Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-01/0011
der Markgraf während seiner langen Regierung
immer nur zu geringen Änderungen in Religionsangelegenheiten
geneigt gewesen. Erst nach dem
Vertrag von Passau 1552 war er zu einem entscheidenden
Schritt bereit. Schon besprach er
sich mit seinem Hofprediger Jakob Truckenbrot,
einem eifrigen Protestanten, wie die kirchliche
Reform zu bewerkstelligen sei, da starb er am
6. Februar 1553 im Schloß zu Sulzburg.

Der neue Herr der Markgrafschaft, Karl IL,
war, wie der verstorbene Markgraf Ernst, eifrig
bemüht, den Abschluß eines Religionsfriedens
im Reich zu fördern, der dann ja auch am 21. 9.
1555 in Augsburg zustande kam. Die Bestimmungen
des Religionsfriedens überließen es jedem
Fürsten, welche Lehre in seinen Ländern
gelten sollte; die Bekenner der Augsburgischen
Konfession erlangten die gleichen Rechte wie die
Katholiken. Karl IL, dem jetzt nach dem Tode
seines älteren Bruders Bernhard die Herrschaften
Pforzheim, Durlach, Graben, Emmendingen,
Müllheim, Sulzburg, Lörrach und Schopfheim
gehörten, war schon lange der neuen Lehre zugetan
; seine Gemahlin war die evangelische
Prinzessin Kunigunde von Brandenburg. Nach
der Verkündigung des Religionsfriedens brauchte
er nicht mehr — wie vorher Markgraf Ernst —
zu befürchten, er könne durch den Religionswechsel
Österreich zu einer feindseligen Haltung
herausfordern. So trat er denn nun im Vertrauen
auf das neue Reichsgesetz offen auf die Seite der
protestantischen Fürsten über und erfüllte damit
den Wunsch weiter Kreise seiner Untertanen.

Schon sehr früh war die neue Lehre von
Basel her, dem mächtigen Zentrum geistigen und
politischen Lebens am Oberrhein, in die obere
Markgrafschaft eingedrungen; auf dem Reichstag
zu Speyer 1529 wurden auch allerlei beunruhigende
Gerüchte verbreitet, als wollten die
Schweizer, von Basel aus, sogar den evangelisch
Gesinnten im Breisgau mit Gewalt zur Religionsfreiheit
verhelfen. Schon vor Luthers Auftreten
hatten weite Kreise der Basler Bevölkerung Anstoß
an kirchlichen Mißständen genommen; der
Ablaßhandel und die Predigten des Franziskaners
Samson waren von dem Rat der Stadt untersagt
worden. In Basel wogte der Kampf zwischen
den Parteien, zwischen den Anhängern der
alten und der neuen Lehre. Das ungezügelte
Predigen des 1521 durch die Kirchenpfleger von
St. Alban neu berufenen Pfarrers Wilhelm Reub-
lin aus Rottenburg am Neckar, eines von wiedertäuferischen
Ideen erfüllten Mannes, reizte das
Volk auf und störte die bürgerliche Ruhe der
Stadt bis zum Zwist in den Familien. Bischof
und Domkapitel von Basel verlangten und erreichten
schließlich auch vom Rat der Stadt, daß
Reublin Basel verlassen mußte. Die neuen lutherischen
Gedanken fanden jedoch immer mehr
Anklang in der Bevölkerung, und auch an andern
Basler Kirchen wirkten bald lutherische
Pfarrer. Der bedeutende Humanist Erasmus von
Rotterdam, der im Herbst 1521 von Löwen nach
Basel geflohen war, galt dort bald als Weg^
bereiter Luthers. Seit 1522 aber wurde Johannes
Oekolampadius (Hausschein), der ein Mitarbeiter

Albert Eisele, Kandern:

Der Lachs, dieser herrliche Rheinfisch, ist
von unseren Tischen verschwunden. Längst ist
die Zeit vorbei, in der Knechte und Mägde ausdrücklich
verlangten, daß er nicht mehr wie
zweimal wöchentlich auf den Tisch kommen
dürfe. Vereinzelt gibt es noch ein Lachsessen,
das noch vor etwa einem halben Jahrhundert zu
den Gewohnheiten mancher Vereine gehörte.

Da kam eines Nachmittags ein Bauersmann
aus dem hinteren Kandertal aus unserer damaligen
Amtsstadt Lörrach nach Kandern, um sich
noch etwas zu stärken, bevor er endgültig die
Heimreise antrat. Im „Brüderlin" fand er Gesellschaft
, und schließlich sagte ihm einer: „Jetzt ist
der Tag doch angebrochen; bleib da und mach
mit am Lachsessen des Lesevereins. Daheim gibt
es ja doch keinen." Und es war nicht schwer,
ihn zum Bleiben zu bewegen. Bald saß die fröhliche
Runde um den Tisch im Nebenzimmer und
ließ sich das Essen schmecken.

Als unser guter Bauersmann am andern Tag
zu Hause davon erzählte, war alles recht und
schön. „Nur daß mer Sauherdöpfel dazu het esse
müesse", das konnte er nicht verstehen. In der
Küche hatten sie die Kartoffeln geschält und
dann runde Kugeln ausgeschnitten, wie es damals
üblich war. Der Bauersmann aber war von
daheim gewöhnt, daß man im Herbst diese kleinen
runden Kartöffelchen auslas, um sie den
Schweinen zu füttern.

Das erinnert an jene Begebenheit, die ein
früherer Beamter zu erzählen pflegte. Er mußte
eines Tages in einem abgelegenen Dorfwirtshaus
im hinteren Wiesental Mittag essen. Da kam mit
dem guten Geruch von Sauerkraut aus der Küche
die Stimme der Wirtin, die ihrem Kinde zurief:
„Loß d'Hän$ von de Herdöpfel; die sin für d'Sau
und für d'Lehrere!" Man hatte nach Landesbrauch
einen Kessel voll aufgestellt zum Schwellen
, von dem man die großen herausnahm, während
der Rest den Schweinen gefüttert wurde.

von Erasmus gewesen war, das Haupt der evangelischen
Bewegung in der bedeutenden Stadt
am Rhein; er wurde der Reformator Basels, wo
er als Leutpriester zu St. Martin wirkte.

Man kann den eigentlichen Beginn der Reformation
in Basel auf das Jahr 1523 festlegen.
1524 reichte Oekolampad das Abendmahl unter
beiden Gestalten. 1526 schon wurde die Messe
in deutscher Sprache gelesen. Die neue Basler
Liturgie, deren Schöpfer Oekolampad war, wurde
bald das Vorbild für die meisten Gottesdienstordnungen
Süddeutschlands. Im folgenden Jahr
erließ der Rat ein Mandat, daß niemand hinfort
gezwungen werden sollte, Messe zu halten oder
Messe zu hören. 1528 wurden in St. Martin und
in der Augustinerkirche die Heiligenbilder entfernt
. Immer mehr sah sich die alte Kirche in
Basel in die Defensive gedrängt, immer heftiger

9


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-01/0011