http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-04/0016
Da drüben prinzipiell die Namen anglikanisiert
wurden, ist es wahrscheinlich, daß der richtige
Name des Mannes „JOHANN GRAF" oder GRAFF
lautete.
Aus den Berichten geht hervor, daß „Johann Graf'
1849 etwa 20 Jahre alt war, vielleicht ein wenig
jünger, möglicherweise auch älter, so daß er etwa
um das Jahr 1829 geboren wurde.
II. um einen Mann, ständiger Begleiter und Freund des
„Johann Graf", dessen Name mit „George W. Pflug-
hardt", manchmal auch mit „Flugard" angegeben
wird. Es ist wahrscheinlich, daß auch dieser Mann
aus dem Herzogtum Baden stammt, weil die Berichte
von einem „gleichen Dialekt" sprechen. Möglicherweise
stammt er sogar aus Lörrach.
Meiner Ansicht nach müßte es sich hier um einen
„Georg Wilhelm Pflughardt" handeln.
III. um einen Mann aus dem sogenannten „Jayhawker"-
Kontingent der Auswanderergruppe mit Namen
„John Goler".
Als „Jayhawker" können die frühen Siedler in
Kansas angesprochen werden, so daß also die Wahrscheinlichkeit
, daß dieser „John Goler" seinerzeit
mit Johann Graf nach Amerika auswanderte, gering
ist. Es wird aber erwähnt, daß auch „John Goler"
außer Englisch den gleichen Dialekt sprach wie
Johann Pflughardt und Johann Graf. Die Möglichkeit
, daß auch er aus Baden, vielleicht sogar aus
Lörrach stammte, kann also nicht ausgeschlossen
werden.
Wahrscheinlich lautet der richtige Name dieses
Mannes „Johann Goler" oder „Galer" oder Goller.
Es würde Herrn Koenig nun interessieren, ob im Stadt-
Archiv von Lörrach oder in den Kirchen-Archiven Angaben
über
I. Johann Graf oder Graff
II. Johann Wilhelm Pflughardt oder Flughardt
III. Johann Goller oder Galer, Goler
enthalten sind. Es wäre wichtig zu wissen, ob 1849, oder
zwischen 1847 und 1849 Leute nach Amerika auswanderten
, ob darunter der etwa 20jährige Johann Graff war,
ob er allein oder mit Verwandten auswanderte, was ihn
evtl. zur Auswanderung veranlaßte, welchen Glaubensbekenntnisses
er und (oder) die anderen waren, welchen
Beruf er erlernt hatte, wann und wo er (oder die anderen
) geboren waren.
Jeder Hinweis ist wichtig, so unter anderem auch, ob
es heute noch Familien dieser Namen in Lörrach gibt.
Wir wären Ihnen außerordentlich dankbar, wenn Sie
uns bei unseren Nachforschungen unterstützen könnten".
Wir möchten unsere Leser bitten, wenn sie irgendwelche
Anhaltspunkte zur Aufklärung dieser Fragen
beitragen können, sich entweder mit mir (K. Schäfer,
7844 Neuenburg/Müllheim) oder direkt mit dem Bürgermeisteramt
Lörrach in Verbindung zu setzen. Um den
ganzen Komplex der Auswanderung aufzurollen, möchten
wir im folgenden aus dem Buche „Neuenburg, die
Geschichte einer preisgegebenen Stadt" das Kapitel über
die Auswanderung zum Abdruck bringen.
Die gleichen Beweggründe zeitbedingter Not,
wie sonst im deutschen Raum, veranlaßten auch
in Neuenburg viele Menschen, ihre Heimat zu
verlassen und besonders in Amerika ein besseres
Fortkommen zu suchen. Die meisten von ihnen
sind längst gestorben, manche verschollen; zu
ihren Nachkommen, wenn welche vorhanden
sind, besteht keine Verbindung mehr. Einige
haben es zu einem Auskommen, ja zu einem
nennenswerten Vermögen gebracht und haben
ihre alte Heimat immer wieder aufgesucht und
durch Spenden mancherlei Art ihre Verbundenheit
gezeigt.
