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fand * man Kohlen von Wacholderholz. Als das
Christentum das Heidentum verdrängte, gebrauchten
die Priester die Wacholderbeeren zum
Räuchern bei der Messe. In Westfalen nennt man
die Wacholderbeeren heute noch „Weihbeeren".
Auch in der Marienverehrung spielte der Wacholder
eine Rolle. Man setzte der Jungfrau Maria4
in manchen Gegenden einen immergrünen Kranz
von Wacholderzweigen auf.
Nach altem Glauben hatte der Wacholder die
Kraft, böse Geister zu bannen. Eigen war der
Glaube, daß ein auf der Reise ermüdeter Wanderer
nur kurze Zeit unter einem Wacholderstrauche
zu schlafen brauche, um dann mit neuer^
Kräften wieder zu erwachen.
Der lateinische Name für unsern Wacholder
lautet „Juniperus communis". Eine Kreuzfahrererzählung
von Scheffel ist betitelt „Juniperus".
Der Sohn des Ritters von Neuhöwen im Hegau
liebte Wald und Flur, besonders aber den Wa-'
chölderbusch. So wurde er von seinen Freunden
„Juniperus" genannt.
Im Hochgebirge finden wir den Zwerg-
Wacholder (Juniperus nana). Er ist die „höchststeigende
" aller Holzpflanzen Europas. In der
Lüneburger Heide gibt es Wacholder als Bäume,
sie werden bis 15 Meter hoch.
jöie eilbecMItel blütjt
Nun blüht sie wieder auf hochgelegenen Feldern
und steinigen Triften, die Königin unserer
Distelarten. Stengellos liegt sie wie ein zu Boden
gefallener silberglänzender Stern im Rasen, umkränzt
von den Strahlen ihrer schönen, zur
Rosette geordneten Hüllblätter. Der im unver-
welkliehen Glänze schimmernde Zackenstern
lenkt die Blicke des Wanderers, aber auch die
der Insekten, zumal der Hummeln, auf sich, die
die Bestäubung besorgen. Bei Nacht und bei trübem
Wetter schließt sich die Blüte. Ein kegelförmiges
Dach überdeckt die drei- bis vierhundert
Röhrenblütchen des Blütenkorbs; sie sind
weiß oder rosarot.
Die Silberdistel ist von strenger Schönheit.
Wenn die zahlreichen Blüten weit verstreut in
der Landschaft stehen, erscheinen sie uns wie
eine kostbare Stickerei in einem grünen Teppich.
Ihr botanischer Name lautet „Carlina acaulis", zu
deutsch „Stengellose Karlsdistel". Dieser Name
erinnert daran, daß, nach der Sage Karl dem
Großen ein Engel im Traum erschienen war, als
in seinem Land die Pest wütete. Der Engel befahl
dem Kaiser, einen Pfeil in die Luft zu
schießen. Das Kraut, das der niederfallende Pfeil
treffen würde, sollte gegen den schwarzen Tod
Hilfe bringen. Der Kaiser tat, wie ihm geheißen.
Der Pfeil blieb mit seiner Spitze in der Silberdistelblüte
stecken. - ,
Unsere -Vorfahren nannten die Silberdistel
auch Eberwurz, weil die Wurzeln der Pflanze
von den Schweinen ausgewühlt und gefressen
werden. Wegen ihrer heilenden Kraft nagelt man
in manchen Gegenden die Pflanze an den Trog
der Schweine, um sie vor Krankheit zu schützen.
Mit Recht steht die im Spätsommer und im Frühherbst
blühende Silberdistel unter Naturschutz.
Wenn der Herbst Busch und Baum entblättert hat,
fällt uns im Astwerk des Laubholzes zuweilen ein merkwürdiger
immergrüner Busch auf: die Mistel.
Schneeweiß heben sich die erbsengroßen Beeren von
dem Busch ab. Sie werden von der Vogelwelt, zumal von
der Misteldrossel, gerne verzehrt. Zerdrückt man eine
Beere, so bemerkt man; daß das Innere klebrig ist. Vogelleim
kann man daraus bereiten. So entstand das Sprichwort
: Die Misteldrossel sät selbst ihr Verderben. Der
Samen bleibt leicht am Schnabel der Vögel haften.
Streicht der Vogel den Schnabel an einem Aste ab, so
leimt er die Samen gleichsam dort an, so daß sich dort
die jungen Pflanzen entwickeln können. Die Mistel entnimmt
ihrem „Wirt" das Wasser, in welchem auch Nährstoffe
enthalten sind. Da die Mistel Blattgrün besitzt,
vermag sie aus den gelösten Salzen und der Kohlensäure
der Luft selbst all die Stoffe zu bereiten, die sie zum
Wachstum nötig hat. Sie ist also, wie zumeist angenommen
wird, kein „echter Schmarotzer", vielmehr ein sogenannter
„Halbschmarotzer".
Es ist ein seltsames Bild, das immergrüne Pflanzenwesen
auf dem Baum. Seine Erscheinung hat die Menschen
zu allen Zeiten sehr gefesselt. Die alten Griechen
sahen in der Mistel den magischen Zweig der Göttin der
Unterwelt, der die Pforten des Hades zu öffnen vermochte
. Den keltischen Stämmen war die Mistel ein
Sinnbild der Wiederbelebung der erloschenen Sonnenkraft
. Sie genoß deshalb außerordentliche Verehrung. In
feierlicher Weise wurden die Zweige geschnitten und als
Heilmittel verwendet.
Im Mittelalter nannte das christliche Volk das Mistelholz
das „Heiligkreuzholz". Nach alten Kräuterbüchern
wurde die Mistel verwendet gegen Krämpfe und Epilepsie
, gegen Blutstörungen, Lungenblutungen und Nachblutungen
. Pf arrer Kneipp machte erneut auf die Bedeutung
der Mistel als Heilmittel aufmerksam. Er empfahl
sie bei Kreislaufstörungen.
In England hängt man die Mistel um die Weihnachtszeit
an die Zimmerdecke. Sie soll Segen ins Haus bringen
. In Frankreich tragen die Kinder die Mistel, Glückwünsche
überbringend, an Silvester von Haus zu Haus.
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