http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-07/0015
die im Sundgauer Hügelland noch bis in den
April und Mai hinein auftreten können, und1
zum anderen nicht übermäßig unter allzu heftiger
Sonnenhitze leidet. Der Weizenanbau im
großen Maß ist im Sundgau jung und reicht nur
bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zurück.
Zahlreiche urkundliche Belege weisen darauf
hin, daß im 17., 18. Jahrhundert und früher der
Spelz oder Dinkel die vorherrschende Brotfrucht
war, und es ist ganz bezeichnend, daß der Spelz,
der gegen* extreme Klimaschwankungen zwar
unempfindlicher ist als der normale Weizen,
seiner geringeren Produktivität wegen aber
kaum noch angebaut, bei den Sundgauer Bauern
„Korn" genannt wird. „Korn" heißt ja immer
die Getreideart, die für die Gegend besonders
wichtig ist. Für den Weizenanbau sind besonders
die Löß- und Lößlehmböden geeignet, wo
40 dz/ha erzielt und überschritten werden. Die
Lehmböden im Westsundgau sind im allgemeinen
für den Weizenanbau zu feucht, werfen aber
dieselben Erträge ab, wenn sie entwässert und
intensiv bebaut werden. Zur Zeit werden im
Sundgauer Hügelland und im elsässischen Jura
ungefähr 9000 ha Ackerfläche mit Weizen bebaut.
(Schluß folgt)
Fritz Meier, Basel:
@ine $apfttxmt)l in 3afel suc ?eft beö &on$\[6
Aus einem alten Basler Lesebuch (November 1439)
17 Jahre lang — von 1431 bis 1448 — dauerte
das Basler Konzil. Berühmte Gelehrte und hohe
Geistliche aus aller Welt weilten damals für
kürzere oder längere Zeit in der Stadt.
Das glanzvollste Ereignis jener bewegten Jahre
war die Wahl des Herzogs Amadeus von Savoyen
zum Papst.
Ein Kardinal (Ludwig d'Allemand, Erzbischof
von Arles), elf Bischöfe, sieben Äbte und vierzehn
weitere Geistliche und Rechtsgelehrte bildeten
das „Konklave", die Versammlung der
geistlichen Herren, die in völliger Abgeschlossenheit
den Papst zu wählen hatten.
Im Münster wurde zuerst für die Wähler ein
Hochamt gehalten. Eine gewaltige Menge wohnte
der Feier bei, und viele Frauen weinten vor
Rührung. Dann schritten die Wähler in einer
Prozession zum Haus „Zur Mücke". Hier wurden
die Herren in kleinen, engen Zellen untergebracht
. Zweimal im Tag überbrachten ihnen
die Diener das einfache Essen. Sieben Tage und
sechs Nächte mußten die Wähler in den feuchten
und kalten Räumen aushalten, bis die Wahl
zustande kam. Nach einer Woche endlich schlug
der Kardinal von Arles mit der Axt die Läden
auf und verkündete dem harrenden Volke, der
Herzog von Savoyen habe die nötige Stimmenzahl
erhalten.
Der Gewählte lebte in dieser Zeit als stiller
Mann in einem Schloß am Genfer See. Erst ein
halbes Jahr später ritt er durch das Äschentor
in Basel ein. Vornehme Leute hielten auf seinem
Zuge nach dem Münster den Saum seines
Gewandes, und Bürgermeister Arnold Bärenfels
führte die Zügel des päpstlichen Rosses.
Einige Wochen später wurde der neugewählte
Papst vor dem Münster gekrönt. Noch nie waren
auf dem Münsterplatz so viele Menschen versammelt
gewesen. Selbst von den Bäumen herab
sahen sich unzählige das seltene Ereignis an. —
Zum erstenmal in seinem Leben feierte der
Papst, der nun den Namen Felix V. führte, auf
einem hohen Holzgerüst vor dem Münster die
Messe. Dann setzte ihm der Kardinal die dreifache
, mit kostbaren Edelsteinen besetzte Krone
auf.
Auf die Krönimg folgte ein Festzug, wie Basel
noch keinen gesehen hatte. Zu vorderst schritten
die dichten Scharen der Kriegsleute und Diener.
Ihnen folgte die Basler Ritterschaft zu Pferde. In
prachtvollen Gewändern von Gold und Purpur
ritten die Edeln von Savoyen. Dann kamen
Trompeter und Pfeifer, gefolgt von der Basler
Geistlichkeit mit den Reliquien.
Laute Bewunderung erregten zwölf schneeweiße
Pferde unter roten Decken. Weithin leuchtete
der große Sonnenschirm in den römischen
Farben. Würdig schritten die Herren des Konzils
einher. Zwischen zwei großen brennenden
Leuchtern wurde das Allerheiligste getragen.
Hinter ihm ritt unter einem goldenen Baldachin
der Papst mit der dreifachen Krone. Zwei Edel-
leute führten die Zügel seines Pferdes. Das Gefolge
des Papstes warf Geld unter die Menge.
Am Schluß des Zuges schritten die Gesandten
der Städte und Fürsten. Auf langem Weg durchzog
dieser glanzvolle Zug die Stadt. Erst beim
Predigerkloster endigte er. In ihm verbrachte
Papst Felix die Nacht.
»Die Markgrafschaft«
Monatszeitschrift des Hebelbundes
stellt die Verbindung zwischen den Hebelfreunden in
der Heimat und in der Ferne dar. Wer sie abonniert,
hilft dem Hebelbund bei der Erfüllung seiner vielen
und schönen Aufgaben.
Einzelheft....... DM -.70
Halbjahresabonnement =■ 6 Hefte DM 4.20
Jahresabonnement für 12 Hefte . DM 8.40
Nach auswärts oder ins Ausland Porto zusätzlich.
Bestellungen nimmt entgegen:
Obl. K. Schäfer, 7844 Neuenburg
13
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-07/0015