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getragen werden. Sie haben wenig Scheu vor den
Menschen. Im Englischen Garten in München
fraßen mir nicht nur die Blaumeisen, sondern
auch die Rotkehlchen das Futter aus der Hand.
Im Augenblick:, wo ich dies schreibe, füttern
Kohlmeisen ihre Jungen in Armlänge von mir.
Da wir uns vorgenommen haben, kein Buch
Emil Baader:
Von Stühlingen, Waldshut, Hauenstein, Laufenburg
urjid Säckingen — ist nicht jeder dieser
Orte ein Heimatwunder? — waren wir ins
Markgräflerland gekommen.
In dem Dorfe Hauingen, zwischen Schopfheim
und Lörrach gelegen, in Basler Urkunden 1102
erstmals genannt, wandelten wir auf Hebels
Spuren. Das Hauinger Gotteshaus — die Störche
klapperten in ihrem Nest auf dem altertümlichen
Satteldach — ist eine Hebelkirche. Hier wurden
Hebels Eltern getraut. Das ist schon lange her.
Im Kirchenbuch des Pfarrhauses, — welch schönes
Pfarrhaus, es zeigt die Jahreszahl 1561
überm Portal — dürfen wir den Eintrag über die
für das alemannische Land so bedeutsame
Trauung nachlesen. Er lautet: „Am 30. July Anno
1759 durch Pfarrer Jakob Christoph Friesenegger
getraut: Johann Jakob Hebel, von Simmern aus
der Chur-Pfaltz gebürtig, Reformierter Reli.
Weyl. Joh. Nicolai Hebels, Bürgers und Leineweber
daselbst hinterbliebener ehe. lediger Sohn,
gleichen Hanwerks mit Ursula, Weyl. Georg
Örtlins, Bürgerl. Inwohners zu Haußen nachgelassene
ehel. ledige Tochter".
In Hauingen sieht man an Häusern, deren
Gärten und Portale über und über mit Rosen
geschmückt sind, alte Hausinschriften. So lesen
wir an einem Wohnhaus nahe der Hebelkirche
und dem Pfarrhaus folgende Inschrift: „Ach Gott,
wie geht es immer zu, daß die mich hassen,
denen ich nichts tu, die mir nichts gönnen und
nichts geben, die müssen doch sehen, daß ich
lebe. Und wenn sie meinen, ich sei verdorben, so
haben sie vor sich selber Sorgen. Geh deiner
Wege auf rechtem Steg, fahrt fort und trag keinen
Neid, behoff auf Gott in aller Not, sei still
und fromm, hab acht und schau: groß Wunder
wirst du sehen!"
Über Tumringen kamen wir in das auf Berges-
höh' gelegene Dörflein Rötteln, dessen Kirche
eine Sehenswürdigkeit der oberrheinischen Landschaft
ist. Rings von Mauern umgeben, steht sie
wie eine Gottesburg auf Bergeshöh. Sie repräsentiert
ein Stück oberrheinischer Geschichte,
wie auch die Burg Rötteln, die wir nun besuchen.
Von 1315 bis ins 17. Jahrhundert war sie Residenz
und vorübergehender Wohnort der Markgrafen
von Hochberg - Sausenberg und später
derer von Baden-Durlach. Bis zum Jahre 1678,
wo die Burg nach tapferer Gegenwehr von den
Franzosen erstürmt und verbrannt wurde, war
über die Vogelwelt zu schreiben, so müssen wir
zunächst das ganze Volk der Wasservögel weglassen
, ferner die Spechte, die Rabenartigen, die
Pieper und Stelzen und viele andere. In einem
späteren Aufsatz soll versucht werden, weitere
Vögel zu schildern, mit denen unsere Wanderer
Freundschaft schließen können.
sie Sitz der markgräflichen Verwaltung. Beim
Anblick dieser Burg fallen uns Verse von Hebel
ein:
Siehsch dort vorne 's Röttier Schloß — verfalleni Mure?
In vertäflete Stube, mit goldene Liste verblendlet
Hen sust Fürste gwohnt, und schöni fürstligi Fraue,
Here und Here - Gsind, und cT Freud isch z' Röttie
deheim gsi.
Aber jetz isch alles still.
Wildi Tube niste dort uf mosige Bäume.
Über Kandern fahren wir weiter durch die
sommerliche Markgrafschaft. Am Fuß des Blauen,
im Tal von Obereggenen, grüßen wir den guten
Geist der Landschaft, die alemannische Dichterin
Lina Kromer, in den duftenden Matten beim
Heuen.
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Freunde unserer heimischen Pflanzenwelt verdanken
im Juli und August Bahn-, Straßen- und
Flußdämmen eine Fülle reizvoller Eindrücke.
Hoch ragen jetzt die Königskerzen auf im
Schmuck ihrer leuchtend hellgelben Blüten, die
Sammler heilkräftiger Gewächse ernten, um sie
zu trocknen und dann von ihnen Tee anzubrühen.
Die silberfilzigen Blätter und Stengel rechtfertigen
den volkstümlichen Namen „Wollblume".
Die Großmutter band in den Kräuterbüschel für
den 15. August, Maria Himmelfahrt, auch die
Spitze der Königskerze, Himmelsbrand genannt,
freilich, weniger liebevoll, auch Katzenwadel
oder Hammelschwanz tituliert.
Die desgleichen gelbe Blüte der Nachtkerze,
die auf Dämmen, doch auch im Bereich von
Abstell - Bahnhöfen sich besonders wohlfühlt,
öffnet sich, woran ihr Name erinnert, erst am
späten Abend und zieht dann gern die Nachtfalter
an. Der berühmte niederländische Botaniker
Hugo de Vries (1848—1935) entwickelte an
Hand langjähriger Beobachtungen der Oenothera,
wie die Nachtkerze wissenschaftlich heißt, die
Mutationstheorie.
Gehört die Königskerze zu den Scrophularia-
ceen, den Rachenblütlern, so gibt die Nachtkerze
der nach ihr getauften Familie der Oenothera-
ceen den Namen, zu der u. a. auch das hübsche
rot-violett blühende Weidenröschen rechnet, dem
man nicht selten auf Dämmen, vor allem allerdings
auf Schlagflächen an Waldhängen begegnet.
©ommectag im WarFgräfleelanb
Auf Hebels Spuren in Hauingen
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