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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-01/0018
einen streunenden Hund einfingen, an dem aber
auch nicht mehr sei als Haut und Knochen.

Nein, für solch ein Gerippe danke er, meinte
lachend der Bursch, da sei ihm schon eine rotwangige
Dirn, wie sie vor ihm stünde, lieber.
Und wenn schon keine Kirschen mehr an den
Bäumen hingen, würde er sich eben an ihren
Lippen gütlich tun.

Da man in jenen Zeiten nicht viel Federlesens
machte, sagte die Magd nur: „Also heiraten
wir einander. Unsere Kinder haben hier in
Staufen genug Platz, und wären es auch zwei
Dutzend."

Auch der Handwerkbursch machte nicht viele
Umstände, und so wurde denn der Ehebund geschlossen
.

Bald füllten sich die Gassen Staufens wieder
mit neuem Leben, zumal das Paar so unbescheiden
war, sich nicht einmal mit den prophezeiten
zwei Dutzend Kindern zu begnügen.

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Neues „Schau - ins - Land" - Heft

Das Jahresheft 1963 (das 81.) seit dem Bestehen des
„Breisgau - Geschichtsvereins Schauinsland" in Freiburg
stellt eine Weihnachtsgabe dar, die mit dankbarer Freude
begrüßt zu werden verdient. Ein besonders reicher Inhalt,
der in verschiedenartigste Bereiche der oberrheinischen
Geschichte entführt, bietet sich in sorgsamer typographischer
Haltung (Druck Poppen und Ortmann, Freiburg) dar.
Martin Wellmer schildert mit launiger Erzählerlust, auf
gründlichem Aktenstudium fußend, die Frühzeit des
„Breisgau-Geschichts-Vereins", neben dem der 90 Jahre
alte „Schauinsland-Breisgau-Verein" herlief, bis er dann
jenen in sich aufnahm. Mit Vergnügen, aber auch mit
Gefühlen der Wehmut liest man, wie eng ehedem die
Mitglieder vom „Schau - ins - Land" das Vereinsleben im
Kontakt mit seiner Landschaft zu gestalten wußten, was
für urfröhliche Wanderer und Zecher sie waren — wie
haben sich doch die Zeiten geändert!

Über „Das älteste Freiburger Stadtrecht im Rahmen
der südwestdeutschen Städteentwicklung" läßt sich Otto
Feger, der Konstanzer Archivdirektor, vernehmen. Der
Riegeler Adolf Futterer steuert einen Beitrag über den
„Weiler Nidingen und die angeblich erste Erwähnung von
Endingen" bei. Der Theologieprofessor Dr. Wolfgang Müller
kennzeichnet die Bedeutung der „Chorturmkirchen im
Breisgau". Neben Aufsätzen über „Luzifers Stuhl" am
Nordportal des Freiburger Münsters (Helmut Naumann,
Marl), über den „Breisgauer Barockbildhauer S. B. Sellinger
" (Hermann Brommer, Merdingen) und über „Die
Gemeinden der Herrschaft Badenweiler — nach einem
(zum Teil humorvollen) Bericht des Oberamtmanns Johann
Michael Saltzer" (Emil Notheisen, Freiburg) vertieft man
sich mit besonderem, voll belohntem Interesse in eine
glänzend geschriebene, höchst aufschlußreiche Abhandlung
von Karl Siegfried Bader, heute Professor der Jurisprudenz
an der Universität Zürich, einem Heimatforscher
besten Formats: „Schurtag — Schuddig. Vom Aschermittwochbrauchtum
zur Elzacher Fastnachtsfigur" betitelt. Aus
dem „Schur(Schauer)-Tag" wurde der „Schurtig", und
daraus leitet sich der „Schuddig" her. Fürwahr ein Heft,
das dem „Schau - ins - Land" zur wohlverdienten Ehre
gereicht. O. E. S.

*

Der Dichter des Schwarzbubenlandes, Albin Fringeli,
gibt einen neuen Band Erzählungen heraus. Wie in seinen
früheren Geschichten zeigt er sich auch hier vor allem als
ein Meister des menschlichen Porträts, handle es sich um
Kinder oder Erwachsene. Länger als in der Stadt bleiben
Gestalten und Charaktere auf dem Lande im Volksbewußtsein
wach. Fringeli läßt sie aus seiner Erinnerung
lebendig emporsteigen, setzt sie in die ihnen eigene Umgebung
und zaubert so den Geist des Birstales herauf, wie
er im Laufe der Zeit das menschliche Antlitz dieser Jura-
landschaft geprägt hat.

