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Albert Eisele, Kandem:
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2. Fortsetzung.
Noch einmal berührte der Krieg das Forsthaus
. Österreicher und Franzosen lagen sich
gegenüber, das Kommando der Österreicher war
in Müllheim, das der Franzosen in Binzen. Zwischen
beiden war eine Vorpostenlinie vereinbart,
die von Hammerstein über Riedlingen, Liel nach
Schliengen verlief. Südlich dieser Linie lagen die
Franzosen. Dieser Zustand währte fast ein Jahr
und die beiden Parteien scheinen sich gut vertragen
zu haben. Vom Anfang des Jahres 1800
erzählt Schmitthenner im „Tagebuch meines Urgroßvaters
", daß es nicht selten vorkam, daß
kleine Abteilungen beider Heere die Gewehre
beiseite stellten und friedlich pokulierten, wenn
sie sich begegneten. Die Gemeinderechnungen
bieten auch dafür Beispiele, daß man sich nicht
aus dem Wege ging. So verzehrten hier in der
„Blume" am 30. 12. 1799 französische Vorposten
mit Offizieren (14 Mann) 21 fl 53 kr und in derselben
Nacht 13 Mann k. k. Husaren 6 fl 38 kr.
Und doch krachten bald darauf Schüsse. Französische
Chasseurs hatten den Versuch gemacht,
den Posthalter Reinau auf der Kalten Herberge
zu überfallen und zu berauben. Als ihnen dies
nicht gelang, gingen sie nach Tannenkirch und
holten um Mitternacht den Vogt Siegin unter
Vorwand, der Major sei auf der Kalten Herberg
und wolle wegen Einquartierung mit ihm reden.
Der Vogt weckte den Jakob Leonhard Tanner
und beide folgten den Soldaten. Unterwegs erklärten
ihm diese, wenn er nicht sofort Geld
herausrücke, werde er getötet. Der Vogt schickte
seinen Begleiter zur Kalten Herberge, Reinau
gab ihm 110 fl und die beiden durften wieder
heim, nachdem die Soldaten das Geld empfangen
hatten. Der Vogt erstattete Anzeige beim Landvogt
, der damals in Kandern wohnte, weil Lörrach
von den Franzosen besetzt war. Bald waren
die Täter ermittelt, und das Kriegsgericht nahm
seine Arbeit auf. Am 24. Februar 1800 mußte
nun Kapitän Meda dem Landvogt von Calm
wegen dieses Vorfalls ein Schreiben nach Kandern
bringen. Als er mit seinem Trompeter im
Kanderner Forsthaus ankam, lud ihn der Oberforstmeister
von Stetten zum Essen ein „wie dies
die Höflichkeit und noch mehr unsere gegenwärtige
Lage erfordert". Inzwischen hatten die
Österreicher von der Anwesenheit des französischen
Kapitäns gehört. Als Meda gegen Abend
das Forsthaus verlassen wollte, wurden er und
sein Trompeter mit Pistolenschüssen empfangen.
Es kam zum Handgemenge; der Trompeter, die
beiden Pferde und Hut und Mantel des Kapitäns
fielen in die Hände der Österreicher. Meda selbst
rettete sich in das Haus der Witwe Mühlgay, wo
ihn der Herr von Stetten fand. Er ließ den
Kapitän, der zwei Hiebwunden an der Schulter
hatte, verbinden und gab ihm einen Führer,
der ihn über die Steig nach der Wollbacher
Egerten führte. Dorthin sandte er ihm Reitpferde
voraus.
Die Franzosen beschwerten sich, daß die
Österreicher einen Parlamentär überfallen halten
, der nach Kriegsbrauch mit einem Trompeter
geritten sei. Die Österreicher wollten ihn nicht
als Parlamentär anerkennen. Der Landvogt und
der Oberforstmeister aber befürchteten, daß dem
Markgrafen diplomatische Schwierigkeiten entstehen
könnten. Der frühere Landvogt der Herrschaft
Rötteln, der Freiherr von Reitzenstein,
stand schon seit Jahren in Verhandlung mit den
Franzosen. Ein solcher Zwischenfall konnte
manches verderben. So warteten in Kandern die
beiden Herren voll Sorge auf die Antwort des
Markgrafen. Aber sie konnten beruhigt aufatmen
: sie hatten recht gehandelt; die Regierung
beruhigte sie, daß Serenissimus mit gnädigstem
Wohlgefallen das kluge und zweckmäßige Benehmen
des Landvogts und des Oberforstmeisters in
dieser unangenehmen Angelegenheit vernommen.
In dieser Zeit soll in den Saal statt des
erdenen Ofens ein eiserner kommen, ein Rundofen
. „Weil Architekt Rebstock weder in Lörrach
noch1 in Basel einen passenden modernen eisernen
Ofen ohne zu große Kosten auffinden konnte",
wurde Buchhalter Reck ins Elsaß geschickt, wo
man immer eine große Auswahl hat. Die Fabrik
ist drei Stunden hinter Mülhausen. Es war nicht
wenig, was der Herr Architekt verlangte: der
Ofen sollte modern sein in der Fagon, ökomi-
scher Art mit Rohr, von einer zur Größe des
Saales proportionierten Größe, von einer zur
schnellen und holzsparenden Feuerung erforderlichen
minderen Schwere im Gewicht; nicht so
dick in Eisen, wie diese gewöhnlich gefunden
werden und dennoch auf eine immerwährende
Dauer! Die Basler Ofen waren zu schwer; die
herrschaftlichen Eisenhütten zu Kandern, Oberweiler
und Hausen konnte so einen Ofen nicht
gießen. Also wurde er bei Martin Hartmann Ww.
in Mülhausen gekauft um 29 fl 25 kr. Er wog
230V2 Pfund. Interessant ist die Endabrechnung:
bezahlt wurden für den Ofen allein 63 Franc
40 Centimes = 29 fl 10 kr. Für den eisernen
Vorschuß und die Rohre 17 fl, für das Aufsetzen
(Maurermeister Preusch) 6 fl 48 kr, für Ankauf
und Transport 13 fl 42 kr und 3 fl 15 kr, dazu
15 kr „Barriere" (Zoll) macht zusammen 70 fl
10 kr. Der Ofen kostet also 29 fl, die Unkosten
betragen 41 fl!
Zur Ergänzimg sei hier bemerkt, daß 1847 der
Hafner Schanzlin einen Kachelofen für den dritten
Stock verfertigte; er kostete 73 fl. Der alte
eiserne Ofen wurde von der Gr. Hüttenverwaltung
übernommen. Er wog 770 Pfund und das
Pfund wurde mit 3 Kreuzer bezahlt. Er brachte
38 fl und 30 Kreuzer.
1698 erklärte man noch, daß der Gips für die
Decke im Forsthaus unter der Hexmatt in der
Herrschaft Badenweiler geholt werden könne.
1785 aber richtete der Berginspektor Kümmich
an den Markgrafen ein Gesuch wegen „Ver-
lehnung der Gipsgruben am Heuberg". Sein
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