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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-07/0018
Ehe ich zu Bett ging, betrachtete ich Hummeline
noch einmal. Da ward ich gewahr, daß
sie tot war ...

Also ist es ihr letzter Flug gewesen, der sie
zu dem Alternden führte, bei dem sie ihre letzte
Stunde erwartete...

Vermutlich war sie eine Hummelkönigin, die
in sicherem Schlupfwinkel den Winter verbracht
— während ihr Geschlecht, wie es bei Hummeln
im Spätherbst zu geschehen pflegt, dahinstarb —
und nun im Frühling ihre mütterliche Sendung
als Erweckerin, einer neuen Generation vollbracht
hatte...

Daß auch ihm einmal ein sanftes Verklingen
gegönnt sein möge, dachte der Alternde, als er
die entseelte Hummeline in die Vitrine legte, die
mancherlei Souvenirs birgt. Von Zeit zu Zeit
betrachtet er im Glasschränklein seine Hummeline
— und jedesmal denkt er an ihr gelassenes
Dahinschwinden.. .

©alomonftegel

Die Blume mit diesem seltsamen Namen blüht
abseits; im Schatten der Wälder. Sie ist nicht so
schön wie ihre vornehmen Schwestern in den
Gärten der Menschen: die Rose und die Nelke.
Unauffällig ist ihr Gewand. Die zarten Blüten-
glöckchen sind grünlich - gelb. Nach dem Verblühen
wandeln sie sich in kleine blaue Beeren.
Diese sind giftig wie die ganze Pflanze.

Und dennoch: Unsere Blume trägt ein ehrwürdiges
Geheimnis. Da Gott der Herr den
ersten Menschen schuf, so erzählt die Legende,
ließ er von Engelhand siebenerlei feinste Erde
zusammentragen. Daraus formte er des Menschen
Leib. Eine unsterbliche Seele hauchte er ihm ein.
Ein Klümpchen Erde blieb übrig. Da Adam es
fand und berührte, verwandelte es sich in einen
Edelstein. Adam fügte es als Vermächtnis des
Schöpfers aus hoher Ehrfurcht in einen Altarstein
ein.

Der Edelstein zerbarst in tausend Scherben,
da der Sündenfall sich ereignete.

König Salomon ließ aus einem der Scherben
von einem Künstler einen Siegelring fertigen.
Dieser Ring war der größte Schatz des Königs,
der den herrlichen Tempel von Jerusalem erbaut
und uns das „Hohelied" hinterlassen hat.

Wer den weißen Wurzelstock unserer Blume
ausgräbt, kann, wenn er Glück hat, das Spiegelbild
von Salomons Siegel finden: in der Narbe
des vorjährigen Blütenstengels. Von der Volksmedizin
wird dieser Wurzelstock gern gegen
Gicht benützt. Aber ehrwürdiger erscheint es
uns, daß die Legende dieser Blume handelt von
der Geschichte der Menschheit, von Gott dem
Herrn, von einem großen König. Vergangen ist
der König und sein Siegelring. Aber unsere
Blume wird noch immerdar von ihm erzählen:
„Salomonsiegel" — das ist der Name unserer

Waldblume. Emil Baader

2£ucbbefpcedmng

Pfarrer i. R. O. Deisler:
»Lörrach-Stetten: Aus alten Zeiten«

Recht bemerkenswert ist das große Interesse, welches
der Markgräfler seit jeher der Geschichte seiner Heimat
entgegengebracht hat, ein Interesse, das den aus der
Fremde Zugezogenen als ebenso vorbildlich erscheinen
muß wie das Verständnis und die Förderung, welche die
einheimischen Dichter und Künstler im alemannischen
Dreiländereck finden. Berufene Heimatforscher spürten
die Quellen der Besiedlung, der wirtschaftlichen, kirchlichen
und politischen Entwicklung auf und schrieben in
volkstümlicher Darstellung Ortschroniken, die ebenso
dem berechtigten Stolz der Eingesessenen auf die Leistungen
der Vorfahren wie dem Verständnis der Neubürger
für die neue Heimat dienen.

