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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-12/0013
handlung seiner erkrankten Frau wieder freigelassen
wurde.

Nach erst vierjähriger Ehe starb Johann
Christian Gramp. Seine Frau setzte später alles
daran, ihrem einzigen Sohn das Studium in
Straßburg und Freiburg zu ermöglichen. Zur
Vollendung des Studiums ersuchte die Mutter
den Landesfürsten Karl Friedrich um eine Beihilfe
, die nach einer zweiten Bitte in Höhe von
50 Gulden gewährt wurde. Auch seine Patinnen
Barbara Deublin und Dietrich Eckensteins, des
Bürgers von Auggen Ehefrau und andere mögen
seiner Mutter beratend und helfend beigestanden
haben. Sie kam wohl aus einem wohlhabenden
Bauernhaus, hatte Vieh, Feld und Wald, war
aber auf fremde Hilfe angewiesen. Doch hatte sie
zu leben und der Sohn das Notwendigste zu seinem
Studium.

Bereits 1791 übernahm Christian Dietrich
Gramp das Amt seines Vaters, nachdem in der
Zwischenzeit der „Kurschmied" Sütterlin sich
manches aus Vater Gramps Büchern angeeignet
und ihn oft begleitet und ihm geholfen hatte.
So war er imstande, im Notfall erste Hilfe zu
leisten, bis der Sohn wieder daheim war.
Christian Dietrich Gramp verheiratete sich mit
24 Jahren im Jahre 1796 mit Anna Eva Riegerin.
Solange er in seinem Heimatdorf wirkte, begegnete
man ihm mit großer Achtung und
respektvoller Verehrung. Sein gutes Andenken
blieb bis zur letztvergangenen Generation im
Dorfe lebendig.

Wenn die Alten berichteten, die es noch aus
den Erzählungen ihrer Großeltern wußten, wie
der „Doktor Gramp" auf seinem Pferd über
Land geritten war, kommt uns heute noch ein
leichtes Gruseln an: im ledernen Felleisen, hinter
sich auf das Pferd geschnallt, hatte er das Operationsbesteck
, Messer, Zangen und Knochensäge
und was damals noch dazu gehörte.

Er wird als ein sicherer und flotter Reiter
geschildert, der bei schlechtem Wetter und im
Winter einen dicken grauen Reitmantel mit doppeltem
Uberkragen trug. Dieses unverwüstliche
Requisit diente zu Anfang unseres Jahrhunderts
noch in der Familie als Fuhrmannsmantel. Daß
er Schmalzgebackenes liebte, wußten seine Patientinnen
und steckten ihm davon heimlich bei
seinen „Visiten" in die großen, ganz fettigen
Manteltaschen. Bis zu seinem Tod blieb er ein
rüstiger Fußgänger, wenn er auch nicht ohne
Pferd auskommen konnte in seinem großen Gebiet
von Feuerbach und Sitzenkirch bis Lipburg
und Oberweiler, und von Müllheim und Auggen
bis Vogelbach, Kaltenbach und Neuenweg. Die
meisten Patienten hatte er zu Anfang natürlich
in Feldberg, Ober- und Niedereggenen, Auggen,
Hach, Zitzingen, der Kutz(-Mühle), Gennenbach
und Rheintal. Da mußte er auch manchen kranken
Zahn ziehen. Das Rasieren gehörte auch zu
seinen Funktionen, das wird er aber wohl seinem
Lehrling überlassen haben.

In Feldberg wohnte er nahe dem westlichen
Dorfeingang in einem zweistöckigen, 1737 erbauten
Hause. Diesem ließ er einen Anbau mit
einem zweiten Eingang in ein Zimmer, wohl
seinem Sprechzimmer, anfügen. Da er die meisten
Medikamente selbst bereitete, fanden sich
früher auch noch Geräte in seiner „Apotheke",
die fast alle verloren gegangen sind. Im zweiten
Stock wohnte um 1794 der alte und gebrechliche
Pfarrer Böhm, der zu Gramps Patienten zählte
und auch von Gramps Fässern im Keller zapfen
durfte. Dessen Sohn Ernst war mehrfach Pate
bei den Grampschen Kindern.

Die liebevolle Pietät des Ehepaares Kurt Werner
Engler, Müllheim, hat einige Erinnerungsstücke
vor dem Verlust bewahrt. Es sind lebendige
Zeugnisse einer vergangenen Zeit, Brücken
zu den zukünftigen Geschlechtern vieler Mark-
gräfler Familien. Mit geheimer Ehrfurcht betrachtet
man das Stammbuch und das Schuldenbuch
Christian Dietrichs. Der kurzen Einträge in
das Stammbuch sind es nur wenige, aber sie
sprechen die deutliche Sprache eines Menschen,
dem viel Arbeit, Freude und tiefstes Leid auch
im eigenen Familienkreis zugeteilt war, so daß
man sein großes Verständnis für seine Mitmenschen
begreifen lernt.

Daß sich unser Gramp gerne des Schnupftabaks
bediente, geht daraus hervor, daß der
geschickte Müllheimer Silberschmiedemeister
Eisenlohr eine schwere silberne Prisendose für
ihn angefertigt hat, die innen vergoldet und mit
„G" gezeichnet war.

Amtshut des Oberlandchirurgs Christian Dietrich Gramp
* 11.5.1772 Feldberg \ f 13.4.1836 Müllheim
(Lt. Sievert von 1817—1835 im Amt.)

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