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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-01/0010
Albert Eisele, Kandern:

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Hermann Albrecht hat in seiner Rebländer
Dorfgeschichte „Die Häfnetjungfrau" die Gegend,
in der sich die folgende Geschichte abspielt, so
geschildert: „Du stehst hier zwischen Rhein- und
Kandertal in einem der heimeligsten und gesegnetsten
Winkel unseres schönen Badnerlandes.
Üppig breitet sich vor deinem Auge jene Hochebene
aus, die in mancherlei welligen Formen
allmählich gegen Mittag sich abdacht, ein freundlich
Gartenland im Schmuck sattgrüner Nußbäume
, durch die hin und wieder ein altersgrauer
Kirchturm träumerisch hervorlugt." Und
der Dichter ist überzeugt, daß Himmel und Erde
schön sind im Markgräflerland; aber er weiß
auch, daß das Rebland kein Paradies ist, „es
kommt dem Rebländer immer etwas Ungrad's,
heiß es wie es wolle".

Das wußte auch der Herr Pfarrer in jenem
Rebort, wo es den guten Roten gibt. Aber er
wußte auch, daß ein guter Wille vieles aus dem
Weg räumt. Das beweist die folgende Begebenheit
. Die jungen Burschen pflegten an den Hochzeiten
nach Herzenslust zu schießen. Dagegen
hatte der Pfarrer an und für sich nichts einzuwenden
. Aber das Kirchlein liegt außerhalb des
Orts, und weil man nun einmal am Schießen
war, kam es vor, daß auch während des Gottesdienstes
manchmal ein Schuß oder mehr die
Hochzeitsgesellschaft in der Kirche samt dem
Pfarrer erschreckte. Weil keine böse Absicht dabei
war, suchte der Pfarrer einen anderen Weg,
die Sache beizulegen.

Und als wieder einmal ein Hochzeitszug vom
Dorf her der Kirche nahte und die Burschen
tüchtig drauflos knallten, ging er vor Beginn der
Trauung schnell noch hinaus zu ihnen und sagte
treuherzig: „Ich weiß Euch was. Während ich da
drinnen das Paar traue, geht ihr in den „Hirschen
" und trinkt auf meine Rechnung einen
Doppelliter. Bis dorthin ist die kirchliche Feier
beendet, und ihr könnt weiterschießen!" Die
Burschen ließen sich nicht zweimal heißen. Aber
als sie die Geschichte im „Hirschen" erzählten,
lachte der Wirt mit ihnen und spendete auch
noch einen Trunk. Es ist aber nie mehr eine
kirchliche Trauung gestört worden, und der Herr
Pfarrer hat nie mehr einen Doppelliter zahlen
müssen.

Dr. A. Baumhauer:

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Im badischen Oberland regierte zu Beginn
des 16. Jahrhunderts, in den Jahrzehnten, in
denen die Lehren Luthers und Zwingiis die
Geister erregten, Markgraf Ernst von 1515 bis
1553 in seinen Herrschaften Hochberg, Badenweiler
, Sausenberg und Rötteln. Wie sein Bruder
, Markgraf Philipp von Baden-Durlach, so
übte auch er große Zurückhaltung gegenüber den
Neuerern und hielt sich peinlich genau an die
Beschlüsse, welche auf den verschiedenen Reichstagen
gefaßt wurden und in denen die Reichsstände
, welche sich für die Reformation des
kirchlichen Lebens wie der kirchlichen Lehre
einsetzten, je nach der politischen Lage, in der
sich der habsburgische Kaiser Karl V. befand,
entweder freie Hand zur Durchführung von
Reformen erhielten oder aber aufs schärfste zurückgewiesen
wurden. So verhielt sich Markgraf
Ernst der Reformation gegenüber durchaus abwartend
, indem er, ohne selbst einzugreifen,
seine der neuen Lehre ergebenen Untertanen
weder begünstigte noch verfolgte. Immerhin
gewährte er im Juni 1524 dem früheren badischen
Pfarrer von Wolfenweiler in der Herrschaft
Badenweiler, Oker, der sich zur neuen
Lehre bekannte und aus Kenzingen in den vorderösterreichischen
Landen hatte flüchten müssen
, Asyl und setzte sich auch für die evangelischen
Bürger Kenzingens bei ihrem gegen sie
erbitterten Landesherrn, Erzherzog Ferdinand

von Österreich, dem Bruder Kaiser Karls V. ein.
Das hervorstechende Ziel seiner Politik ist es
aber immer gewesen, möglichst Rücksicht auf die
Wünsche Österreichs zu nehmen, von dessen
Gebieten seine Herrschaft auf mehreren Seiten
umschlossen und in dessen Diensten er in früheren
Jahren gewesen war.

So ließ Markgraf Ernst kirchliche Neuerungen
in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch
nicht zu. Er scheute den Bruch mit der katholischen
Kirche aus schwerer Sorge um das Schicksal
seines Landes, um das Haus Habsburg nicht
zu reizen, das ja schon mit Ansprüchen auf sein
Gebiet hervorgetreten war. Tatsächlich verlangte
dann ja auch Erzherzog Ferdinand, welchem Kaiser
Karl die deutschen Erblande zur Regierung
überlassen hatte und der sich restlos für die Erhaltung
des alten Glaubens einsetzte, kurz vor
Markgraf Emsts Tod (1553) Rötteln und Schopfheim
für sich, und auch der neue Markgraf
Karl IL fürchtete mit Recht, daß der habsburgische
Kaiser die oberländischen badischen
Herrschaften als österreichische Lehen an sich
ziehen könnte. Außerdem hatten die Aufstände
der Bauern, welche religiöse mit politischen
Forderungen verknüpften, den Markgrafen
Ernst in seiner Ansicht bestärkt, daß
kirchliche Änderungen auch zum Ungehorsam
der Untertanen gegenüber den Fürsten führen
müßten. Aus diesen verschiedenen Gründen war

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