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Seligkeit. Ein Krippen- und Weihnachtsspiel
gleicher Artung heißt „Der Stern von Bethlehem
". Weitere Märchen und Legenden nennen
sich „Von Blumen, Menschen und Engelein".
Wir hören sogar Plaudereien mit einer Fliege
„Brümsel von Saas-Fee". Ein Jahr zuvor war
der Roman „Begnadigt" herausgekommen.
Im Jahre 1928 gab Dr. Hermann Vortisch der
Sehnsucht nach seinem Markgräflerland nach,
als sich ein Nachfolger für die Leitung der
Anstalt in Kork gefunden, und kehrte mit Familie
nach seinem alten Lörrach heim. Er bezog
das väterliche Haus, so daß es nun das „Doktorhaus
" wurde. Dort war er nunmehr im Heimatdienst
der Baseler Mission tätig und weiterhin
mit Bücherschreiben beschäftigt. Eine Arbeit
über Jung-Stilling mußte leider unvollendet
bleiben; gerade dieser stand sicherlich unserem
Hermann Vortisch innerlich sehr nahe, wie man
sich leicht vorstellen kann.
Das Wohlsein der letzten Lebenszeit Hermann
Vortischs wurde durch häufige Erkrankungen
beeinträchtigt, immer noch späte Nachwirkungen
des Tropenfiebers, indes kam keine Klage über
seine Lippen. Eine eigene Studie über sein Leben
schließt mit den Worten: „Wie oft habe ich
Gottes Güte und Leitung in meinem Leben
erfahren dürfen. Ihm gehöre ich für Zeit und
Ewigkeit".
Leopold Börsig:
Jn allem ttbt ftol)t e (Bwait
Ein Grußwort für Ida P r e u s c h - Mü 11 e r zum 75. Geburtstag
Als wir vor fünf Jahren in der „Markgrafschaft
" der Dichterin Ida Preusch - Müller zu
ihrem „Siebzigsten" gratulierten, hätten wir es
gerne gewünscht, daß ihr Gedichtband „Alles,
Haimet, isch dy Lied" noch rechtzeitig zum Fest
herausgekommen wäre. Fünf Jahre sind inzwischen
durchs Land gegangen, und jetzt endlich,
gerade eben recht auf den Gabentisch zum
75. Geburtstag der Dichterin,
ist im Verlag Rombach in
Freiburg dieser Gedichtband
erschienen. Damit hat
der Erzählband „Das Geheimnis
der Tante Perkula",
in seiner ersten Auflage
bereits vergriffen, eine Ergänzung
erfahren, wie sie
der Doppelbegabung der
Dichterin gerecht wird und
wie sie sicher von ihren
zahlreichen Freunden, landauf
landab, begrüßt wird.
Denn, wie Johann Peter
Hebel durch Herkunft und
Erziehung Alemannisches
und Fränkisches, lyrische
Begabung und behäbiges
Erzählertalent, Hintersinnig-
Besinnliches und farbige Lebensfreude
zu einer glücklichen
Mischung in sich vereinigte
, so ist es auch bei
unserer jetzt 75-jährigen
Dichterin, der man das Dreiviertel
ahrhundert durchaus
nicht ansehen würde
und die bis in die letzte
schöpferisch tätig blieb.
Wir haben vor fünf Jahren über den Lebensweg
der Dichterin ausführlich berichtet, und wir
haben auch versucht, ihre Erzählungen in etwa
zu analysieren. Jetzt also sind's die Alemannischen
Gedichte von Ida Preusch - Müller, die vor
Ida Preusch - Müller
Zeit hinein auch
uns liegen, gesammelt, geordnet und in gültige
Form gebracht. Sie haben sich unter dem Titel
„Alles, Haimet, isch dy Lied" versammelt, unter
ihnen viele alte Freunde, ergänzt durch andere,
bereichert durch ausgereifte Verse, späte Früchte
am Lebensbaum einer Dichterin, der das Leben
nichts geschenkt hat. Oder doch vieles geschenkt
hat?! Zunächst das große Glück, Heimat als
Lebensgefühl, als harmonische
Übereinstimmung zwischen
innen und außen zu
erfahren. Auch das Talent,
Lebendiges, Farbiges, Leben
in den kleinsten Dingen wie
im großen Ablauf der Natur
, Überlieferung und Sitte,
zu begreifen als Zusammenhang
. Und das scheint uns
ein wirklich glückliches Talent
zu sein, hinter dem
Widersprüchlichen, hinter
dem Verwirrenden und Rätselhaften
des Lebens den
großen Sinn zu erspüren,
daran zu glauben, stetig,
unbeirrt. Kein Wunder, daß
sie aus dem Heimat- und
Glaubensgefühl heraus zum
abgerundeten Vers kommt,
kein Wunder, daß so viele
ihrer Verse Sinnliches und
Übersinnliches auf eine fast
naive Weise vereinen. „In
allem Lebe stoht e Gwalt",
heißt es in dem vielleicht
schönsten Gedicht („Zyt"),
das sie uns beschert hat. Hier drückt sich im
schlichten alemannischen Vers eine tiefe Lebenserfahrung
aus, hier ist ohne Pathos ein Credo
gesprochen, das man nachsprechen kann, das
rundweg Gültigkeit besitzt. Der Gedichtkreis
„Frau un Muetter" enthält wohl manche persönliche
Note. Aber sie alle haben seelischen
BZ-Archiv
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