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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-08/0006
Daß im Sundgauer Hügelland, in dem im
mittleren und westlichen Bereich die Grünlandwirtschaft
durch die klimatischen und bodenmäßigen
Verhältnisse außerordentlich begünstigt
ist, die Rinderzucht schon seit langer Zeit beheimatet
ist, verwundert nicht. Die seit Jahrhunderten
in Altkirch, Dammerkirch, Pfirt und
Habsheim stattfindenden Viehmärkte, deren Bedeutung
teilweise schon im 15. Jahrhundert hervorgehoben
wird, veranschaulichen die wichtige
Stellung, welche der Viehzucht im Sundgau seit
alters her zukommt. Und wenn wir erfahren,
daß im Jahre 1632, dem schlimmsten Krisen jähr
für den Sundgau während des Dreißigjährigen
Krieges, als schwedische Söldner plündernd und
brandschatzend in das Hügelland eindrangen, im
österreichischen Amt Altkirch fast 2500, in der
Herrschaft Thann 3500, im oberen und unteren
Amt von Landser über 1800 und in der Herrschaft
Pfirt 2500 Rinder gezählt wurden, wird
ersichtlich, daß der Sundgau schon früh im Besitz
eines beachtlichen Viehstandes war, in dem eine
umfangreiche Viehzucht getrieben wurde. Durch
die stete Vermehrung des Wiesenlandes in den
vergangenen Jahrzehnten hat der sundgauische
Rinderbestand stark zugenommen, und die Viehzucht
tritt in der Landwirtschaft des Sundgauer
Hügellandes immer mehr in den Vordergrund.

Wie auf dem Gebiet der Grünlandwirtschaft
hat sich auch in der Viehhaltung und Viehzucht
in jüngster Zeit ein großer Wandel vollzogen,
der sich sowohl auf die Viehwirtschaft wie auf
die Rinderrasse erstreckt. In der Vergangenheit,
in der die Milcherzeugung im Sundgau bescheiden
war und im wesentlichen nur den Bedürfnissen
der Bauernbetriebe entsprach, erstreckte
sich die Viehzucht ganz überwiegend auf die
Aufzucht von Ochsen als landwirtschaftliche
Arbeitstiere. Heute steht aber ganz entschieden
die Milcherzeugung im Vordergrund der sund-
gauischen Viehwirtschaft, die sich bis zum ersten
Weltkrieg hauptsächlich auf die Bereiche entlang
der Bahnlinien beschränkte, konnte die Milch
mit der Bahn doch schnell in das Verbrauchszentrum
Mülhausen am Nordostrand des Hügellandes
gebracht werden. Durch die Entwicklung
des Automobilverkehrs nach dem ersten Weltkrieg
hat sich die Milcherzeugung im gesamten
Sundgauer Hügelland ausgebreitet, gewährt das
neue Verkehrsmittel doch aus allen Teilen des
Sundgaus eine rasche Beförderung der Milch
nach Mülhausen, das seit dem zweiten Weltkrieg
ausschließlich mit Sundgauer Milch versorgt

»Die Markgrafschaft«

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wird, während es vorher seine Milch im wesentlichen
aus der nahen Schweiz bezog. Durch diese
Umstellung der Viehwirtschaft auf die Milcherzeugimg
vollzog sich im Sundgau ein Wechsel
in der vorherrschenden Rinderrasse. Beherrschte
früher ganz überwiegend ein eigener Landschlag,
eine Fleckviehrasse mittlerer Größe — der sogenannte
Sundgauer Landschlag —, den man zu
Beginn des Jahrhunderts mit Simmentaler Stieren
zu veredeln versuchte, das Bild der sund-
gauischen Rinderbestände, so ist es heute zu
70 % eine rotscheckige Rasse aus dem Mömpel-
garder Land, die sich durch eine beachtlich
höhere und vorzüglichere Milchleistung von 2500
bis 2600 1 im Jahr mit 37—39 gr Fettbestandteilen
/l auszeichnet. Während die Milchleistung
dieser Mömpelgarder Rasse in manchen Gemeinden
bei 3000 1 im Jahr liegt, beträgt der Milchertrag
einer Kuh des Sundgauer Landschlags im
Durchschnitt lediglich 1500 bis 23001/Jahr. Der
Sundgauer Bestand an Milchkühen macht etwa
die Hälfte aller Milchkühe im Oberelsaß aus. Auf
ungefähr 52 000 Tiere im Departement Haut-Rhin
kamen 1956 24 500 Milchkühe im Sundgau, und
die sundgauische Milcherzeugung betrug im gleichen
Jahr mit 380 000 hl zwei Drittel der Gesamtproduktion
des Oberelsasses.

Nicht unerwähnt bleiben darf bei einer Betrachtung
der Landwirtschaft im Sundgau ein
spezifisch sundgauischer Zug in der Tierproduktion
: die Fischzucht im westlichen Hügelland,
die ganz überwiegend der Aufzucht von Karpfen
dient. Im Westsundgau konnten sich auf Grund
des Niederschlagsreichtums und von Depressionen
in der Schottermasse, die mit wasserundurchlässigen
Lehmen ausgekleidet sind, zahlreiche
Weiher bilden. Viele dieser Weiher und Teiche
wurden durch die Anlage von Dämmen vergrößert
oder erst künstlich geschaffen, und heute
werden im Kreis Altkirch etwa 200 Weiher mit
einer Gesamtfläche von 220 ha verzeichnet, deren
Wasserfläche von wenigen Ar bis zu 6,5 Hektar
schwankt. Die meisten der Weiher besitzen eine
Fläche von 50 Ar bis 2 Hektar. Durchschnittlich
werden in ihnen 200 kg Karpfen/ha erzeugt, was
einen Verdienst von ungefähr 400 bis 500 frs/ha
abwirft. In guten Jahren werden in einem
Sundgauweiher aber 400 kg Fische/ha und mehr
großgezogen.

Literaturhinweise

Gibert, A.: La porte de Bourgopne et d'Alsace (Trouee de

Beifort), 1930, 637 S.
Gley, W.: Die Entwicklung der Kulturlandschaf t im Elsaß

bis zur Einflußnahme Frankreichs, 1932, 180 S.
Krzymowski, R.: Die Landwirtschaft des oberelsässischen

Kreises Altkirch, 1905, 232 S.

Nuninger, M.: Illfurth, une commune sundgovienne, 1959,
343 S.

Reinhard, E.: Die Fischzucht des Sundgaus in ihrem Einfluß
auf das Landschaftsbild, Jahrbuch des Sundgauvereins
1962, S.40—46.

Spindler, F.: V 6conomie agricole d'une petite r&gion
d'Alsace: le Sundgau, 1958, 209 S.

Walch, J.: Der Sundgauer Landschlag — Die Züchtung,
Haltung, Wartung und Ernährung des Rindes im
Kreis Altkirch, 1909 (1949), 207 S.

Werner, L.-G.: „Les 6tangs du Sundgau", Bulletin de la
Socie'te' Industrielle de Mulhouse, Band 86, 1920,
S. 176—187.

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