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für die alte Siedlung, für eine frühe" Tauf-und
Kultstätte.
Der Bau des Kraftwerkes (1928—32) hat wesentlich
das Landschaftsbild verändert und auch
neue Siedlungen längs der Rheinstraße entstehen
lassen.
Doch südlich Kembs verlassen wir die eigentlichen
Hardtdörfer. Rosenau und Neudorf, die
Neuweg (la Chaussee), Hüningen und St. Ludwig
bilden ein Kapitel für sich, gehören in die Dreiländer
-Ecke, über die wir vielleicht bei anderer
Gelegenheit erzählen möchten. Auch über den
Hüninger-Kanal haben wir hier nicht gesprochen,
weil dessen Bau zur Geschichte Hüningens und
des Hardt-Waldes gehört.
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grüßen wir unsere Leser und Freunde in der
Heimat und draußen in der weiten Welt. Wir
wünschen frohe Festtage und für 1964
Gesundheit, Glück und Segen.
Die IBatWrdjnfi
Redaktion und Verlag
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Paula
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Als in Feldberg der Chirurg und Pfarrerssohn
Philipp Heinrich Tulla im Jahr 1740, ein Vierteljahr
vor seinem Vater, erst 33jährig starb, folgte
ihm sein Bruder David Abraham Tulla als
Chirurg nach. Doch schon im Jahre 1756, im
Januar, wurde dieser „in Lippurg zu Tode geprügelt
". Die Gemeinde Feldberg bat deshalb
den Landesfürsten, da immer schon ein Chirurg
dagewesen sei „wegen Krankheit und Unglücksfällen
", er möge den Chirurgen und Barbier La
Coste, der in Müllheim Gehilfe bei Chirurg
Stupfer war, nach Feldberg ziehen lassen. Stupfer
und Landesphysikus Schwarz stellten ihm
gute Zeugnisse aus, und so kam La Coste nach
bestandenem Examen nach Feldberg.
Der damalige Gemeindeschaffner Sulzberger
wird als gewissenhafter Mann gerühmt, aber
nach Streitigkeiten mit La Coste nahm dieser
dessen Amt an sich. Um endlich die Ruhe im
Dorf wieder herzustellen, wurde beiden 1781 dieses
Amt von Rechts wegen abgesprochen. In der
Zeit, da La Coste das Schaffneramt führte, das
ihm jedenfalls sicheren Verdienst gab, fand er
keine Zeit mehr für seine Patienten. Deshalb
kam Chirurg Gramp von Darmstadt an dessen
Stelle.
Nach mündlichen Berichten haben freundschaftliche
oder verwandtschaftliche Beziehungen
zwischen der Müllheimer Familie Engler-Bayer
und der Darmstädter Musikerfamilie Gramp bestanden
, durch welche der Sohn zu der freigewordenen
Chirurgenstelle in Feldberg kam und
diese vermutlich schon vor 1770 antrat. Sein
Vater muß ein begabter Musiker gewesen sein,
denn der Darmstädter Hof wurde wegen seines
Hoforchesters, das auch später am Hoftheater
wirkte, gerühmt und bekannt. So mag der Vater
seinem Sohne eine gute Ausbildung ermöglicht
haben.
Der Begründer der Oberen Engler'schen
Brauerei war der 1735 in Darmstadt geborene
und in Müllheim 1797 gestorbene Brauer und
Küfermeister Konrad Heinrich Bayer, 1766 verehelicht
mit Agathe Bickel von Müllheim (1741
bis 1801), Tochter des Müllheimer Küfermeisters
Simon Bickel und dessen Ehefrau Eva Hollen-
weger. Bayers Schwiegersohn war Bierbrauer
und Küfermeister Philipp Jakob Engler, dessen
Sohn Konrad Heinrich Engler die zweite
Brauerei „Unterer Engler" im Beidekschen Hause
begründete.
In damaliger Zeit gingen die Chirurgen und
Wundärzte zunächst von der „Lateinschule" zu
einem Chirurgen „in die Lehre" und dann zur
Universität. Nach abgelegtem Examen erhielten
sie für Chirurgie und Geburtshilfe Lizenz zur
Praxis, aber für Medizin war diese beschränkt.
Auch in der Tierheilkunde waren gleichzeitig
manche Chirurgen ausgebildet, wie zum Beispiel
Chirurg Stupfer, Müllheim, der für den Oberrheinkreis
zuständig war.
Als Gramp nach Feldberg kam, war er noch
unverheiratet. Wir finden über seine Verheiratung
im Feldberger Kirchenbuch folgenden Eintrag
: „27. Juli 1771. Johann Christian Gramp,
Chirurgus und nunmehriger Bürger von hier,
des Johann Conrad Gramp, fürstl. Musici von
Darmstadt Sohn, mit Barbara (geb. 13. 1. 1745,
gest. 10. 7. 1806) Johannes Ulrich Hollenwegers
(und der Maria Farkin von Müllen) von hier
ledigen Tochter".
Die Gevattern der Barbara waren: David
Tulla, Chirurgus; Wilhelm Roßkopf; Catharina
Haagin, Hansjerg Haagins Frau; Rosamunde Bey-
deckin, Philipp Beydeckens Frau; alle von Feldberg
.
Als Johann Christian Gramp nach Feldberg
kam, fand er auch Widersacher. Er mußte sich
als Neuling erst bewähren und durchsetzen. Auch
Vogt Kibiger scheint ihm nicht gewogen gewesen
zu sein, denn er ließ ihn 1773 „wegen Verleumdung
" in den Ortsarrest sperren, obwohl
Ochsenwirt Eglin sich schützend vor ihn stellte.
Doch Pfarrer Johann Jacob Meier, ein Freund
auch des Vogts, bewirkte, daß Gramp zur Be-
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