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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-04/0005
Schon lodert das goldene Feuer der Forsythien
in den Gärten, und zu dem Kirschenblust gesellt
sich der zartrosa Schaum der Apfelbaumblüte.
Ein paar auffallend hübsche Bäuerinnen in
schmucker Tracht kommen gerade aus der Kirche
zu Obersimonswald. Auch wir besuchen das
schlichte Gotteshaus und finden darin ein altes
Gemälde, das unsere Aufmerksamkeit erregt. Es
zeigt die „Sieben heiligen Schläfer", die ums
Jahr 250 unter dem römischen Kaiser Dezius
175 Jahre lang in einer Höhle bei Ephesus eingemauert
waren, dort schliefen, und im Jahre
425 — o Wunder — wieder jugendfrisch ans
Tageslicht traten und über die völlig veränderte
Welt genau so erstaunt waren wie wir, als wir
aus winterlichem Wald in das frühlingshelle Tal
blickten. Das seltsame, künstlerisch wertvolle
Bild entstammt der 1750 abgebrannten Gnadenkapelle
auf der nahen Hohensteig und wird, wie
ein paar hingelegte Blumen bekunden, von Menschen
, die an Schlaflosigkeit leiden, verehrt.

Die ehrwürdige Kirche von Alt - Simonswald
steht auf einer Anhöhe, als sei sie, wie einst die
Arche Noah, von den zurückweichenden Wassern
dort vom Blütenmeer hingespült worden. Auch
dieses Gotteshaus birgt eine Überraschung: an
einem Seitenaltar zwei gotische Figuren, von
denen die Heilige Katharina, die sich mit dem
Schwerte ausweist, als Kunstwerk hohen Grades
anzusprechen ist. Von Fremden kaum beachtet
und in keinem Kunstführer genannt, ist auch
das 1704 datierte, außergewöhnlich hohe Kreuz
auf dem Friedhof hinter der Kirche. In den roten
Sandstein sind nicht nur die Namen der Stifter
eingemeißelt, sondern neben ihren Berufen auch

Friedrich Sack:

Am 18. Juni 1964 wäre er neunzig Jahre alt,
Dr. Hermann Vortisch in Lörach, Arzt, Missionar
und Dichter. Indes starb er am 2. Mai 1944. Zur
Inschrift auf seinem Grabstein hatte er das Wort
des Psalmisten bestimmt: „Ich will singen von
der Gnade des Herren ewiglich".

Als Hermann Vortisch 16 Jahre alt war, faßte
er, der aus einem entschieden christgläubigen
Hause stammte, den Entschluß, nicht nur Arzt,
sondern Missionsarzt zu werden. Darum betrieb
er seine Ausbildung recht gründlich und bedachte
, er brauche dazu mehr als das übliche
medizinische Studium. Diesem oblag er in Straßburg
, Basel, München, Greifswald und Tübingen.
Das genügte ihm nicht, weil auf dem weiten
Arbeitsfeld, das er vor sich sah, noch ganz
andere Anforderungen an ihn gestellt werden
würden.

Vom „alten Heim" wird erzählt, sein Vater
habe ihn darauf hingewiesen, ein Arzt dürfe vor
nichts zurückschrecken, er müsse Spinnen essen
können. Worauf dann er, der Vater, den Sohn
Ernst dabei betraf, wie der auf seinem Butterbrot
zerquetschte Spinnen verspeiste.

die Zunftzeichen, wie Brezel, Pflugschar, Hammer
usw. Auf den leidgekrümmten Erlöser aber
schaut vom mittleren Kreuzbalken unter barock
geschwungenem Blechdach mitleidig ein Engelsköpfchen
herunter, und zwei andere blicken von
den Kreuzarmen auf die durchbohrten Hände
des Heilandes.

Von rechts steigt ein gezackter Bergkamm
talwärts; er kommt aus der Umgebung des
Rohrhardsberges und erreicht in Obereck 1182 m.
Ein alpiner Pfad, kaum gekennzeichnet, kaum
bekannt, der im Schwarzwald seinesgleichen
sucht, führt von da aus auf scharfem Grat über
Kalteck, Ibichkopf, Schultiskopf, Höllkopf und
Balkenfelsen ins Simonswäldertal.

Sein Spiegelbild findet dieser Höhenzug noch
einmal jenseits des hier einmündenden Haslachtales
im Braunhörnle (1136 m), Tafelbühl, Mooseck
, Haseleck und Hörnleberg.

Ununterbrochen geleiten unsere Straße nun
Ortsteile mit anheimelnden Namen, wie Iben-
dörfle, Unter der Linde, Oberdörfle, Unterdörfle,
Herrengraben, Niederbrücke, die meist von
einem Bachufer zum andern, hinüberwechseln
und dabei auch die Namen ändern. Alte behäbige
Gasthöfe haben ihre breiten Toreinfahrten weit
aufgetan, als erwarteten sie die Postkutsche von
anno dazumal. Und immer gibt uns die Wildgutach
das Geleit, bis sie schließlich bei Bleibach
den Begriff „wild" ablegt und zu einer „guten
Ach" = Gutach wird. Und wie die Gutach
schließlich in die Elz einmündet, so auch das
Simonswäldertal, dessen Herrlichkeit im breiten
Elztal endet.

Hermann Vortisch brauchte nicht gerade diese
Mutprobe vor sich abzulegen, indes betrieb er
doch Dinge, die von weitem vielleicht hätten
daran erinnern können. Dazu gehörten zum Beispiel
in zwei Semesterferien Lehrgänge in einem
landwirtschaftlichen Betrieb, nämlich in Chri-
schona, um, wie er später schrieb, des Säens und
Mähens, des Fütterns und Melkens kundig zu
werden. Dazu gehörte weiter Reitenkönnen. Denn
zu seiner Zeit war das Automobil noch kein allgemeiner
Gebrauchsgegenstand und erst recht
nicht in entlegenen Gegenden der Erde. Darum
verbrachte Hermann Vortisch seine militärische
Dienstzeit bei drei Feldartillerieregimentern. Da
war er dann Stabsarzt der Reserve. In der
Frauenklinik in Basel wohnte er 300 Entbindungen
bei. Auch in einer Basler Apotheke tat er
sich um. In Berlin machte er sich später mit
Augenoperationen vertraut.

Nebenbei war er auch schon als Heimatschriftsteller
hervorgetreten und den Spuren Johann
Peter Hebels gefolgt. Darum waren die beiden
1902 und 1907 erschienenen Bändchen alemannische
Gedichte.

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