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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-11/0017
Der Spiegelhof (zu Sage Nr. 1) Aufn.: U. Eichin

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3. ) In alten Zeiten soll Wiechs aus 5 Höfen
bestanden haben, das Dorf Ennikon hingegen sei
größer gewesen.

4. ) Zu den Zeiten noch, als Ennikon stand,
erhielten einige Bewohner aus jenem Dorf ein
Lehen in Wiechs. Sie bauten einen großen
Bauernhof, der aus folgenden drei Teilen bestand:

1. das „Herehus",

heute Haus Nr. 22 (Wasmer)

2. die „Eruchtscheuer",

heute Haus Nr. 21 (Schmidt)

3. das „Gesindehaus",

heute Haus Nr. 23 (Heckendorn)

5. ) Im Ennige isch als e Dorf gschtande. Die
Lüt hänn Brotlaib usghöhlt und sin drin gloffe.
Do isch e Unwetter cho, und 's Wasser het's ganz
Dorf überschwemmt. D' Güggel hänn no acht Tag
lang unterm Bode gchraiht.

Nach anderer Darstellung soll es durch Katholiken
im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden
sein, da sich in dieses Dorf die Reformierten von
Wiechs geflüchtet haben.

6. ) 's heißt, daß im Niederennige e Nonne-
chloschter gschtande isch. Die hänn Zämmekünft
veranstaltet mit de Mönch vom Chloschter
Witnau. Do sin Sache passiert, die eifach nit
hänn solle, und dorum soll's Chloschter versunke
si. Wenn mer z'nacht am Zwölfi abe gieng uff
des Land, no hör mer der Guggel chraie, wo sie
sellmols im Chloschter gha hänn.

Bemerkenswert hierbei ist, daß bei einer Grabung
in Allmatt, nahe bei Ennikon, rote behauene
Sandsteine gefunden wurden. Diese sollen, wie
es hieß, von einer Kirche herstammen.



7. ) 's isch im vorige Johrhundert gsa, do isch
e Bur us em Dorf im „Ennige" z'Acker gfahre.
Uf eimol isch er an öbbis härtis gschtoße. No het
er sich bückt und sieht, daß es d'Turmspitze vom
e versunkene Chilchli isch.

Wenn eis gmaiht het dort unte (Ennikon), no
hän als d'Lüt gschpöttlet: „Het d'Sägese nit an
d'Kirchturmspitze gschlage?"

8. ) Im Rothölzi (Gewannbezeichnung eines
Waldstückes) soll einst ein Schloß gestanden haben
, welches durch Zerstörung im Dreißigjährigen
Krieg verschwunden sei. Noch heute soll
man feststellen können, wo der Keller des damaligen
Schlosses gestanden habe.

9. ) Im Gewann „Im Gatter" stand einst ein
steinernes Kreuz, von welchem noch unbedeutende
Reste bis ungefähr 1930 zu sehen waren.
Dort soll anno 1813 „öbbis passiert si". Weiter
erzählt man, daß in jenem Jahre die Russen
durchs Dorf zogen; sie plünderten und verrichteten
noch andere Untaten. Mehrere Eltern verbargen
ihre Töchter auf den Heubühnen. Was
aber an der Stelle des Kreuzes passiert sein soll,
wußte die Erzählerin nicht mehr; sie bemerkte
noch, daß die Alten geheimnisvoll taten, wenn
sie von jenem Kreuz erzählten. — Dort war auch
die Grenze, bis wohin die Schweizer Straffällige
verfolgen durften.

10. ) In einem Stein des Hohe-Flum-Turmes
soll Geld eingemauert sein. Einige Fremde gingen
vor Jahren mit Hammer und Meißel an diesen
Turm und wollten das Geld finden. Zum Glück
hatten sie keine große Geduld, denn nach ein
paar Stunden hörten sie unverrichteter Sache
wieder auf.

11. ) Zwischen Wiechs und Adelhausen, nahe
am Waldweg, befindet sich ein Erdloch. Hier
warf man einstmals Spreu hinein, welche dann
im Bach, der. durch Minsein fließt, wieder zum
Vorschein kam.

12. ) Vor fünfzig Jahren sahen mehrere Bewohner
von Wiechs (wie auch in anderen Orten)
am Himmel einen Kometen. Nicht lange danach
zuckten Flämmchen über drei frischen Gräbern
des alten Friedhofes. (Letzteres nur von wenigen
gesehen.) Allgemein war man der Ansicht, daß
nun eine schlimme Zeit bevorstünde. — Bald
begann der erste Weltkrieg.

13. ) In de sechziger oder siebziger Johre
würds gsi si, do isch e Bur vo Wiechs in der
Früeih mit Holz uf Basel gfahre. Uf eimol hän
d'Roß der Wage nümme vorwärts brocht. 's isch
nit lang gange, no chunnt e Ma und sait ,em, er
soll e Speiche use schla. Des het er gmacht und
der Wage isch wieder gange. Am andere Tag het
e Ma us Wiechs e verschlagene Chopf gha.

(Fortsetzung im Heft 1/64.)

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