheins bei Kirchen
geflößt, wofür der Mann 8 Kreuzer für jeden
der 131 Stämme rechne. Wenn dann der Zimmermann
in Kirchen das Holz zugerichtet habe, gebe
es höchstens 60 Fuhrlöhne, für die in der Fron
je V2 Maß Wein und 1 Pfund Kommis gegeben
werden.

- 1732 soll der Kammerrat Forstmeistereiverweser
Bischof das Haus beziehen. Während seiner
Anwesenheit wird das größte Zimmer, „ein
Saal, der 37 Schuh lang und 15 Schuh breit ist,
welcher noch niemals ausgebauen", hergerichtet.
1745 stirbt Bischof, und seine Forderung auf
72 Gulden 45 Kreuzer für „Zehrungen bei Anwesenheit
der Ungarischen Armee" ist noch nicht
beglichen. Auf ihn folgt Forstverwalter Stork,
dann Sonntag, der 1766 als Burgvogt nach Lörrach
kommt. Sonntags Sohn, ein Freund Hebels,
wird später Vikar in Kandern.

Stork hörte 1748 im Sommer, daß nach Kandern
wieder ein besonderer Forstmeister kommen
sollte. Er bittet, da seine bisherige Wohnung
im Forsthaus wohl vom Forstmeister bezogen
werde, Wohnungen aber rar seien, ihm für
eine Behausung zu sorgen. Er schlägt das Iselin-
sche Haus vor. 1749 berichtet Wallbrunn: Als
Ew. Hochfürstl. Durchlaucht sich gnädigst resol-
vieret haben, den Forstmeistereidienst zu Kandern
wiederum mit einem Cavallier zu besetzen.
Er besichtigt das Iselin'sche Haus zusammen mit
dem Werkmeister Schrot; er findet es ziemlich
teuer und innen schlecht. Er schlägt deshalb das
gegenüberliegende Löwenwirtshaus (heute Köbel-
Thiele) vor. 1751 wird doch das Iselin'sche Haus
angekauft um 2100 Pfund Basler Währung. Und
1780 bewilligt die Rentkammer, daß der Gartenhag
bei der Forstverwaltung in Kandern am Weg
gegen die Papiermühle wiederum aus Eichenholz
hergestellt wird! Nun wird die Verwaltung in
die Hammersteinerstraße verlegt; das Forsthaus
ist nur für den jeweiligen Forstmeister und
seine Gäste.

Nur kurze Zeit, von 1778 bis 1784, war der
Freiher von Adelsheim im Kanderner Forsthaus.
1783 war der Markgraf wieder einmal zur Jagd
im Heuberg, wobei ihm die „Dicke Eiche" auffiel
. Er verlangte vom Forstamt genaue Angaben
über die Größe dieses Baumes. Der Freiherr von
Adelsheim ließ den Umfang messen, und in den
Akten in Karlsruhe ist der Bericht erhalten. Ein
resedagrüner Bast von 5,40 Meter Länge liegt
bei den Akten, und der Bericht sagt, daß dieses
Band den Umfang der Dicken Eiche im Heuberg,
3 Schuh über dem Boden gemessen, bezeichne.

Auf Adelsheim folgte Carl Ludwig Magnus
Freiherr von Stetten, der bei seinem Dienstantritt
in das Willkommbuch schrieb: „Unverhofft
kommt oft, da ich mich nach zwölf Jahren
nach dem Tode meines selgen Herrn Vaters als
dermaliger Oberforstmeister in dieses ehrwürdige
Altertum einschreiben konnte". Er war hier bis
1826. Am 19. Juni dieses Jahres feierte er seinen
66. Geburtstag. In seine Amtszeit fallen eine
Reihe wichtiger Vorkommnisse. 1788 berichtet
der Kanderner Forstverwalter Gerstner, daß das
Forstamt seit zehn Jahren Wassermangel habe.
Der Brunnenmeister Oswald stellt fest, daß die
Schuld daran liege, daß alle Zugänge zur Brunnstube
verstopft seien. „Aber die Arbeiter ließen

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