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Wer sich nit ganz verlöre,
find allmol wieder zruck
in's Dings, wo's ihn gebore
as prägt un zeichnet Stuck,
das niene cha verleugne
si igeborni Art,
in dem sich G'erbts un Eiges
gar gheim un bsunder paart
Luft un Liecht un Wasser
sin luter läbgi Wort
Dr Bode nümmt's as Fasser
un modlefs no sim Ort,
bis Wolke, Wind un Heitri
grad numme dort eso,
bis alles Dods un Läbigs
si Stempel übercho.
Mir Mensche sin nit minder
as jedes gwachse Ding,
un alli andre Chinder,
verwirrlet in da Ring,
nümme aß mir wüsse,
aß no e Gheims derbi,
wo's zemmehebt un ordnet
zue einer Harmonie.
Die andre Gschöpf, die tribe
in ihrem Element,
si chömme, göhn un blibe,
un keis sich frei erchennt;
sie züge, sie erhalte
un werde, was si mien,
wie unbseh höchri Gwalte
e jede Gattig ziehn.
Dr Mensch ellei cha welle
as Freie ohni Zwang,
er ellei find d'Schwelle,
dr heimli Übergang
vom Untere ins Ober!
Un 's chunnt uf jede a,
ob hintersi, ob fürsi
das Weltdings laufe cha.
Denn 's änderet dr Bode
un alles druf si Art,
no dem e neue Ode
dur d'Mensche dure fahrt,
no dem, was für e Richtig
bim sterchste Meister gilt,
zeigt 's Göttlich oder 's Ander
si Zug im Erdebild.
's gilt halt, woher mer stamme!
Es ruscht gar viel im Bluet!
Doch alles mueß durflamme
die eini, reini Gluet,
dä heilig Huch, dä Sunne,
dä Labe isch un Chraft,
un us em gheimschte Brunne
ne ganze Mensch erschafft.
Aus dem Buche: Lina Kromer „An Bruder Namenlos"
Alemannische Gedichte / Verlag Rombach, Freiburg i. Br.
weit geöffnetem Schnabel und gespreizten Flügeln
vertrieb dieser wackere Vogel alle Meisen,
Finken und Spatzen. In R. Gerlachs schönem
Buch „Die Gefiederten" lesen wir u. a.: Das Rotkehlchen
, das im Frühjahr singt, flötet sein Lied
als Liebeswerbung hinaus. Es ist zugleich Kampfansage
und Fanfare und tut kund, daß andere
Rotkehlchenmännchen hier nichts zu suchen
haben. Kommen sie trotzdem, so werden sie angegriffen
. Das Lied verstumnit dabei nicht, sondern
wird hitziger und greller. Auch die Weibchen
beteiligen sich an den Fehden. Die Eindringlinge
werden vertrieben.
Im Herbst nach der Mauser beginnen die Rotkehlchen
noch einmal zu singen, freilich mit geringerer
Tonstärke. Die englischen Rotkehlchen,
die das ganze Jahr in ihren Gebieten bleiben,
schweigen nur einige Wochen im Hochsommer.
Das Lied unseres Vogels ist das seelenvolle
Lied der Gärten und des Waldes, wenn das
Schweigen der Nacht mit dunkeln Schatten heraufsteigt
. Alle andern Sänger sind schon auf
ihrem Baum eingeschlafen. Vom höchsten Zweig
geflötet, kingt es feierlich in Moll, eine Koloratur,
ein Jubilate, eine abwärts perlende Tonreihe ...
Schmelzendes Flöten wechselt mit gepreßten
Lauten. Die Tonlage ist hoch, höher als wir nachpfeifen
können.
Auf der Erde ist das Rotkehlchen gewandt und
munter, es knickst oft. Seine Nahrung besteht
aus Larven, Schnecken, Käfern und Beeren. In
unseren Räumen vertilgt es die Stubenfliegen.
Sein Nest aus Moos baut es in Baumstümpfe und
an Grabenrändern. Die fünf oder sechs Eier sind
rahmfarben mit rotbraunen Flecken. Es finden
zwei Brüten statt, also müßte das Elternpaar
jährlich zehn Junge hochzüchten. Trotzdem wird
jeder Vogelkenner einen Rückgang des Rotkehlchenbestandes
feststellen müssen. Unser Vogel
bleibt uns im Winter meist treu; Exemplare aus
dem nördlichen Deutschland wandern gen Süden.
Die Grasmücken haben ihren Namen keineswegs
von Gras und Mücken, sondern von den
Worten gra = grau und smyga = Schmieger oder
Schlüpfer. Am bekanntesten, besonders durch
ihren Gesang, ist die Mönchsgrasmücke. Das
Männchen ist durch glänzend schwarze Kopfplatte
ausgezeichnet (Mönch!), das Weibchen hat
einen rotbraunen Kopf. Das sangesfreudige Vögelein
heißt auch Schwarzplättchen, es ist ein
Zugvogel, singt im Hochsommer noch und
gibt selbst im September noch leise Abschiedslieder
zum besten. Der Mönch hat einen scharfen
Warnruf (täck-täck), das Lied selbst ist mit
Buchstaben kaum wiederzugeben, es endet in
orgelnde Flötentöne. Für diese haben die Spanier
eine hübsche Auslegung gefunden: Mi ninio
chiceritito = mein allerliebstes Kind.
Die Dorngrasmücke hat eine weiße Kehle, sie
läßt im Ballflug ein zwitscherndes Liedchen hören
. Man trifft sie z. B. auf dem Römerberg, wo
Schlehdornhecken die Reben umsäumen. Man
findet diesen Vogel in fast ganz Europa.
Die Klappergrasmücke oder das Müllerchen
lebt sehr versteckt, der Gesang ist ein eintöniges
Klappern. Europa ohne Spanien und Irland.
Die Bartgrasmücke ist sehr klein, nur 12 cm
groß, sie lebt in Spanien und Griechenland. In
Italien wird sie durch den dort üblichen Vogelfang
wohl ausgerottet sein.
Da fällt mir folgende Episode ein: Wir hatten
vor zwei Jahren eine Dachreparatur, wobei auch
ein junger Italiener beschäftigt war. Auch ein
Gärtner war da, der mir behilflich war, Nistkästen
aufzuhängen. Der Italiener sah nachdenklich
zu, dann sagte er: „In Deutschland macht
man Nest für Vögel, in Italien ißt man sie!"
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