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stillegen zu dürfen. Der Oberamtmann Cellarius
befürwortet das Gesuch, das genehmigt wird.
Zwei Gulden für die Schildgerechtigkeit müssen
alljährlich der Burgvogtei bezahlt werden. Der
Sohn Bartlin heiratete im Jahre 1726 als Neunzehnjähriger
die Sofie Ursula Hauber aus Nie-
dereggenen und übernimmt die Wirtschaft. Schon
1743 erklärt er in einer Eingabe an den Markgrafen
, bei der hohen Besteuerung nicht bestehen
zu könnenn, doch hat er anscheinend bis 1751
weitergewirtet. In diesem Jahr schreibt er, er
sei in Schulden geraten, weil er zuviel „auf
Borgs" gegeben habe. Er darf die Wirtschaft
schließen, muß aber 1 Gulden 48 kr „Schild-
konservationsgeld" zahlen. Es ist den Vorgesetzten
nicht recht, daß der „Ochsen" schließen will,
da auch die „Blume" und der „Wilde Mann" geschlossen
haben. Aus den Akten geht nicht hervor
, ob Bartlin wirklich schloß; er starb 1774.
Sein Sohn Georg Friedrich bittet im Mai 1783
wieder, das Geschäft schließen zu dürfen. Er sei
durch bauliche Veränderungen in Schulden gekommen
und müsse' den Handwerkern täglich
drei Schoppen und mehr geben, was ihn sehr
belastet Dieser Ochsenwirt wurde 76 Jahre alt
und starb 1819.
Einer seiner Söhne wurde Rotgerber und
Metzger, er hieß Georg Friedrich und lebte bis
1847. Der zweite Sohn, der die Gaststätte hätte
übernehmen sollen, starb zehn Jahre vor dem
Vater. Seine Frau, die in zweiter Ehe einen Fr.
Schmidt heiratete, führte die Wirtschaft weiter,
bis dann die Familie Lindemanri aufzog und (seit
Februar 1893) Fritz Greßlin von Wollbach, der
im Jahre 1943 sein 50jähriges Geschäftsjubiläum
feiern durfte. Der Enkel des Rotgerbers Georg
Friedrich war Kurhauspächter in Badenweiler,
dann Wirt in Straßburg. Sein Geschlecht blüht
noch in Wiesbaden.
Kehren wir wieder zum Wilden Mann zurück,
der seit dem Jahre 1670 von Karl Glaser und
Margarete Grether bewirtschaftet wurde. Dem
Ehepaar wurde im Jahr 1674 eine Tochter Anna
Maria geboren, die mit 18 Jahren den Metzger
Nikolaus Grether von Schopfheim heiratete, einen
Sohn des Stabhalters Tobias Grether von dort.
Wir haben Grund, auf ältere verwandtschaftliche
Beziehungen zwischen den Grethersippen von
Badenweiler und Schopfheim zu schließen. Niko-
Alfred Gugelmeier, Auggen:
jöae Ätafltaedjt bec 3uggenec
Schon mancher mag sich, gefragt haben, woher
der Flurnamen „Wäßery", wie das Gewann westlich
des hiesigen Bahnhofes genannt wird, kommen
mag. Flurnamen deuten oft auf alte Eigenschaften
und Rechte hin. So ist es auch in diesem
Falle. Dieses Gelände wurde früher von Süden
her mit Wasser aus dem Hohlenbach in Schlien- ,
gen gewässert. Die Wässerungsgraben entlang
der Eisenbahnlinie und die Durchlässe durch den
Bahnkörper sind heute teilweise noch erhalten.
X
laus Grether starb schon 1707, seine Frau überlebte
ihn noch dreißig Jahre. Aus der Ehe gingen
acht Kinder hervor, von denen drei früh starben.
Der älteste Sohn Joh. Karl heiratete die Vogtstochter
Kath. Schneider von Oberweiler; deren
einzige Tochter kam als Frau des Nikolaus Blankenborn
nach Niederweiler. Der zweite Sohn
Tobias heiratete nach Müllheim, ein weiterer
nach Zunzingen (die Pfarrerstochter Gmelin).
Der jüngste Sohn, Jakob, der seinen Vater wohl
nicht mehr gekannt hat, wurde Wildmannwirt,
nachdem seine Mutter das Geschäft viele Jahre
allein geführt hatte. Jakob verehelichte sich mit
Judith Kraft von Niederweiler, starb aber nach
6V2jähriger Ehe. Seine Witwe heiratete dann
einen Grether von Sulzburg, und der Wilde Mann
blieb längere Zeit geschlossen.
Die Gretherfamilien, die meist kindereich
waren, sind im Verlauf von fast drei Jahrhunderten
mit den meisten Geschlechtern des
Markgräflerlandes verwandt geworden. Im Kirchspiel
Badenweiler haben Gretherblut in den
Adern die Blankenborn, Bolanz, Burckhardt, Büß,
Eberhardt, Eckerlin, Eglin, Engler, Gmelin,
Grenadier, Itzin, Kaltenbach, Kraft, Müller,
Pflüger, Riedlin, Rieger, Schmidt, Schneider,
Sehringer, Söhnlin, Trefzer, Weis u. a. Vogt ist
außer den eingangs genannten Stammvätern
keiner mehr geworden, doch Stabhalter von
Badenwedler waren Michel Grether, 1744 bis 1752
und Martin Grether 1772 bis 1786.
Im Wiesental haben die Grethersippen den
Orten Schopfheim, Tegernau, Maulburg, Steinen,
Lörrach und Tumringen mehrfach Vögte und
Bürgermeister geschenkt. Eine ausgezeichnete
Arbeit über die Wiesentäler Grether verdanken
wir der Lörracher Forscherin Margret Krieg.
Man sieht aus solchen Sippengeschichten, wie
Begabungen und Schwächen, Neigungen zu bestimmten
Berufen, aber auch zu Krankheiten,
sich streng und unerbittlich vererben, wie Heiraten
sich günstig oder ungünstig auswirken
können und wie letzten Endes das Blut Hunderter
von Ahnen Körper und Geist des jetzt lebenden
Menschen gestalten helfen. Wenn wir unsere
Ahnen kennen, so erkennen wir uns selbst. Da
wir aber auch selbst einmal Ahnen werden,
haben wir die Pflicht, um eine vernünftige
Gattenwahl unserer Kinder ^besorgt zu sein.
am ff)ot)lenbadj in Odjliengen
»
Uber die näheren Umstände gibt eine Urkunden
-Kopie aus dem Jahre 1659 Auskunft, die
einen Vertrag zwischen Schliengen und Auggen
zum Inhalt hat. Sie lautet:
. „Zu wissen sey, daß zu endtvermeldetem Datums
beyde ehrsamen Gemeinden Schliengen und
Auggen wegen des Wuhrs und der Wäßerung
halber gütlich miteinander verglichen und vereinbart
, damit inskünftig wegen minderen Strits
und beßerer Nachbarschaft halber gegeneinander
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