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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-12/0016
Konstantin Schäfer:

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Eine andre Zeche trug den verheißungsvollen
Namen „Friede-Stollen". Friede ist der höchste
Besitz, Friede mit der Welt, Friede mit sich
selbst, Friede mit den furchtbaren Geheimnissen
des Ewigen. Es braucht in der deutschen Sprache
nur eine kleine Silbe, um ihn in sein Gegenteil
zu verkehren. Diese kleine Silbe beherrschte die
kurze Lebensdauer dieser Grübe: Unordnung,
Unkenntnis, Unrentabilität, Unglück, Unfriede.

Der Farbmeister Heinrich Gottlieb Weißer
von Sulzburg und Fridlin Trefzer von Marzell
glaubten im Jahre 1791, ähnlich wie der Entdecker
des „Edelfund", einen ergiebigen Gang
gefunden zu haben, von dem sie sich reiche Gewinne
erhofften. Mit der Erlaubnis des Bergamtes
begännen sie einen Schürf zu werfen. Der
Geschworene Paul vom Bergamt Badenweiler
besichtigte ihn in der fünften Woche im Quartal
Trinitatis 1791, um die Mutung einreichen zu
können.

Er gibt die Lage des Fundes folgendermaßen
an: j,Dieser Schurff lieget in Bugginger Walt, in
einem Engen Thal, welches sich gegen Abend
nach Ansteigen des Gebürges ziehet, ist nicht
mehr als ongefehr 18 Lr vor dem Berg-Gebäude
Holderpfath entfernet, der Gang hat sein Streichen
in ein aus Morgen und Mitternacht gegen
Mittag und Abend jeling ansteigenden Stück
Gebürge, wo in tortiger Gegend sehr viele Gänge
und Klüffte durchsetzen". Über die näheren
Umstände des Fundes wird nichts berichtet. Auch
er liegt in der Nähe der Holderpfadgrübe. „Es
ist ferner noch zu merken, daß diese Gänge von
Holderpfather Hauptgang und mehr andere
Gänge in der tortigen Gegend durchschneiden
wird, oder dieser durchschneidet jene, welches
man zur Zeit noch nicht weis."

Die Aussichten des anzulegenden Baues sind
nicht gerade überwältigend: „Die auf den Gang
einbrechenden Erze sind mehren theils Schweffei,
Arsenikal und Vitriol Kieße mit Spuhren von
Antimonischen Erzen." Immerhin gibt Paul die
Bitte um Bestätigung weiter.

Ein Jahr spater wird in der 9. Woche des
Quartals Reminiscere 1792 eine Generalbefah-
rung vorgenommen. Am 6. März berichtet Bergsekretär
C. A. Gyßer darüber. Die Lage vor Ort
war unerfreulich, „es war mit einem sehr schlechten
Häuer belegt." Der Gang ist nicht bauwürdig.
Es ist völlig verständlich, daß die zwei armen
Teufel es nicht währ haben wollten, daß das
Glück so zfwischen den schrundigen Fingern zerrinnt
.

Gyßer schreibt: „Solchem nach ist den jetzigen
Unternehmern zu bedeuten (Randbemerkung: sub
14ten dem Farbmeister das nötige befohlen), daß
sie diesen Bau, den sie meist aus Thorheit und
Aberglauben über ihre Kräfte fortführen, höchstens
noch mit einer 2 Lachter langen Auffahrung
fortsetzen sollen, wo man sodann auf wiederholte
Besichtigung das weitere beschließen
werde, und wobei sie sich desto mehr beruhigen
können, als durch die weitere Auffahrung des
mitternächtlichen Holderpfader Orts, oder durch
einen Querschlag in demselben diese Trümmer
überfahren werden."'

Genau fünf Monate später, am 7. August, in
der 6. Crucis-Woche, fand die versprochene wiederholte
Besichtigung statt. Es fehlte an Geld.
Weißer stand schon im 82. Lebensjahr. Um die
Kosten bestreiten zu können, reichte er ein Gesuch
um Vermehrung seines Gnadengehaltes ein.
Die Resolution wurde auf die lange Bank geschoben
, man hatte Zeit, aber er niGht. Auf Grund
der Tatsache, daß der Gang sich etwas gebessert
hatte, sollte Weißer sich einige Mitunternehmer
suchen. Die Bergverwalturig wollte ihm keine
Materialien mehr ohne Barzahlung geben.

Am 20. Oktober 1792 schrieb Paul in seinem
Fahr-Bericht:

„Seit 1790, den 6ten August, ist solcher angefangen
und bald mit 1, bald mit 2 Mann betrieben
worden, auch wurde, zuweilen einige Wochen
Stillstand gemacht..."

Gyßer berichtet mit mehr menschlichem Gefühl
: „ ... es ist ihm dabei zu bedeuten, daß er
sich bei dieser Versucharbeit nicht über seine
Kräfte schwächen oder wohl gar sich an seiner
Pflege etwas abgehen lasse". Paul fährt fort:
„Damit wurde folgendes ausgerichtet: Aufbereitet
nichts. Als das gewonnene Erz, welches noch von
geringem Bedeuten ist, auf der Halde aufge-
stürzet". Gegen Ende seines Berichts meint er:
„Zu dieser Untersuchung fählet es an nichts, als
das dieses Stollnort mit mehrerer Forsche als
zeithero kännte Betrieben werden, wo bei weiterer
Fortsetzung des Westl. Orts an keinem guten
Erfolg zu zweifeln ist."

Den Mutern steigt der Mut, als sie von dem
Silbergehalt der einbrechenden Erze auf der
nahegelegenen Holderpfadgrübe hören, der von
5 Lot auf 11 Mark gestiegen sein solle, was sich
aber leider nicht als beständig erwies.

Am 11. März 1793, in der 11. Reminiscere-
Woche, kommt ein niederschmetternder Bericht
des Bergamtes:

„Da dem alten Farbmeister Weißer von fürstl.
Berg-Commission schon mündlich zu erkennen
gegeben worden, daß er sich bei seinem schwachen
Vermögen auf ein so thörichtes und kostbares
Unternehmen nicht einlasset!, viel weniger
andere des Bergbaues unkundige Leute durch
ungegründetes Geschwätz von künftigen grosen
Hofnungen anführen solle, auch ihm von keiner
bergamtl. Person irgend ein Certificat oder Aufstand
, ohne darin die oben angezeigte Beschaffenheit
zu bemerken ertheilt werden könne: so
seie solches alles schriftlich durch eine an die
Bergverwaltung zu erlassende Verfügung mit

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