Das Jubiläum des früheren Dorfes und jetzigen Lörracher
Stadtteiles Stetten, das Gedenken an seine erstmalige
urkundliche Erwähnung im Jahre 763, welches im
Juni festlich begangen wurde, waren für Herrn Pfarrer
i. R. O. Deisler der Anlaß, in jahrelanger, mühseliger
Forscherarbeit Stettens Geschiente zu ergründen und
niederzuschreiben. So entstand rechtzeitig zum Jubiläumsjahr
ein Stettener Heimatbuch, das in weitem Rahmen
alle politischen Verknüpfungen, alle wirtschaftlichen
Bindungen der Dorfgemeinde, die Folgerungen aus
Boden und Landschaft erschöpfend behandelt und aus
den Quellen der Archive belegt. Die Geschichte von
Stetten von Pfarrer Deisler, welche in ansprechenc*em
Einband und reich illustriert vorliegt, wurde in der
Stettener Buchdruckerei Schahl hergestellt; infolge
finanzieller Beteiligung verschiedener heimatbegeisterter
Stellen konnte der Preis des wertvollen Buches mit
10,40 DM niedrig gehalten werden.

Der Verfasser des Heimatbuches hat noch zwei Mitarbeiter
gewonnen: Herrn Dr. O. Wittmann, der dem

Buch eine geologische Studie des Stettener Bannes voranstellte
, und Herrn Karl Rupp, der ein interessantes
Kapitel über alte Stettener Geschlechter und Häuser
schrieb. — Herr Pfarrer Deisler mußte in seinen Ausführungen
auf Ursprung und Geschichte des fürstlichen
Frauenstiftes Säckingen eingehen, da die erstmalig 763
erwähnte Siedlung „Stettheim" in den Besitz des Klosters
überging, dessen Rechtsverhältnisse und Herrschaftsrechte
eine ausführliche Darstellung verlangen.
Von besonderem Interesse ist die Entwicklung der niederen
Gerichtsbarkeit in Stetten und ihre Übertragung
an das elsässische Geschlecht derer von Schönau, sowie
die stark umstrittene Hochgerichtsbarkeit und Landeshoheit
, welche sowohl die Markgrafen von Baden wie
das Haus Habsburg für sich in Anspruch nahmen, deren
Streitigkeiten erst 1805 ein Ende fanden, als Stetten mit
dem ganzen vorderösterreichischen Breisgau dem neuen
Großherzogtum Baden einverleibt wurde. Am heftigsten
war die Fehde zwischen den beiden Regierungen, als der
Markgraf auf die Klage Österreichs hin seine Absicht, in
Stetten die Reformation einzuführen, wieder aufgeben
mußte, so daß das Dorf dem katholischen Glauben erhalten
blieb. In einzelnen Kapiteln behandelt der Verfasser
den Stettener Dinghof, die Pfarrei Stetten, den Kirchenbau
, Kriegsschäden im Dorf, die Gemeindeverfassung,
das Stettener Schlößle, die Wiesenkorrektion, die Entstehung
Neu-Stettens usw.

Es ist bewunderswert, wie es Herrn Pfarrer Deisler
gelungen ist, trotz seines harten Leidens, dem er seit
vielen Jahren unterworfen ist, eine Geschichte Stettens
zu schreiben, die wie in einem Mosaik alle erreichbaren
Vorgänge des ehemaligen Dorfes vereint und im Zusammenhang
anschaulich darstellt, und damit nicht nur den
Stettenern, sondern jedem an der Heimatgeschichte
Interessierten im Jubiläumsjahr sein schönes Werk darzubieten
. Es sollte gerade auch von der Jugend erworben
und gelesen werden. Dr. A. Baumhauer

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