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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-03/0015
auf den eierlegenden Osterhasen an. Im Kapitel
„Von Früchten, Vieh und Tieren" gibt er den
Rat: „Sorg nicht, daß dir der Has vom Spieß
entlauf, haben wir nicht die Eier, so braten wir
das Nest!" Hier wird der Hase zusammen mit
Nest und Eiern genannt, und ohne Beziehung
auf den eierlegenden Osterhasen hätte die Stelle
keinen Sinn. Die „Sache" ist also hier schon im
16. Jahrhundert belegt, allerdings bis heute noch
nicht das Wort „Osterhasenei" in unserem Sinne.
Aber Georg Frank, der um 1660 in Straßburg
Medizin studierte und 1682 eine medizinische
Abhandlung „De ovis paschalibus — Von Oster-
eyern" veröffentlicht hat, bezeugt uns in eindeutiger
Ausführlichkeit den elsässischen Osterhasen
und seine Haseneier. Frank warnt in seinem
Traktat vor den Folgen übermäßigen Genusses
hartgekochter Eier und zählt verschiedene
Fälle auf, die sich im Elsaß an den Ostertagen
ereigneten. Über die ihm als Nichtelsässer von
Haus aus fremde Osterhasenfabel berichtet er
u. a. folgende Einzelheiten, die wir in deutscher
Übertragung wiedergeben: „Im Elsaß und den
angrenzenden Gegenden nennt man diese Eier
„Haseneier" auf Grund der Fabel, mit der man
Einfältigen im Geiste und Kindern weismacht,
der „Osterhase" lege solche Eier und verstecke
sie in den Gärten im Grase, in den Büschen und
anderswo, damit sie von den Kindern zum Ergötzen
der lächelnden Erwachsenen desto eifriger
gesucht werden."

Hundert Jahre später lernte ein anderer
Straßburger Student, der Frankfurter Patriziersohn
Goethe, den originellen elsässischen Osterbrauch
kennen, der ihn begeistert haben muß.
Aus einem Bericht des Dichters Friedrich Mat-
thisson vom Gründonnerstag 1783 geht hervor,
daß Goethe den Brauch nach Weimar verpflanzt
hat: „Goethe gab ein Kinderfest in einem Garten
unweit Weimar. Es galt, Ostereier aufzu-
wittern. Die muntere Jugend, worunter auch
kleine Herder und Wielande waren, schlug sich
durch den Garten und balgte sich beim Entdecken
der schlau versteckten Eier nicht wenig.
Ich erblicke noch Goethe vor mir. Der stattliche
Mann im goldverbrämten, blauen Reitkleide erschien
mitten in dieser mutwilligen Quecksilbergruppe
als ein wohlgewogener ernster Vater, der
Ehrfurcht und Liebe gebot. Er blieb mit den
Kindern zusammen bis nach Sonnenuntergang
und gab ihnen am Ende eine Naschpyramide
preis." Wir können uns Goethe vorstellen, wie
er in glücklicher Traumversunkenheit den Kindern
zuschaute, die eifrig Osterhaseneier suchten,
und an die unvergeßlichen, lieben Ostertage zurückdachte
, die er 1771 mit Friederike Brion in
Sesenheim verbracht hat.

Nach Fr. Kluge ist der früheste Beleg für
gefärbte Ostereier erst in Johann Leonard Frischs
„Teutsch - lateinischem Wörterbuch" vom Jahre
1741 zu finden, wo es heißt: „Osterey, ovum
colore tinctum, welches man färbt." Die älteste
Notiz, welche buntgefärbte Ostereier betrifft,
stammt jedoch aus dem Elsaß und findet sich
schon in den „Anbindbriefen" des Straßburger

Aufstieg

Der Aufstieg eines Lebens ist getan,

durch Mühen, Kampf und Wirken stets bergauf.

Nun heb' ein Geh'n auf freier Höhe an.

Der ewgen Sonne gleich, die uns gebar,
im Wesenskerne unverändert bleiben
zu aller Zeit, was man zur besten war.

Der rechte Jungborn, dieses stete Streben.
Und Glück, was viele unerfüllt ersehnt:
manch Herz, dem man sein Edelstes mag geben.

Paula Schäfer

Meistersingers W. Spangenberg vom Jahre 1611,
worin „Ostereier" erwähnt werden, rot oder bunt
gefärbt, welche am Osterabend mit anderen Eßwaren
geweiht wurden. Etwas später werden in
den Aufzeichnungen des Straßburger Glasermeisters
Fritsch aus dem Jahre 1625 mehrere Eierfarben
aufgezählt: „Zu Ostern werden die Eyer
grün, gelb, rot, schwarz und blau und auf andere
Art gefärbt." In seiner Ostereierpredigt vom
Jahre 1641 hielt sich der evangelische Münsterprediger
Johann Conrad Dannhauer über die
kirchliche Weihe von Ostereiern auf, er deutete
sie aber symbolisch in der mittelalterlichen Art
Geilers von Kaysersberg „unter der Fahne
Christi" als Sinnbilder der Auferstehung und
hob hervor, daß keineswegs nur zufällig die Sitte
desBemalens und gegenseitigen Beschenkens mit
Ostereiern gerade in die österliche Zeit fällt.

Warum aber im Elsaß schon in alter Zeit der
Hase zum österlichen Eierleger gewählt wurde,
konnte bisher mit Sicherheit nicht ermittelt werden
. Es wird zwar allgemein der Hase als uraltes
Fruchtbarkeitssymbol des Frühlings bezeichnet,
aber daß er Eier und zwar Ostereier legt, die in
der christlich - mittelalterlichen Symbolik als
Sinnbilder der Auferstehung des Heilandes aus
der Todesnacht des Grabes gelten, dafür ist doch
noch eine andere Bindung zur Rätsellösung notwendig
. Wir vermuten, daß mit dem christlichmittelalterlichen
Auferstehungsbild des Ostereies
ein Zusammenhang besteht in der Form eines
alten Sinnbilds der hl. Dreieinigkeit. Es ist das
Trinitätssymbol des gleichseitigen Dreiecks, das
spielerisch abgewandelt wurde durch die volkstümliche
Dreiecksbildung mit drei Hasenohren,
wobei drei im ewigen Kreis laufende Hasen
infolge ihrer eigenartigen Anordnung insgesamt
nur drei Ohren haben, obwohl jeder, einzeln
betrachtet, doch sein Ohrenpaar besitzt. Im Elsaß
finden sich alte Beispiele dieses Trinitätssymbols
an Kirchen, zum Beispiel auf einem Schlußstein
des Kreuzgewölbes der evangelischen Kirche zu
Ingweiler, einer Skulptur des 15. Jahrhunderts.
Drei Hasen in ähnlicher Anordnung zeigt auch
der Schlußstein (um 1300) am Gewölbe des ehemaligen
Kapitelsaales, der heutigen Sakristei, der
Weißenburger Stiftskirche St. Peter und Paul.

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