Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-11/0008
Dr. A. Baumhauer:

jöec dfoifterbefdjtööcer CDagltoftco im 3a6lec (Brensgebiet

Zu den reizvollsten Spazierwegen im Grenzgebiet
zwischen der südwestlichsten deutschen
Stadt Lörrach und der Basler Nachbarschaft gehören
die zahlreichen gepflegten Wiesen- und
Waldpfade im Riehener Bann, von den Ufern des
Wiesenflusses in den sog. „Langen Erlen" bis
zum Grenzacherhorn, St. Chrischona und dem
Maienbühl. Zur Vielfalt der landschaftlichen
Schönheit gesellen sich im „Dorfe" Riehen, das
zum Kanton Basel-Stadt gehört und immerhin
weit über 16 000 Einwohner zählt, malerische
Bauernhäuser nebefi wohlerhaltenen mittelalterlichen
Verwaltungsgebäuden, prächtige Landsitze
aus dem 17. und 18. Jahrhundert neben modernsten
Villen und sogar Reihenbauten, die heute
vor allem das Bild der Landschaft in der Ebene
gegen Basel zu beherrschen. Heute noch wie vor
200 Jahren gilt die Schilderung Daniel Bruckners:
„Die Gegend von Riehen ist in Ansehung der
schönen und guten Wiesen, Felder, Reben, bergischen
Waldungen von Crentzach nicht nur eine
der angenehmsten, sondern auch, eine der fruchtbarsten
, sowohl wegen allerhand Feld- und Gartenfrüchten
, niedlichem Obst und trefflichem
Weinwachs, als auch wegen vieler Kräuter."

Nachdem die Stadt Basel schon im Jahre 1513
das Dorf Bettingen mit der Wallfahrtskirche
St. Chrischona dem Bischof von Basel abgekauft
hatte, erwarb sie von Bischof Christoph 1522 auch
noch Riehen um 6000 Gulden, und die Bauern
mußten Bürgermeister und Rat der Stadt den
Treueid schwören. Ein Fähnlein mit dem neuen
Hoheitszeichen, dem Baselstab, wurde auf den
Brunnen vor der Wirtschaft zum Ochsen gesteckt.
Schon damals müssen die Frauen von Riehen, die
ja vor wenigen Jahren als erste in der Schweiz
von ihren Männern das Stimmrecht in Gemeindesachen
erhielten, einen gewissen Charme besessen
. haben, dem auch die ehrenfesten Basler Ratsherren
erlegen sind, denn diese haben zur Feier
der Übernahme der städtischen Hoheit „den
frouwen ze Riechen 2 Pfund und 10 Batzen geschenkt
, als man düssen geschworen hatt."

Bald erkannten die Basler Patriziergeschlechter
, welche Vorteile ihnen der neu erworbene
Riehener Besitz brachte: Sie lernten die schöne
Landschaft am Ausgang des Wiesentales schätzen,
kauften dort Grund und Boden, bauten sich ein
behagliches Landhaus und waren als Stadtbürger
dazu noch von der Ortssteuer und vom Fron-
und Wachdienst befreit. Das erhöhte natürlich
den Reiz des Wohnens auf dem Lande. So wurde
Riehen denn — wie es in einer Dorfbeschreibung
vor 150 Jahren heißt — zum „ältesten Basler
Lustsitzzentrum, in dem die vielen, zum Teil mit
Pracht und Geschmack angelegten Landsitze reicher
Basler dem Ort ein schönes, gefälliges Aussehen
geben." Vom Bäumlihof bis zum Gut „Im
Byfang" ziehen sich im früheren „Riechemer
Unterdorf", entlang der breiten Straße nach Basel
, resp. Lörrach, die stilvollen Landhäuser, zu
deren prächtigen, von Mauern und Gittern umschlossenen
Parkanlagen kunstvolle schmiedeeiserne
Gartentore führen. Hier lagen die Güter
der Familien Burckhardt, Merian, Geigy, der
Iselin, Weber, La Roche und Sarasin, während
andere Landsitze im Oberdorf entstanden und
der prachtvolle Wenkenhof mit seinem weiten
Park im Stile des berühmten Gartenarchitekten
Ludwigs XIV., Le Nötre, von halber Bergeshöhe
aus den Talgrund beherrscht und einen umfassenden
Blick über die ganze Basler Bucht gewährt
.

Infolge der weitverzweigten Beziehungen und
Verwandtschaften der Basler Familien, durch
die Macht des Geldes oder durch militärische und
diplomatische Dienste an fremden Fürstenhöfen
standen die Basler Patriziergeschlechter von jeher
in engem Kontakt mit einflußreichen Kreisen
des Auslandes. Berühmtheiten der verschiedensten
Art hielten sich zu allen Zeiten häufig
in Basel auf und genossen hier Gastfreundschaft.
Doch zog das „goldene Tor der Schweiz" auch
manche zweifelhaften Elemente an, Abenteurer,
die in der reichen Stadt leichte Beute zu machen
hofften. So kam auch in den achtziger Jahren
der berühmteste Hochstapler des 18. Jahrhunderts
, der berüchtigte Giuseppe Balsamo, der sich
Alexander Graf von Cagliostro nannte, nach Basel
, wo er „Heilungen" vornahm und einen Kreis
von Gönnern fand, die an ihn und seine übersinnlichen
Kräfte glaubten. Cagliostro war Sizi-
lianer und in Palermo 1743 geboren. Er eignete
sich früh naturwissenschaftliche Kenntnisse an,
die er bei seinen spiritistischen Sitzungen als
Geisterbeschwörer entsprechend anwandte, um
den gewünschten Erfolg bei seinen gläubigen
Anhängern zu erzielen.

Schiller hat in seiner Erzählung „Der Geisterseher
" den Hokuspokus Cagliostros geschildert
und Goethe hat ihn im „Großkophta" dichterisch
verwendet. Balsamo, alias Cagliostro, bereiste
Griechenland, Ägypten und Vorderasien, kam
dann 1771 nach London und Paris, wo er beim
Adel und bei Hofe eine begeisterte Aufnahme
fand, da er sich auch als Goldmacher und Besitzer
des „Lebenselixiers" aufspielte und damit
viel Geld verdiente. In London war er Freimaurer
geworden, bewegte sich in höchsten
Kreisen und begründete eine Abart des Freimaurerbundes
, die sog. „ägyptische Maurerei",
deren Vorsitzender er selbst als Großkophta
wurde. Nach einem Aufenthalt in Leipzig und
Berlin und in Kurland gelangte er 1782 nach
Basel und damit auch nach Riehen.

Am südlichen Dorfeingang von Riehen, dort,
wo die Bettinger Straße von der Basler Straße
abzweigt, erstreckt sich die breite Front des sog.
Glöcklihofes mit dem großen, schönen, von

6


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-11/0008