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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-08/0004
Eugen Reinhard:

jÖie Lcmbwivtfd)aft im ©unbgauec F)ügdlqn5

(Schluß.)

Im Winterfeld wurde in früheren Jahrzehnten
auch häufig Roggen angepflanzt, dessen Anbau
im Lauf der letzten Jahre mit der Intensivierung
der Landwirtschaft allgemein zurückgeht. Im
Sundgauer Hügelland leidet er im allgemeinen
an zu großer Feuchtigkeit, und sein Ertrag wird
oft durch späte, starke Schneefälle herabgesetzt.
Aus alter Tradition haben die Sundgauer Bauern
bis heute an seinem Anbau festgehalten, nicht
zuletzt auch darum, weil er einen guten Ertrag
an gleichmäßigem Stroh liefert.

In der dem Sommergetreide vorbehaltenen
Zeige wird Gerste und Hafer ausgesät. Beide
Getreidearten werden fast nur für Futterzwecke
verwandt. Die Sommergerste findet sich im
Sundgauer Hügelland besonders im Kalkgebiet
des Nordostens, im Bereich des Horstes von Mülhausen
, sowie im Westen, wo ihr Anbau auf
Grund der höheren Erträge in den letzten Jahren
auf Kosten des Hafers und sogar des Weizens
vorgedrungen ist. Liegt der mittlere Ertrag beim
Anbau von Hafer etwa bei 15—16 dz/ha, obwohl
in guten Jahren bis zu 35 dz/ha erzielt werden
können, so ernten die Sundgauer Bauern in der
Umgebimg von Altkirch jährlich 35—40 dz/ha an
Gerste. Allgemein verbreitet war bis vor wenigen
Jahren nur der Anbau von Sommergerste,
die im Frühjahr ausgesät wird. Dann aber wurden
auf dem Lößboden in der Umgebung von
Mülhausen Anbauversuche mit Wintergerste angestellt
, die erfolgreich verliefen, und die Kultivierung
dieser Gerstenart hat sich im gesamten
östlichen Hügelland anstelle des Winterroggens
durchgesetzt. Ihr Anbau ist aber auf die Lößböden
im Ostsundgau beschränkt, da sie auf den
Lößlehm- oder gar Lehmböden im Winter an zu
großer Feuchtigkeit leiden würde.

Das Brachfeld im dritten Jahr der Fruchtfolge
zeigt ein weniger einheitliches Bild als die Zeigen
im ersten und zweiten Jahr, ist es doch mit
einer Vielzahl von Pflanzen bedeckt, die an die
Stelle des gleichartigen Anbaus von Winter- oder
Sommergetreide treten. Unter den Brachfrüchten
nimmt im Sundgau die Kartoffel, deren Anbau
seit dem Ende des 18. Jahrhundert gepflegt wird,
den wichtigsten Platz ein. Bei Verwendung guter
mineralischer Düngemittel werden Hektarerträge
von 50 to erzielt; das Ertragsmittel liegt bei
15—20 to/ha. Die Kartoffel, die der schweren
Lößlehm- und Lehmböden wegen im Sundgau
keine idealen Wachstumsbedingungen vorfindet,
folgt in der Dreifelderwirtschaft des Sundgaus
immer auf eine Getreidestoppel. Die Kartoffelernte
wird heute fast völlig zur Viehfütterung
aufgebraucht. Die Runkelrüben — im Sundgau
Turlips genannt — halten der Anbaufläche nach
den zweiten Platz unter den Brachpflanzen. Sie
werden in „Ländern", kleinen Parzellen von nur
einigen Ar Fläche, die in unmittelbarer Nähe der
Dörfer liegen, gesät und Ende Mai / Anfang Juni
auf die Felder versetzt. Die mit diesen Futterrüben
bebauten Flächen zeigen seit dem Ende
des zweiten Weltkrieges einen leichten Rückgang,

was bei den meisten landwirtschaftlichen Betrieben
, besonders bei den mittleren und großen, auf
einen immer stärker ins Gewicht fallenden
Mangel an Arbeitskräften zurückzuführen ist.
Der Zuckerrübenanbau ist im Gegensatz zur
Kultivierung der Futterrüben unbedeutend und
wird nur im nordöstlichen Hügelland, in der
Umgebung Mülhausens gepflegt. Seine Anbaufläche
überschreitet 200 ha im Sundgau nicht.
Obwohl die Lößböden des östlichen Hügellandes
für die Zuckerrübenkultur sehr geeignet sind
und auch gute Erträge von 40—50 to/ha abwerfen
, kann sich der Anbau dieser Pflanze nicht
weiter ausdehnen. Hemmend wirkt hier die große
Entfernung zu der 80 Kilometer von Mülhausen
abgelegenen Zuckerfabrik in Erstem. Weitere
Anbaupflanzen im Brachfeld sind Rotklee und
Inkarnatklee, die in beachtlichen Mengen kultiviert
werden, dann auch Stoppelrüben, Mais und
Raps. Vor dem letzten Weltkrieg wurde der Mais
im Sundgau nicht der Körnergewinnimg wegen
und nur in ganz geringen Mengen für Futterzwecke
angepflanzt. Seit 1939, als zahlreiche
Sundgauer Bauern nach Südwest - Frankreich
evakuiert waren, wird der Maisanbau in größerem
Maße im östlichen Hügelland gepflegt, wo
gute Erträge von 50 dz/ha geerntet werden. Wenn
heute auch die überwiegende Zahl der landwirtschaftlichen
Betriebe im Ostsundgau Mais kultiviert
, so nimmt er aber doch keine allzu großen
Anbauflächen ein, wird auf den einzelnen Höfen
normalerweise doch nicht mehr als 10 bis 20 a
angepflanzt, und die Ernte dient zur Fütterung
des eigenen Viehs. Der Rapsanbau ist im Sundgauer
Hügelland seit langer Zeit beheimatet, und
im vergangenen Jahrhundert war er noch weit
verbreitet, gab es doch um die Mitte des 19. Jahrhunderts
nicht wenige Gemeinden, deren Rapsanbaufläche
20 ha betrug. Gegen Ende des letzten
Jahrhunderts verringerte sich die Anbaufläche
beträchtlich, betrug sie 1883 doch 630 ha,
1913 aber nur noch 270 ha. Der Rapsanbau, dessen
Fläche 1938 noch über 210 ha umfaßte, ist
im Sundgau niemals ganz verschwunden, und
seit einigen Jahren ist besonders in der Umgebung
Mülhausens ein Wiederaufblühen seiner
Kultur zu beobachten, was nicht nur auf die
guten Ernteerträge von 25 dz/ha zurückzuführen
ist, söndern auch auf die Ölmühle der Trappisten-
abtei ölenberg bei Reiningen, die im ganzen
Land einen ausgezeichneten Ruf genießt.

Neben dem Getreideanbau, der besonders auf
den leichteren Lößböden im östlichen Hügelland
vorherrscht, wird das Bild der heutigen Landwirtschaft
im Sundgau von der Grünlandwirtschaft
bestimmt. Die natürlichen Wiesen bedek-
ken im Sundgauer Hügelland ungefähr die Hälfte
des landwirtschaftlich genutzten Bodens, Im
Getreideanbaugebiet der östlichen Hügel überziehen
sie ein Drittel und im feuchteren und von
schwereren Lehmböden überdeckten Westsundgau
dehnen sie sich über zwei Drittel des gesamten
Kulturlandes aus. Nirgends hat sich im Lauf

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