Es versteht sich von selbst, daß die Solothurner Mundart
für die Gestaltung von Menschen und Ereignissen
eines in sich geschlossenen Kulturkreises das angemessene
sprachliche Mittel ist. Ausdruck und Ton erscheinen so
unverbildet und echt, handle es sich nun um junge Männer
, die das Tal verlassen (wie „Im frönde Sold"), oder
um solche, die der Heimat dienen wie der Geologe
(„s Gresslys Manz"), oder um den Buben, der die hausgemachte
Butter nach Laufen bringt („Guete Angge,

Stedtlerlüt un Ysebahne"), oder um die geheimnisvollen
Zusammenhänge zwischen Pflanzen und Mensch (in
„D'Huuswurz"). Immer umhüllt den Leser rasch die dem
Gegenstand eigene Atmosphäre. Wie künstlerisch gelungen
das ausfällt, zeigt auch die mittelhochdeutsche Geschichte
des Meier Helmbrecht, die hier im Schwarzbubenland in
Übergang von der Ritter- zur Bauernzeit ebenso gut
geschehen konnte wie anderswo, jedoch durch die Mundart
erst eigentlich ein Stück Birstal geworden ist.

Man lese diese Geschichten im trauten Lampenlicht der
Winternächte, und der Wandel der Zeit spiegelt sich im
warmen Ton des Gemüts. Dr. E. Max Bräm

Albin Fringeli: In dr grosse Stadt. Schwarzbueb-Verlag
Jeger-Moll, Breitenbach / Solothurn.

*

„Dr Schwarzbueb". Solothurner Jahr- und Heimatbuch,
42. Jahrgang, 1964. Herausgegeben von Albin Fringeli.
Druck und Verlag Jeger-Moll, Breitenbach. Preis: Fr. 2.30.

Man erwartet dieses Jahrbuch jeden Winter mit der
gleichen Spannung, weil man seit langem überzeugt ist,
daß er einem nicht enttäuscht. Was sich in den vergangenen
Monaten zugetragen, wer im letzten Jahr gestorben
ist, darüber berichtet der „Schwarzbueb" in Wort und
Bild. Er zeigt uns aber auch, woher wir kommen, indem
er uns zahlreiche interessante Einblicke in die Geschichte
und Volkskunde unserer Heimat gewährt. Viele Bilder
ergänzen das Wort. Ein Vierfarbendruck nach einem Gemälde
des Leimentalers Jacques Dublin gibt gleichsam
den Grundakkord dieses gediegenen literarischen Werkes
an, das uns der Verlag zu einem außerordentlich niedrigen
Preis auf den Tisch legt.

Es ist unmöglich, auf den Inhalt näher einzugehen.
Was sich auf den 140 Seiten dieses Heimatbuches vorfindet
, läßt sich nicht in ein paar kurze Sätze zusammenfassen
. Es sei daher bloß erwähnt, daß uns der Herausgeber
Albin Fringeli außer den besinnlichen Betrachtungen
des Kalendariums und einer aktuellen Bücherschau
auch über das Lüsseltal, den Pianisten Paul Baumgartner,
den Flieger Borrer, das Dornacher Spital, über allerlei
Bräuche, Sprachverwilderungen, das alte Gempen und
viele andere Dinge berichtet. Ins Jahr 1914 zurück führt
uns Carl Baumgartner, Otto Kaiser stellt uns die verschiedenen
Denkmale von Dörnach in Wort und Bild vor.
Wie jedes Jahr ist auch Josef Reinhart mit einer kleinen
Betrachtung vertreten. In einem neuen Ton erzählen die
jungen Schriftsteller Dieter Fringeli und Ursula Stebler
aus Nünningen. Der Schwarzbube Ad. Koch aus Nuglar
wird uns als Botschafter in Budapest vorgestellt. Gedichte
von A. Fringeli, Beat Jäggi, Otto Wolf, Benno Brosi u. a.
appellieren an unser Gefühl. So bildet der allem Neuen
gegenüber aufgeschlossene „Schwarzbueb" eine Fundgrube
währschaften Stoffes. Trotz seiner Volkstümlichkeit geht er
bewußt allem Dilettantismus und billiger Effekthascherei
aus dem Wege. Wir begrüßen ihn deshalb als einen willkommenen
Kulturwart, der viel dazu beitragen kann, daß
unsere Heimat auch in der modernen Zeit ihr gutes
Gesicht bewahren kann. - n -

Wir begrüßen ihn aber auch von hier aus, vom badischen
Alemannenland: den Schwarzbueben und Albin
Fringeli, beide als Freunde, beide in einem. Beide ein
Wissen darum, daß noch nicht alles der Säkularisation des
Geistes verfallen ist. K. Schäfer

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