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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-08/0018
i

Gelb blühen — um zu dieser Farbe zurück-
zukehren — das Johanniskraut, das kauixl auf
einem etwas verwildert sich präsentierenden
Bahn- oder Flußdamm fehlt, ferner der aparte
Rainfarn, eine Composite, ein Korb- oder
Köpfenblütler, dessen tiefgoldener Blüte die
sonst üblichen Zungenblüten fehlen.

Die Schafgarbe, die Wucherblume, der Beifuß,
das Jakobs(Kreuz)kraut, Distelarten mengen sich
gern in die Gemeinschaft der Dammflora, die
bisweilen so dicht ineinander sich verflicht, daß
man geneigt ist, vergleichsweise von einer
„Damm-Macchia" zu sprechen.

Die cremefarbenen Trugdolden von Mädesüß
(Filipendula) recken sich über das dichte Gewirr
der niederen Gewächse empor. Wo der Wuchs
der mancherlei Pflanzen, die unser Auge weniger
lebhaft berühren, sidi auflockert, bildet das
Seifenkraut duftumwitterte Büsche. Sehr selbst-

Gerhard

Wohl schon zur Zeit römischer Besiedlung der „Zehntlande
" durchzog eine Straße, deren Verlauf sich etwa
mit der heutigen Bundesstraße 3 deckt, den südlichen
Breisgau. Kleinere Wege, die unseren heutigen Feldwegen
entsprechen, verbanden diese Straßen mit den
Landhäusern und Villen römischer Legionäre in der Vor-
bergzone, auf deren „unteren Stollen" auf der Krozinger
Gemarkung und den aus der Rheinebene emportauchen-
den Hügeln des Krozinger und Biengener Rebbergs.

Der südliche Breisgau lag aber immer noch abseits
der großen Verbindungswege nach dem Rhönetal und
über die Alpen. Diese großen Straßen verliefen ausschließlich
durch das Elsaß. Selbst eines militärischen
Schützes durch die Erbauung von Kastellen und Wachtürmen
bedurfte es nicht, denn der Schwarzwald bildete
mit seinen Wildwassern und Tannendickichten eine
Trennungslinie zwischen dem altbesiedelten Land der
Lößlandschaft der Vorbergzone und dem eigentlichen
Alemannenland, der Baar, wie es uns in der „Vita s.
Trudperti", der Aufzeichnung über das Leben des
irischen Mönchs und Missionars Trudpert, überliefert
ist. „Wie Kirchhofsstille lag es in den ersten Jahrzehnten
unserer Zeitrechnung über dem Breisgau" K

Einzelne Flurnamen, die heute teilweise nicht mehr
gebräuchlich sind, erinnern uns an die Zeit römischer
Besiedlung. Die Namen „Hohe Strez" („Hochstraße"),
„steinin wegen" und vielleicht auch „Steingasse" (die
Fortsetzung des „Mittwegs" in Oberkrozingen) bezeichneten
bis ins hohe Mittelalter römische Straßen und
mögen auf Reste römischer Straßen hindeuten.

Zumindest bei dem Namen „Hohe Strez" — ein heute
abgegangener, .1341 erwähnter Flurname auf der Gemarkung
Krozingen — scheint dies mit einer gewissen
Sicherheit festzustehen. Bei dem „Hertweg" —> 1344 wird
er urkundlich erwähnt; seine Lage ist heute unbekannt
— trifft eine solche Vermutung jedoch mit Sicherheit
nicht zu. Es handelt sich hier um einen mittelalterlichen
Viehweg und nicht um einen „harten Weg",
das heißt einen planmäßig angelegten, durch Aufschüttung
von Kies erbauten und mit einer Plattenabdeckung
versehenen ursprünglich römischen Weg. t'

Um einen sehr alten Weg handelt es sich beim
„Kinzigergäßle"2, das, von Unterambringen kommend,
in Oberkrozingen die Landstraße nach Staufen kreuzt
und durch den Ortsteil Kerns nach Schmidhofen und
Heitersheim führt.. Die Äcker zu beiden Seiten dieses
Weges zwischen Ambringen und Oberkrozingen traget!
seit altersher den Namen „Lohfeld". Nach der Uber-

bewußt trennt Sich, wenn es ihm möglich wird,
vom eng aneinander geschmiegten Plebs wenig
beachtenswerten Grünzeugs der stolze Kerzen
emporschießende Blut-Weiderich, Lythrum, der
auch wieder einer besonderen, freilich nur kleinen
Pflanzenfamilie den Namen gibt.

