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gendstreich, deren junge Leute öfters ohne Überlegung
aus bloßem Leichtsinne, und ohne darum
schlecht und liederlich zu sein, begehen. Daher
glaube ich auch, daß hiefür, und bei dem geringen
Werthe des Gegenstandes eine solche Strafe
wie jene des Ausschlusses vom hiesigen Gymnasium
viel zu hart seie.
Ich bin Vater von 7 Kindern, habe nun mit
4 Jahren alle nur möglichen Opfer und Kosten
verwendet, um meinen Sohn studieren lassen zu
können. Eine solche Strafe, wie jene des Aus-
schließens würde daher vielmehr mich als den
unschuldigen Theil am härtesten treffen".
Er beruft sich auf seine eigene tadellose Führung
in 33 Dienstjahren und glaubt daher berechtigt
zu sein, „als ein bekümmerter Vater"
seine Bitte untertänigst vortragen zu dürfen. Das
Ministerium bestätigt, die Entlassung mit der
Erlaubnis zum Besuch einer anderen Studienanstalt
.
Aus dem Jahre 1840, also fünf Jahre später,
finden wir ein Handschreiben des „Theol. cand.
Conrad Carl Beck" bei den Akten, in dem er das
Ministerium um die huldreiche Erteilung eines
Alumnatenstipendiums bittet. Aus dem beigefügten
Zeugnis sehen wir, daß er seine Schulzeit
am Lyzeum zu Konstanz abgeschlossen hat.
Hier wird ihm sein Fleiß und Betragen mit
„gut" honoriert, während seine Leistungen in
den meisten Fächern als „ziemlich gut" bezeichnet
werden. Die Klassiker allerdings rächen sich,
indem sie ihm nur „mittelmäßig" eintragen.
Auch sein Französisch ist nur mittelmäßig; Religion
und deutsche Literaturgeschichte dagegen
zeigen die Note „gut", Musik sogar „vorzüglich".
An der Universität studiert er zuerst bei Dr. Joh.
Leonhard Hug mit größtem Fleiß die „Einleitung
in das Alte Testament". Er hört Vorlesungen bei
Professor Dr. Staudenmaier, Dr. Vogel (Kirchengeschichte
) und Dr. Ad. Maier (Römerbrief). Alle
bescheinigen ihm unausgesetzten Fleiß und loben
seine rühmliche Aufmerksamkeit. Das Großherzogliche
Bad. Universitäts-Amt bestätigt ihm
seine Immatrikulation und daß er sich „während
seines Aufenthaltes den Gesetzen gemäß und bis
jetzt klagefrei betragen habe. Wegen Teilnahme
an verbotenen Studenten-Verbindungen war derselbe
bei uns nicht in Unter suchung". Das ihm
von der Universität bewilligte Stipendium für
Theologie-Studenten für das Winterhalbjahr in
Höhe von 140 fl nötigte ihn, um Belassimg des
hierdurch weggefallenen Aliimnatsstipendiiuns
von 60 fl im Jahre zu bitten. Wieder müssen
Zeugnisse der Professoren vorgelegt werden. Sie
sind durchweg ausgezeichnet. So wiederholen
sich die Eingaben 1841 und 1842.
Endlich 1845 trifft bei ihm die großherzogliche
Urkunde ein, die ihm die Tür zum Priesteramt
öffnet:
Leopold von Gottes Gnaden
Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen
Bekennen und thun kund für Uns, und
Unsere Erben.
Bei Uns hat Vorzeiger dieses, Carl Konrad
Beck von Oberwinden, geb. den 30. März 1817,
unterthänigst vorgestellt, daß er sich in den
Weltpriesterstand zu begeben, entschlossen, hiezu
aber ihm vermöge des TridentinLschen Kirchen-
rathsschlußes bei dem Mangel zureichenden Vermögens
ein Tafeltitel erforderlich sei, den er
sich daher von Uns geziemend erbethen haben
wolle.
Wir haben auch diesem Begehren zu willfahren
gut gefunden, und ertheilen ihm also
solchen Tafeltitel andurch dergestalt, daß er
darauf in den Weltpriesterstand aufgenommen
werden möge und' so lange er mit keiner Pfarrei,
und genügsamen Kirchenpfründe versehen sein,
oder sonst auf eine Weise inhabil werden sollte,
demselben der nothwendige Lebensunterhalt aus
den dazu geeigneten Kassen nach Gebühr, gereicht
werden solle.
Zu Urkunde dessen gegenwärtige Fertigung
unter Vordrückung des größern Insiegels.
So geschehen
Karlsruhe, den 18ten Dezember 1845.
Wir können daraus befriedigt schließen, daß
alle anfänglichen Schwierigkeiten ihre Lösung
gefunden zu haben scheinen. Das äußere Leben
des ehemaligen Liebhabers klassischer Schriften
muß nach menschlichem Ermessen von da ab
seine festen Bahnen gewonnen haben. Die erste
Station der nun beginnenden Wander jähre war
Oberhausen im Landkapitel Endingen. Nach dem
Zeugnis seines Dekans versah er die Filiale Niederhausen
mit 1300 Seelen „mit unverdrossenem
Muthe" ganz allein. Auch das Zeugnis der politischen
Gemeinde rundet uns das Bild eines hingebungsvollen
Menschen. Auf Oberhausen folgt
Unteralpfen. Auch hier die besten Zeugnisse.
Im Oktober 1847 tritt mit der Versetzung
nach Engen die Wende ein, die sein Leben völlig
au® der Bahn werfen sollte. Mit Unterstützimg
des Fürsten zu Fürstenberg bat er um Uber-
tragung der Kaplanei St. Margareten in Engen.
Das Ordinariat versprach, ihn nach der nächsten
Priesterweihe in die provisorische Verwaltung
der Kaplanei einzuweisen. Statt dessen erfolgte
die Übertragung der St. Nikolaus-Kaplanei, die
als eine der geringst dotierten bekannt war.
Während Unteralpfen mit seinen zehn Filialen
des Daxberges ihm mindestens 700 fl eingetragen
hatte, konnte er hier kaum mit 400 fl rechnen.
Verärgert hierüber und sich in seinem Eifer
nicht anerkannt fühlend, reichte er eine peinlichst
berechnete Umzugskosten-Aufstellung ein.
Für zehn Wegstunden von Unteralpfingen nach
Engen ä 1 fl 30 kr berechnet er 27 fl, wegen Verpackung
und Beschädigung der Effekten 15 fl. Er
begründet seine Forderung damit, daß er niemals
um die Kaplanei St. Nikolaus eingegeben habe,
also auch nicht auf seinen Wunsch versetzt worden
sei. Das Ordinariat lehnt eine Vergütung ab;
Engen sei Engen, und er habe gewünscht, nach
Engen versetzt zu werden.
Was ist Wahrheit? Was ist Recht? Und wer
wird zuletzt die Hände in Unschuld waschen?
Priester Beck wird noch viel zu lernen haben.
Vorerst versetzt ihn das Ordinariat nach
Hindelwangen; da aber dieser Posten schon be-
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