http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-04/0010
Friede von Nymwegen diesen Krieg. Bald darauf
ging das Gerücht um, Frankreich beabsichtige
statt der Schanzen eine Festung anzulegen, was
die Basler in nicht geringe Aufregung versetzte.
Diese schickten, als 1679 Louvois, der Kriegsminister
, ins Elsaß kam, eine Gesandtschaft zu
ihm, die höflich empfangen wurde und der er
auch gewisse, allerdings wenig greifbare Versprechen
gab. Louvois wurde in Basel empfangen
und beschenkt, doch erfuhren die Basier, daß
inzwischen schon die Arbeiter und das Baumaterial
bestellt worden waren. Abermals entsandten
die Basler ihren Oberstzunftmeister
Socin diesmal nach Paris, aber der Erfolg war
gleich null, höchstens das Socin aus Paris eine
goldene Kette mitbrachte. Louvois hatte bereits
die Stätte der neuen Festung besichtigt, bald
darauf erschien auch Vauban, der sofort die
günstige Lage zum Bau einer Festung erkannte.
Anfang Oktober 1679 begann man mit den Erdarbeiten
und Mitte März 1680 wurde der Grundstein
der Festung gelegt. Am Hörnli bei Grenzach
holte man die Steine, die man auf Schiffen nach
Hüningen brachte. Das Holz lieferte der nahe
Hartwald.
Schon Ende August 1681 wurde die Festung
eingeweiht und mit Geschützen montiert. Die
Hauptwerke waren 1683, das Ganze 1691 vollendet
. Zwei Jahre später wurde auf der Schusterinsel
ein Hornwerk angelegt, als Brückenkopf
einer kurz darauf erbauten Brücke, die aber
nach dem Frieden von Ryswik wieder abgebrochen
und durch eine „fliegende Brücke", ein
Schiff ersetzt werden mußte. Basel, dem der Bau
der Festung hart an der Grenze von erster
Stunde an peinlich gewesen, hatte deren Schließung
, allerdings vergebens, verlangt.
Das Hornwerk wurde 1702 wieder errichtet,
geschleift nach dem Frieden 1713, abermals aufgebaut
und zuletzt 1797 zerstört. Im österreichischen
Erbfolgekrieg wurde eine Schiffbrücke
über den Rhein geschlagen, 1746 ein ständige
Brücke erstellt, die aber nach dem Frieden von
Aachen (1748) wieder abgetragen werden mußte.
Von da an haben Schiffbrücken den Verkehr
vermittelt.
Die Festung Hüningen bildete nach dem
Vauban - System ein Fünfeck, das durch einen
Brückenkopf noch gesichert war. In der Mitte
der Stadt befand sich, wie in allen Vauban-
Festungen, der quadratische Paradeplatz (Place
d'armes) mit der St. Ludwigskirche, die keinen
hohen Turm aufweisen durfte, mit den militärischen
Verwaltungsgebäuden und sechs Kasernen
von je drei Stockwerken. Die Stadt selbst konnte
1200 Personen beherbergen. Auf der Rheinseite
stand ein Spital. Drei Bataillone und vier Eska-
drone konnte man bequem in den Kasernen
unterbringen. Hüningen war fortan eine der
besten Festungen Vaubans.
Da das Dorf Hüningen zu nahe an der Festung
lag, wurde dessen Abbruch befohlen (1684) und
das Dorf nach der zwei Kilometer weiter unten
gelegenen Rheininsel Aoust verlegt. Die neu erbaute
Siedlung nannte man „Bourg neuf d'Aoust",
das künftige Neudorf, über das noch später
referiert werden soll. Die Ansiedler erhielten
Erleichterungen in Steuerabgaben, wurden von
Einquartierungen befreit, durften Holz im
Hartwald schlagen. 1686 wurde die Hüninger
St. Agathakirche abgebrochen und eine neue in
Neudorf gebaut.
Ludwig XIV. erteilte Hüningen die Stadtrechte
und verschiedene Privilegien, so jenes
eines Wochenmarktes.
Während des Spanischen Erbfolgekrieges setzten
Mitte Oktober 1702 französische Truppen
hier über den Rhein und lieferten das Gefecht
bei Friedlingen. Sonst spielte die Festung keine
Rolle. Erst in den Revolutionskriegen sollte man
wieder von Hüningen hören.
Die drei Belagerungen
Im Herbst 1793 — es war im ersten Koalitionskrieg
— sollte der Rheinübergang bei
Hüningen und ein Einfall in das österreichische
Gebiet durchgeführt werden. Unter dem Schutz
der Festungsgeschütze fand die Überfahrt statt,
allein die österreichischen Batterien brachten das
Unternehmen zum Scheitern.
Ende Oktober 1796 mußte sich der französische
General Moreau, der in Süddeutschland eingedrungen
war, nach der Niederlage Jourdans bei
Würzburg, um der Umklammerung durch Erzherzog
Karl zu entgehen, auf den Rhein zurückziehen
. Nur die Brückenköpfe von Kehl und
Hüningen blieben rechtsrheinisch noch in französischer
Hand. Auf der Schusterinsel lag, wie
schon erwähnt, das große Hornwerk, außerdem
bestand jenseits des alten Rheines noch eine
Halbmondschanze. Bei der jetzigen Leopoldshöhe
wurde mit dem Bau eines kleinen verschanzten
Lagers französischerseits begonnen, doch wurde
dieses wegen mangelnder Arbeitskräfte nicht
vollendet. Der Brigadegeneral Abbatucci erhielt
den Oberbefehl über die Verteidigungstruppen
des Hüninger Brückenkopfes. Abbatucci stammte
(1771) aus Korsika, hatte durch seinen Vater eine
klassische Bildung erhalten, war in die französische
Militärschule eingetreten und hatte sich
seit 1792 in den Revolutionskriegen ausgezeichnet
.
Am 30. November 1796 wollten die Österreicher
den Brückenkopf stürmen, wurden aber
unter schweren Verlusten zurückgeworfen. Hierbei
wurde Abbatucci schwer verwundet; er starb
im Schloß zu Blotzheim den 2. Dezember und
wurde an der Straße Hüningen—Basel beigesetzt.
Das durch Moreau errichtete bescheidene Denkmal
wurde 1815 zerstört, — durch drei von Baslern
berauschte und bezahlte österreichische
Soldaten —, aber 1828 wurde ein neues Denkmal
errichtet.
Nach dem erfolglosen Angriff in der Nacht
des 30. November 1796 belagerten die Österreicher
den Brückenkopf, dessen Besatzung
schwer unter der scharfen Kälte litt. Die Übergabe
des Kehler Brückenkopfes zu Beginn des
Jahres 1797 erlaubte den Österreichern schweres
Geschütz vor Hüningen zu bringen. Zu der befürchteten
Beschießung kam es aber nicht, denn
8
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-04/0010