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1852, im September, überschwemmte der
Rhein einen Teil der Stadt und riß die Schiffmühle
mit. Der Wasserstand betrug 8 Meter!
Im Jahre 1878 wurde die Bahnlinie St. Ludwig
— Leopoldshöhe eine strategische Linie mit
einer Gitterbrücke über den Rhein. Diese wurde
1938 abgebrochen, wobei nur die Pfeiler stehen
blieben. Eine feste Schiffbrücke verband 1872 bis
1939 und 1940 bis 1944 Weil mit Hüningen, heute
ist ein Schiff an dessen Stelle, ein „bac", eingesetzt
, doch verlangen die Stadt Weil und
Hüningen den dringenden Bau einer festen
Rheinbrücke, wodurch beide Städte wirtschaftlich
nur gewinnen könnten.
Nach 1870 lag in Hüningen ein Bataillon des
Infanterie-Regiments 112, doch wurde auch dieses
mit den andern Teilen des Regiments nach
dem Bau einer Kaserne in Mülhausen in diese
Stadt verlegt.
Im letzten Weltkrieg hat auch Hüningen 1944
bis 1945 durch Artilleriebeschuß schwer gelitten.
Die ehemalige Kirche Saint - Louis diente schon
vor 1939 nicht mehr dem Gottesdienst, eine neue
Kirche wurde gebaut. Von den ehemaligen Befestigungen
sieht man nicht mehr viel, nur der
Paradeplatz ist noch erhalten.
Hüningen, das mit Basel und mit St. Ludwig
durch eine Straßenbahn bzw. Bus verbunden ist,
wurde im letzten Jahrhundert und seit 1900 von
dem nahen St. Ludwig bedeutend überflügelt.
Wohl ist die einstige Festung noch Kantons-
Hauptort, aber dies mehr aus historisch - sentimentalen
Gefühlen als aus realen Tatsachen. Und
die Zeit ist vielleicht nicht fern, welche St. Ludwig
zum Kantonsort erklären wird, so wie
Landser ersetzt wurde durch Sierenz. Die Lage
an der Nord - Süd - Verkehrsstraße und Basels
Nähe machten St. Ludwig zum Mittelpunkt der
Dreiländer - Ecke auf elsässischer Seite, neben
dem Hüningens Bedeutung stark verblaßt.
(Fortsetzung folgt.)
Dr. A. Baumhauer:
Der Blick von der herrlichen Naturwarte des
Tüllingerberges bei Lörrach über die reichgegliederte
Basler Bucht am Dreiländereck, in der sich
die kultur- wie industriereiche Stadt am Rheinknie
mit ihren Vororten immer weiter ausdehnt,
wird gen Süden begrenzt von der nördlichsten
Jurafalte, dem Basler Blauen, dem nach Westen
hin, haarscharf an der schweizerisch - französischen
Grenze, der Burghügel der „Landskron"
vorgelagert ist. Von Basel aus führen uns die
blau-weißen Wagen der Kleinbahn in kurzer
Fahrt das Tal der Birsig aufwärts durch die
fruchtbare, lehmreiche Landschaft — daher die
Bezeichnung „Leimental" — bis an den zerklüfteten
Rand der Jurafelsen nach dem Dorf
Flüh, dessen Namen auf die steil abfallenden
Kalkfelsen hinweist, welche vom Wasser in unvordenklichen
Zeiten ausgenagt wurden. Durch
ein in den Gebirgsrand tief eingeschnittenes
Tälchen führt die Straße hinauf auf eine über
500 Meter hohe Ebene, an deren Kante sich
waldumrauscht die Gebäude der alten Benediktinerabtei
Mariastein mit der schönen Wallfahrtskirche
und den beiden Kapellen zu Ehren
der Mutter Gottes erheben.
Unter den vielbesuchten Marienwallfahrten,
neben Einsiedeln, Bürgeln bei Freiburg in der
Schweiz, Todtmoos oder Triberg hat Mariastein
für das gläubige katholische Volk der Nordwestschweiz
, Badens und des Elsaß' stets eine ganz
besondere Bedeutung gehabt, da hier an der
Grenze dreier stammverwandter Gebiete die
Hilfe Mariens, der Königin des Friedens, in den
Zeiten kriegerischer Verwicklungen voll Inbrunst
erfleht wurde. Jährlich tragen gegen 200 000 Pilger
am Altar der Gottesmutter ihre Anliegen
vor, unzählige Votivtafeln berichten von Gebets-
erhörungen in den verschiedensten Anliegen. Im
Jahre 1926 wurde das Gnadenbild der Maria im
Stein im Auftrag von Papst Pius XL gekrönt und
die Kirche in den Rang einer Basilika erhoben
. Besondere Feiern sind mit dem Hauptfesttag
der Wallfahrt am ersten Sonntag im Juli
verbunden, sowie mit den Festen Mariä Himmelfahrt
(15. August) und der Sieben Schmerzen
Mariens (15. September), den Patrozinien der
Gnadenkapelle und der sogenannten Reichen-
steinschen Kapelle. Daß die Wallfahrt zur Gottesmutter
sich hier in Mariastein vom Hochmittelalter
her bis auf den heutigen Tag erhalten hat,
ist der Glaubenstreue des katholischen Kantons
Solothurn zu verdanken. Die Stadt Solothurn
hatte im Jahre 1515 die im nördlichen Jura
gelegene Herrschaft Rotberg gekauft, zu der auch
Mariastein gehörte. Als nun in der Reformation
im benachbarten Basler Gebiet die neue Lehre
eingeführt wurde, verhinderten die Ratsherren
von Solothurn deren Verkündigung in dem von
ihnen neu erworbenen Gebiet.
Die Kalksteinfelsen des Basler Juras sind
reich an Höhlen, welche wohl in vorgeschichtlichen
Zeiten Menschen als Wohnstätte gedient
haben mögen, wie aus Funden anzunehmen ist.
In einer solchen Höhle, welche sich in der steil
abfallenden Felswand, tief unter der Basilika
— der Klosterkirche — befindet, ist die Gnadenkapelle
„Unserer Lieben Frau im Stein". Im
linken Seitenschiff der Kirche öffnet sich di£
Treppe, auf der man auf 56 in den Felsen gehauenen
Stufen, die nach außen durch eine
Mauer geschützt und mit Gewölben überdeckt
sind, in die Tiefe hinabsteigt. Eine geheimnisvolle
Stimmung herrscht in der Kapelle, die
etwa sechs Meter hoch und gegen zwanzig Meter
tief ist. Die ursprüngliche Höhle wurde durch
eine Mauer mit zwei Fenstern zu einem geschlos-
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