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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-12/0011
Schiffer und Reisenden zum Patron. Das heutige
Gotteshaus stammt aus dem Jahre 1773 und besitzt
zwei wertvolle Barockstatuen des hl. Wendelin
und des pfeildurchbohrten hl. Sebastian,
die besonders auf dem Lande stets viel verehrt
wurden. Aber auch St. Fridolin war* hier früher
in großer Verehrung, denn auch er gilt als
Schützer des Viehbestandes. Schon die alte Kirche
war die Begräbnisstätte der Andlau-Homburg
und auch in der heutigen wurden Mitglieder dieser
Familie beigesetzt. Aus ihr stammte der letzte
Fürstabt von Murbach, Benedikt von Andlau, der
1836 in Eichstätt in Bayern starb.

Außerhalb des Dorfes steht rechts der Straße
ein schloßähnliches Gebäude, ein seltsamer Bau,
der nichts anderes ist als ein großer Kuhstall mit
vier Futtersilos, die vier Türme an den Ecken.
Das „Schloß" wurde 1928—30 durch Maurice
Burrus gebaut; dieser, bekannt durch die Tabakindustrie
im Markirchertal und in Boncourt in
der Schweiz, hatte das am Waldrand stehende
Schloß Maupeou 1922 erworben. Heute dient der
ehemalige Stall, weil ungesund, als Garage. Das
Schloß selbst gehörte Caroline Köchlin, der Tochter
des Mülhauser Industriellen Nicolas Koechlin,
in dessen Gießerei die erste Lokomotive im Elsaß
gebaut worden war (1839). Ursprünglich war das
Schloß ein Jagdhaus, das 1880 bzw. 1901 zu einem
großen Schloß wurde. Caroline Köchlin hatte
einen de Maupeou aus altem französischen Grafengeschlecht
geheiratet. Während des ersten
Weltkrieges diente das Schloß nach 1915 als
Hauptquartier der Armee-Abteilung Gaede. 1922
kaufte nun Burrus das Gut, das dessen Neffe
heute besitzt.

Noch von einem anderen Adelssitz müssen wir
sprechen, von dem nur mehr der Burghügel vorhanden
ist: dem Sitz der Herren von Butenheim.
Dieses Schloß erscheint im Jahr 1111 zum ersten
Mal in der Geschichte: Otto, Graf von Habsburg,
wurde hier damals durch Hesso von Usenberg
ermordet. Die Burg war der Mittelpunkt der
Herrschaft Butenheim und war noch im 16. Jahrhundert
bewohnt, zerfiel aber immer mehr. Es
diente fortan als Steinbruch beim Bau des
Schlosses derer von Andlau-Homburg, wo später
das Schloß der Maupeou gebaut wurde. 1865 verschwanden
die letzten Reste der Burg. Die Herrschaft
Butenheim umfaßt die Ortschaften Homburg
, Klein-Landau und Butenheim. Die Herren
von Butenheim waren Lehensmänner der Habsburger
, starben aber um 1337 aus. Damals wurden
die Herren von Huse mit der Burg und den
drei Ortschaften belehnt. Auch Dorf und Schloß
Landser, außerdem Güter bei Lutterbach, im
Münstertal und rechts des Rheines hatten sie
besessen, waren aber um 1246 zu Raubrittern
herabgesunken. Die Mülhauser und Basler brachten
sie zur Vernunft. Zuletzt bildeten die Habsburger
die Herrschaft Landser; so war die Rolle
der Butenheimer ausgespielt.

Klein-Landau liegt abseits der Rheinstraße,
näher dem Rheine zu. Im Österreichischen Erb-
iolgekrieg kam es hier 1743 zu einem Gefecht, als

die Österreicher über den Rhein gekommen waren
. Die aus dem 18. Jahrhundert stammende
St. Martinskirche besitzt Barock-Altäre, die vermutlich
aus dem Kapuzinerkloster Landser stammen
und von denen der Hochaltar das „Gelübde
des Königs Ludwig XIII. (1638)" zeigt. Der Künstler
dieses Gemäldes, das kunstvoll erneuert wurde
, ist nicht bekannt. Es handelt sich um das
Versprechen des Königs, im Falle einer gesicher-
Thronfolge, das Fest Maria Himmelfahrt in ganz
Frankreich fortan mit einer Nachmittags - Prozession
zu feiern.

Niffer und Kembs

Niffer war durch Goldwäschereien früher
bekannt; heute bewundert man auf der großen
Schleuse des Rheinseitenkanals in den Hüninger
Kanal das Schleusenwärterhaus des berühmten
Le Corbusier Die Kirche, St. Ulrich, dem Patron
der Fischer geweiht, hat einen teilweise romanischen
Turm und im Chor eine gotische Sakristeitüre
mit der Jahreszahl 1408 und dem Namen
des damaligen Kirchenpflegers. Hinter Niffer
fahren wir über den Hüninger Kanal und schon
sind wir in Kembs, dem Cambete der Römer.

Hier zweigte von der römischen Rheinstraße
die Straße quer durch den Sundgau nach Man-
deure am Doubs, der Stadt EPOMANDUO ab,
um weiter Vesontio (Besangon) und Lyon zu erreichen
. Cambete war also ein Straßen - Schnittpunkt
. Als man den Rheinseitenkanal baute, entdeckte
man tief unter dem Geröll und Kies des
ehemaligen Rheinbettes die mächtigen Pfeiler
samt Teilen des Brückenbelages einer römischen
Brücke, der einzigen bis heute bekannten festen
Rheinbrücke zwischen Äugst und Mainz. Heute
deckt der Kanal diese sensationellen Funde. Eine
Brücke, gebaut aus den Kalksteinen, die man jenseits
Kembs findet, ermöglichte den sicheren
Übergang in das Dekumatenland, der militärisch
durch ein Kastell gesichert war. In der Humanistenzeit
und im letzten Jahrhundert bezeugten
Funde das Vorhandensein dieser Siedlung, ja sogar
einer vorgeschichtlichen.

Gerade so wie in Ottmarsheim, war auch in
Kembs durch Schenkung desselben Herzogs Po-
dalus die Abtei St. Gallen im Jahre 757 begütert.
Aber das Dorf war Reichsgut, kam aber dann
zur Hälfte mit einem Dinghof an das Bistum
Basel, das diesen Besitz lehensweise den Münch
von Landskron und später den von Rotberg
(Rheinweiler!) gab. Die andere Hälfte, ebenfalls
mit einem Dinghof, kam an das St. Alban-Priorat
in Basel. Doch hatten hier auch die Habsburger
Rechte.

Kembs war lange eine Poststation an der
Rheinstraße, an die noch der Gasthof „Zur Post"
erinnert. Das brachte etwas Leben in das Dorf,
vor allem aber waren es die Goldwäschereien,
die Schiffahrt, die Ausbeutung des Rheinsandes
und der Rhedn-Wacken, später Töpfereien und
Ackerbau, die der Bevölkerung den Broterwerb
sicherten. Das St. Johannes-Patrozinium zeugt

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