Wenn wir uns eine Jahrestabelle aufstellen, in
der wir die einzelnen aktenmäßig festgehaltenen
Auswanderungsfälle eintragen, sehen wir, daß
sie sich seit 1847 auf fast alle Jahre verteilen,
wobei sie sich auf die Jahre 1851—1854 besonders
konzentrieren. Herr Wenk aus Neuenburg,
eine profilierte Persönlichkeit und Quelle geschichtlicher
Erinnerungen, berichtet von einem
erschütternden Ereignis. In einem Jahr um die
Mitte des vorigen Jahrhunderts habe sich eine
größere Zahl Neuenburger Einwohner, durch
einen Agenten beredet, zur Auswanderung entschlossen
. Der Agent habe ihnen bereits Siedlungsplätze
in den USA zugesagt oder verkauft.
Sie seien alle gemeinsam in einem Schiff von
Neuenburg abgefahren. Man habe, nachdem sie
mit ihrem Schiff aus dem Gesichtskreis der
Zurückgebliebenen verschwunden waren, nie mehr
etwas von ihnen gehört. Man wisse nicht, ob sie
überhaupt ihr Reiseziel erreicht hätten oder,
einem betrügerischen Agenten zum Opfer gefallen
, in dem riesigen Erdteil untergegangen seien.
Ein Überblick über die Liste zeigt uns, daß am
13. Februar 1854 eine Schar von 83 Personen
(35 Erwachsene über 20 Jahre und 48 Kinder
und Heranwachsende unter 20 Jahren) gemeinsam
Neuenburg verlassen hat, um nach den USA
auszuwandern. Ob es sich dabei um diese verschollene
Schar handelt, kann mit Bestimmtheit
nicht gesagt werden, der Vorgang dürfte sich
wohl mit den Erinnerungen von Herrn Wenk
decken. Leider blieben bei der Evakuierung im
zweiten Weltkrieg die Gemeindeakten des 19.
und 20. Jahrhunderts in Neuenburg zurück und
verbrannten. So kommt es, daß über die weit
zurückliegenden Jahrhunderte reiches Material
in Urkunden und Akten vorhanden ist, während
für die nächstliegende Zeit keine belegten Aussagen
möglich sind. Die Belege über die Auswanderungen
sind nur noch bei den Akten des
Kreises Müllheim im Generallandesarchiv zu
finden.
Vor der Erteilung der Ausreisegenehmigung
mußte in der Presse die Absicht bekanntgemacht
werden. Alle Gläubiger wurden aufgefordert,
ihre Ansprüche anzumelden. Diesem Umstand
verdanken wir nicht nur das Verzeichnis der
Ausgewanderten bis zum Jahre 1896, das überwiegend
wohl nur von örtlichem Interesse ist,
sondern auch Einblicke in Zeit- und Familienverhältnisse
. Es finden sich dabei Zeugnisse von
bewegender Menschlichkeit.
1848 wird als erster Auswanderer in den vorliegenden
Akten Roman Eith genannt. Er war
ledig, besaß ein Vermögen von 6000 fl, ein zweistöckiges
Haus mit Scheuer und Stall und einen
kleinen Krautgarten. Er war offensichtlich nicht
durch die Not zur Auswanderung gedrängt. Er
veräußerte auch seinen Besitz nicht, sondern verpachtete
ihn nur auf drei Jahre und ließ außerdem
sein halbes Vermögen hier, da er die Absicht
hatte, nach dieser Zeit wieder zurückzukehren
. Eine echte Auswanderung lag also gar
nicht vor.
1849 ist es der ledige Johann Baptist Feind
aus der alten Scharfrichterfamilie. Als 1851 der
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