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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-07/0014
alte Lehmschichten verbreitet, die von einer
noch früheren Lößablagerung herrühren als die
Böden im mittleren Hügellandbereich. Dieser
alte Löß ist in seiner ganzen Mächtigkeit in
Lehm umgewandelt, der oft wasserundurchlässig
ist und eine wichtige Voraussetzung zur Bildung
der zahlreichen Weiher und Teiche im westlichen
Sundgau bildet, die heute alle der Fischzucht
dienen. Der Verbreitungsbereich der Sundgauweiher
fällt im wesentlichen mit dem Ausdehnungsgebiet
der Lehmböden zusammen. Sie lassen
einen noch ausgewascheneren Zustand erkennen
als die Lößlehmböden des mittleren
Hügellandes und sind in ihren oberflächigen
Horizonten sauer. In ihrer physikalischen Zusammensetzung
gleichen sie den Lößlehmböden;
ihr Tongehalt ist aber meist geringer. Sehr zahlreich
ist der feinkörnige Sand in ihnen vertreten,
der mehr als die Hälfte aller Bestandteile ausmachen
kann. Insgesamt betrachtet, stellen die
alten Lehmböden die für den Landmann am
schwierigsten zu bearbeitenden Böden im
Sundgau dar und werfen auch die geringsten
Erträge ab.

Neben diesen im Sundgauer Hügelland allgemein
verbreiteten Bodentypen finden sich noch
andere Bodenarten, die zwar nur eine flächenmäßig
geringe Verbreitung erlangen, deswegen
in ihrer Bedeutung für die örtliche Landwirtschaft
aber nicht unterschätzt werden dürfen. An
den den vorherrschenden SW- und W - Winden
entgegengerichteten Talhängen und an den der
Erosion besonders ausgesetzten Stellen der
Hügelrücken sind die Schichten des Untergrundes
freigelegt worden, die dann mit Ton, Sand
oder auch Mergeln und Kalken Böden ausbilden,
die als bevorzugte Plätze für die Anpflanzung
von Obstbäumen oder in früheren Zeiten auch
Reben verwandt wurden. Die jungen Alluvialböden
auf den Talgründen, die sich im wesentlichen
aus Bodenbestandteilen der benachbarten
Talhänge zusammensetzen, gehören ebenfalls
hierzu. Im Bereich des Lößlandes sind sie kalkhaltig
, was besonders im Illtal unterhalb von
Altkirch festgestellt werden kann, während sie
im westlichen Bereich der vorherrschenden
Lehmböden einen neutralen oder saueren Charakter
aufweisen. Bedeckt sind diese Alluvialböden
in den Talniederungen immer mit Wiesenland
, das der unregelmäßigen Wasserführung der
Flüsse und der geringen Tiefe des Grundwasserstandes
wegen der dauernden Gefahr von Überschwemmungen
ausgesetzt ist.

Die Verbreitung der verschiedenen Bodenarten
bestimmt im Zusammenhang mit dem
Klima, das im Sundgauer Hügelland wesentlich
feuchter und rauher ist als in der östlich und
nordöstlich benachbarten Rheinebene, den vorherrschenden
Zug in der Landwirtschaft. Das
östliche Hügelland mit seinen fruchtbaren und
leicht zu bearbeitenden Lößböden bildet das alte
Getreideanbaugebiet des Sundgaus, während in
den feuchteren mittleren und westlichen Hügelzonen
, wo die Lößlehm- und Lehmböden überwiegen
, neben dem Getreideanbau die Wald- und
Grünlandwirtschaft und damit die Viehzucht von

alters her eine beachtliche Rolle gespielt haben.
Dazu kommt dann im westlichen Sundgau, besonders
im Bereich des Largtals, noch die Fischzucht
als ein wesentlicher Faktor der sundgaui-
schen Tierproduktion.

Im Sundgau, dessen Bild der Kulturlandschaft
ganz überwiegend von den ländlichen Siedlungen
mit ihren Gewannfluren bestimmt wird, reicht
die Landwirtschaft weit in die vorgeschichtliche
Zeit zurück, und zahllose archäologische Funde
beweisen, daß sich in dem fruchtbaren Lößhügelland
des Ostsundgaus in der Jungsteinzeit
die ersten seßhaften Ackerbauern des Elsasses
niedergelassen haben. Für einen beachtlichen
Ackerbau in der vorrömischen Metallzeit und in
der gallorömischen Epoche liegen ebenfalls
mannigfache Zeugnisse vor, die gerade den Ostsundgau
als bevorzugtes Ackerbaugebiet erkennen
lassen. So ist es auch nicht verwunderlich,
wenn die germanischen Einwanderer, die im
Laufe des 5. Jahrhunderts aus der Rheinebene in
den Sundgau vorstoßen, in die zum Ackerbau
lockenden fruchtbaren Lößhügel eindringen und
bereits in merowingischer Zeit einen intensiven
Landesausbau betreiben. In jener frühmittelalterlichen
Epoche darf wohl auch der Ursprung der
Wirtschaftsform gesucht werden, von der die
sundgauische Landwirtschaft heute noch ganz
überwiegend bestimmt ist: die Dreifelderwirtschaft
. Im Sundgauer Hügelland läßt sich heute
noch die ursprüngliche Dreifelderwirtschaft mit
ihrem ausgedehnten Brachland in verschiedenen
Landstrichen finden, wenn auch im wesentlichen
die verbesserte Dreifelderwirtschaft mit der
Kultivierung des Brachfeldes vorherrscht. Auf
dem wenig fruchtbaren Boden der Brettener
Heide im nordwestlichen Hügelland im Bereich
der Dörfer Bretten und Welschensteinbach, bei
Largitzen im Westsundgau, aber auch bei Jettingen
im Hundsbachertal und in dem südlich an
das Sundgauer Hügelland angrenzenden Gebiet
des elsässischen Juras läßt sich die Brache der
alten Dreifelderwirtschaft noch erkennen. Die
Fruchtfolge in der heutigen Dreifelderwirtschaft
des Sundgaus vollzieht sich im allgemeinen so,
daß im ersten Jahr eine Zeige mit Wintergetreide
bebaut wird. Im darauffolgenden Jahr wird sie
mit Sommergetreide und im dritten Jahr mit
Brachfrüchten unter Zu-Hilfe-nahme der Stall-
mistdüngung bepflanzt. Eine allgemeine Bebauung
des Brachfeldes hat sich im Sundgauer
Hügelland im Lauf des 19. Jahrhunderts nur
langsam vollzogen. Um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts war die Brache im nordöstlichen
Teil des Hügellandes fast ganz verschwunden,
und die brachliegende Zeige wurde mit Kartoffeln
, Runkelrüben, Rot- und Inkarnatklee und
anderen Futterpflanzen bebaut. Im südlichen
Hügelland dagegen hat sich die verbesserte
Dreifelderwirtschaft erst um die Jahrhundertwende
allgemein durchgesetzt.

Als Wintergetreide wird im Sundgau heute
fast durchweg Weizen angebaut, worunter dem
Altkircher-Weizen, einem roten Winterkolbenweizen
, eine große Bedeutung zukommt, weil er
einmal unempfindlich gegen starke Fröste ist,

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