Die Flockenblume fängt zu blühen an. Die
anmutvollen Scabiosen sind unserer Sympathien
gewiß. Die kleine Kartäusernelke, dieses süße
Geschöpfchen, strahlt die Sonne fassungslos
dankbar an — es hält das Gedächtnis wach an
zwei berühmte Naturforscher des 18. Jahrhunderts
, an die Brüder Johann (gestorben 1777) und
Friedrich (gest. 1796) Karthäuser.

Hochsommerliche Dammgänge und Wanderungen
, zumal entlang von Flußläufen, können
pflanzenliebhaberische Gemüter ungemein lebhaft
beschäftigen, mitunter gar spürbar erregen.

Otto Ernst Sutter

lieferung stand hier ein Eichenwald, in den man im
Herbst die Schweineherden zur Eichelmast, „Eckerich-
nießung", wie es in den Urkunden heißt, trieb. An diesem
Weg oder in seiner unmittelbaren Umgebung liegen
— nicht rein zufällig — die ältesten erhaltenen Kapellen
Krozingens: die Fridolinskapelle im Ortsteil Kerns, die
Josefskapelle und die durch ihre Wandmalereien berühmte
Glöcklehofkapelle. Dieser Weg stellte früher die
Verbindung her zwischen dem Hochstift Basel, seiner
Landvogtei Schliengen und seinen Besitzungen in
Ambringen.

In Kerns trifft die „Fuchsgasse" auf einen Streifen
vorgeschichtlicher Siedlungsstellen, der vom „Oberbühl"
über das „Rheintal" und die „unteren Stollen" zum
„Sinnighoferbuck" verläuft. Dieser Streifen frühbesiedelten
Landes ist auch weitgehend mit den späteren
Siedlungsstellen aus römischer und alemannisch-fränkischer
Zeit identisch, so daß wir hier wohl eine Kontinuität
der Besiedlung annehmen dürfen. Der Name
Kerns wiederum mahnt uns an eine, wenn auch recht
dünne, keltische Besiedlung der „Ebene des Flusses
Novios", dem spätere Geschlechter den Namen Neumagen
gaben. Verwundert steht man vor einem Haus
mit gotischen Fenstereinfassungen und aus dem Dunkel
der Sage taucht die Überlieferung von der verschwundenen
Stadt Kerns auf: einer Stadt, die sich von Tunsei
bis Ehrenstetten, „vier Stunden im Umkreis" erstreckte.

Es liegt nun nahe, einen Verbindungsweg zwischen
den einzelnen frühgeschichtlichen Siedlungsstellen Oberkrozingens
und den im „Rheintal" gelegenen zu suchen.
Ein solcher Weg entspräche etwa der heutigen „Steingasse
", dem „Holzweg", dem „Mittweg" und dem Feldweg
, der das Gelände der ehemaligen St. Blasianischen
Propstei berührt, in deren Nähe 1762 Steinkistengräber
mit Plattenabdeckung gefunden wurden.

Freilich tragen die hier angedeuteten Fragen nach
einer Kontinuität der Besiedlung der Gemarkung des
heutigen Krozingen nur einen hypothetischen Charakter
; der siedlungsarchäologische Befund rechtfertigt jedoch
eine solche Annahme.

1) Schillinger, Erika: Die Siedlungsgeschichte des Breisgaus
bis zum Ende der Karolingerzeit unter beson-

, derer Berücksichtigung der Ortsnamen. Dissertation,
Freiburg i. Br., 1944. (Maschinenschrift.)

2) Vgl. Müller, Karl Friedrich: Die Breisgauer Kinzigen,
Oberrheinische Studien, Heft 1, LahrlSchwarzw., 1951.

Gei9er: Slucnamen etgätjlen

Frühgeschichtliche Siedlungen auf der Gemarkung von Bad Krozingen

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