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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-01/0004
Emil Baader:

Äaö alte 7at)c uecgangen ift...

Alte Neu j ahrsIieder im Badnerland

In allen Gegenden des badischen Landes wird
das Neujahr „angesungen", zumal in entlegenen
Orten des Schwarzwalds und des Odenwalds.

Eines der ältesten Neujahrslieder ist das im
Achertal gebräuchliche „Schnitzlied"; es stammt
noch aus der Zeit, da an Weihnachten Neujahr
gefeiert wurde. Es beginnt:

Hinicht ist die kälteste Nacht,
Das Kindlein Jesus geboren ward,
Es ist geboren und das ist wahr,
Ein kleines Kindlein, ein großer Gott,
Wir wünschen euch allen ein gutes Neujahr,
Ein guts Neujahr und auch viel Glück,
So beten wir an Herrn Jesus Christ.

Im dunklen Hausgang werden die Lieder gesungen
oder auch im Freien, wenn das Haus
geschlossen ist. Aufmerksam lauscht man den
Sängern. Ist das Lied zu Ende, so öffnet d£r
Bauer Haus- oder Stubentür. Einer der Sänger
spricht die Verse:

Jetzt haben wir den Bauersleuten gesungen zu

einem guten Neujahr.
Was er uns gibt, wollen wir tragen
Und uns über die Gaben nicht beklagen.
Sie sollen sein nicht zu klein und nicht zu groß,
Daß sie den 'Schnitzsack nicht verstoßt.
Hausvater, steig ins Dach,
Hol herunter ein Rippach.
Nicht zu klein, und nicht zu groß,
Daß es den Schnitzsack nicht verstoßt.

Wer könnte den Wünschen widerstehen? Die
Sänger werden bewirtet; man schenkt ihnen

Dürrobst, „ Schnitze". Zum Abschied bedanken
sich die Neujahrssänger:

Ihr habt uns redlich und ehrlich gegeben,

Ihr sollt das Jahr in Freude erleben.

Wir wünschen dem Bauern einen goldenen Wagen,

der soll ihn in das Himmelreich tragen.

Wir wünschen der Bäuerin eine goldene Krön,

für ihre Güte ewigen Lohn.

Im Odenwald ist es der Nachtwächter, der in
der Neujahrsnacht sein Horn erschallen läßt. Er
zieht von Haus zu Haus, von einem Mann begleitet
, und sagt folgenden Spruch:

Jetzt treten wir ein in das neue Jahr,
Herr Jesu hilf uns aus der Gefahr.
Wend ab von uns böse Zeit,
Bring uns nicht Pest, noch arme Leut!

Sein Begleiter fährt singend fort: •

Wir bitten insgemein,

Laß uns die drei Hauptstücke befolget sein.

Gib uns Dein Wort und Dein Sakrament,

Von nun an bis an unser End.

Bekrön das Jahr mit deiner Güt,

Und uns mit Segen überschütt'!

Daß solches sei und werde wahr,

das wünschen wir der Christenschar.

Hierauf singen die beiden zweistimmig:

Das alte Jahr vergangen ist,
Wir danken dir, Herr Jesus Christ
Daß du uns in gar großer Gefahtr
Behütet hast lange Zeit und Jahr!

Nach diesem Lied stimmen alle gemeinsam
das „Te Deum" an. Wenn auch das verklungen
ist, so ruft sich alles gegenseitig die Hände
schüttelnd, „Prost Neujahr!" zu.

Paula Hollenweger: Q\)ft[(inbÜ)fc\WQ (J\)\

(1. Fortsetzung.)

Wenn wir das Stammbuch des Christian Dietrich
aus der mit einem getöntfarbigen Wolkenpapier
beklebten Scheide nehmen, erfreut uns
dieses selbst durch seinen gepreßten Einband mit
feinen Goldornamenten auf braunrotem Grund.
Die Schrift ist großzügig und offen, und der
erste Eintrag besagt: „Dieses Stammbuch gehöret
Christian Dietrich Gramp Chirurgus und Vete-
rinair Arzt von Feldberg". Der zweite Eintrag
lautet: „Anno 1772. Den 11. May bin ich zur
Weld Gebühren, und nehml. Tags darauf getauft
worden, ich erhielte den Namen Christian Dietrich
. — Mein Vatter Johann Christian Gramp
(geb. 1744) Chirurgus dahier in Feldberg; wahr
aus Darmstadt in Hessen gebürthig, er verehelichte
sich 1771 den 27. May mit Barbara, des
Johann Ulrich Hollenwegers Bürgers von hier
mit Maria Farkin in Müllheim Ehelich erzeugten
Ledigen Tochter als meine jetzt noch lebende
Mutter." Weiter lesen wir:

„Anno 1775 den lten September früh um
5 Uhr starb mein Vatter an einer Phthisis Pul-

tfan ZMßtcidj <$wmp

monalis (Tbc) in einem Alter von 30 Jahren
9 Monaten und 10 Tägen. Nachschrift: Meines
Seel. Vatters Eltern wahren Joh. Conrad Gramp
fürstl. Musicus in Darmstadt, aus Lauf im Nürnbergischen
gebürthig und Maria Barbara Burkhardt
aus Darmstadt, er wahr das erste erzeugte
Kind in ihrer Ehe."

Nachdem er seinen Ehebund geschlossen hatte,
trägt er im Stammbuch verhalten und hoffnungsfroh
ein: „Anno 1796 den 12ten April Verehelichte
ich mich mit Anna Eva Riegerin (geb. 10.
2. 1775 in Niederweiler, gest. 4. 11. 1848 in Feldberg
) des Landchirurgi Melchior Riegers (geb.
23. 9. 1734, gest. 21. 12. 1824 in Niederweiler) von
Niederweiler mit Juditha gebohrenen Heiden-
reichin (geb. 9. 1. 1742, gest. 20. 4. 1802 in Niederweiler
) von Müllheim Ehlich erzeugten ledigen
Tochter."

Melchior Riegger war „Operator, Hebammenmeister
und Chirurgus" in Mengen. Er machte
seinem Heimatdorf Niederweiler am 20. 12. 1807
eine Stiftung von 100 Gulden für die Ortsarmen,
deren Zins jeweils an Weihnachten an diese ver-

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