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Nachdem der protestantische Markgraf Georg
Friedrich von Baden - Durlach bei Wimpfen am
6. Mai 1622 von kaiserlichen und spanischen
Truppen geschlagen war, kamen auch kaiserliche
Einheiten ins Oberland. Die ersten Reiter erschienen
im Herbst 1624, dann folgte in kurzen
Pausen eine Einquartierung nach der andern.
Dazu herrschte die Pest in unseren Dörfern; Dattingen
wurde beinahe entvölkert. Im Frühjahr
1631 hausten die fremden Krieger schrecklich im
Markgräflerland; die Geschichte von Britzingen
meldet „Rauben, Stehlen, Schänden, Morden und
Brennen" seien an der Tagesordnung gewesen.
Nach dem Sieg des Königs Gustav Adolf kam
im Sommer 1631 der schwedische General Horn
ins Elsaß, aber erst im Dezember gingen die
Schweden über den Rhein und nahmen Neuenburg
, Staufen und Badenweiler. Friedrich Jakob
von Remchingen war Oberamtmann. Am 19. Mai
1633 wurde Schloß Badenweiler nach kurzer
Beschießung von den Kaiserlichen, die wieder
„Oberwasser" hatten, eingenommen. Schon vorher
hatten sie das Eisenwerk Oberweiler besetzt
und am 1. Mai 1633 die Arbeiter in Pflicht
genommen.
Doch es fehlte an Pferden und an Holzkohle.
Letztere wurde in den Sirnitz-Wäldern gebrannt,
das Eisenerz kam aus den Gruben bei Hertingen,
Schliengen und Liel. Zum Transport von Kohle
(Kohl) und von Erz zum Hochofen benötigte man
viele Pferde und wir werden nicht fehlgehen mit
der Annahme, die Schweden hätten die besten
Tiere schon mitgenommen.
Aber man hat den Eindruck, als ob die neuen
Machthaber gewillt gewesen wären, den Betrieb
ordentlich zu führen. . Allerdings war der Erfolg
zunächst mäßig; im Juni 1633 wurden in Oberweiler
nur 32 Zentner Eisen geschmiedet. Es.
waren 18 Arbeiter beschäftigt, darunter zwei am
Hochofen, der damals noch in der Nähe der
Krone oder des Sägewerks Ritter-Grether stand.
Einige Leute arbeiteten in den genannten Gruben
im Markgräfler Vorland, andere in den
Schmiedewerkstätten. Vor uns liegt eine Beschreibung
(Liste) der „Perg- und Schmälzwerkhs-
Verwandten, auch dero Verdienst und Costgeld
Anno 1635".
„Samijel Breckh, der Hurtmann (Vorratsverwalter
?) hat wöchentlich an Costgeld 2 Gulden,
wobei er pflichtig, das Erzt und Kol zu liefern".
Dann hat er noch Einnahmen von der Pochmühle,
die er zugleich versieht. Georg Beuerly, der
Hammerschmidt, hat 4^ Gulden 6 Batzen; er beschäftigt
zwei Leuterer am Leuterfeuer und hat
jährlich 50 Gulden zur Erhaltung des Hammergeschirrs
und 5 Gulden „eigen Kleidt", das heißt
Bekleidungszuschuß. Wenn das Werck müßig
steht (z. B. bei Wassermangel), so hat er 2 Gulden
Costgelt. — Hanss Lienhart der Leuterer hat
wöchentlich Costgelt 3 Gulden und vom Zentner
Eisen 6 Kreuzer. Michel, der Rennschmidt (am
Rennfeuer) hat 3 Gulden. „Beklagt sich, weil er
einen Jungen erhalten muß, Costgeldt sei zu
wenig". Vom Zentner fertigen Eisen hat er
14 Batzen. Dann 15 Gulden Gnadengelt und
5 Gulden für eigen Kleidt.
Jakob Heussler der Schmölzer hat 5 Gulden;
der Schmölzknecht 2 Gulden 6 Batzen.
Andreas Aufhammer, Kugel- und Granat-
zieher, auch Nagelschmied, hat erbar (ehrbar)
gedient (scheint pensioniert zu sein; er wurde im
Jahr 1605 vom Markgrafen Georg Friedrich angestellt
— kam aus Berchtesgaden).
(Für den Leser: wenn er einmal liest Costgeld
und dann Costgeldt, oder Schmide oder Schmidte,
so sind das kleine Schreib- oder Druckfehler. Wir
haben uns bemüht, die alte — wenn auch oft
fehlerhafte — Schreibweise zu bewahren.)
Die Gebäude werden folgendermaßen begutachtet
: An des Verwalters Behausung (jetzt Forsthaus
!) ist nichts notwendig als die Fenster zu
bessern.
Die Rennschmidt ist noch im Stand, ausgenommen
daß ein paar Blasbälge fehlen.
Kohl- und Erzhäuser sind in gutem Zustand.
Die Hammerschmidt ist unversehrt.
Die Nagelschmidt ist abgebrunnen.
Wir erfahren im Januar 1635 auch, daß die
„Perggesellschaft" am Steinacker (hinter Auggen)
mit drei Mann auf Eisenerz schürfen läßt. Für
einen Kübel Bohnerz werden 3 Batzen bezahlt.
Von alten Bergleuten und aus alten Rechnungen
erfahren jetzt die „Bergoffiziere" auch, daß
sich nicht weit von Badenweiler eine Bleigrube
befinde, die abbauwürdig sei. Sie heiße „Schrenn".
Dieser „Pleygang" sei bergmännisch zu belegen.
Alsbald arbeitet Hanss Steinhart dort und hat
pro Pfund „Pleyerzt" 9 Rappen und wöchentlich
Costgelt 2 Gulden. — Der Heimatkundige kennt
den Schrennengrabenkopf am Blauen (925 Meter
ü.d. M.) und die Schrennengrabenkopfstraße hoch
über der Müsbachstraße. Ein wasserarmes Tälchen
zieht sich von der Höhe hinab nach Haus
Baden, der Schrennengraben. Unten wird er
wirklich eng, wird zwischen die bleiglanzführen-
den Felsmassen des Alten Mann und der Luisenburg
eingezwängt und endigt über Haus Baden.
Unter der Luisenburg öffnet sich eine 90 Meter
tiefe Spalte, die Schwefelhöhle. Dies ist ein ausgeräumter
Erzgang, an dem wohl schon Kelten
und Rorrier geschafft haben und dann — mit
Unterbrechungen — die Erzknappen des Mittelalters
. Auch die Bergleute des Markgrafen Georg
Friedrich kannten die Stätte, die dann vorübergehend
in Vergessenheit geriet, jetzt aber, Ende
1634, wieder in Betrieb kam.
Wir erwähnten oben auch die Sirnitz. In alten
Akten lesen wir: Sodann gehören zu diesem
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