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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-04/0017
Wagner Josef Gaugel auszuwandern begehrt,
melden sich vier Gläubiger, deren Forderungen
aber nicht restlos anerkannt werden. Noch ein
anderer Fall steht im gleichen Jahre an, der in
seiner Art zeigt, wie die Gemeinden die Gelegenheit
benutzten, unliebe Elemente abzuschieben
und dabei selbst noch größere Kosten zu übernehmen
. Es zeigt aber auch, daß es nicht nur eine
Demut der Armut gibt, sondern auch eine Anmaßung
. Es war eine Karoline Gembin, die mit
vier unehelichen Kindern im Alter von 4 bis
11 Jahren der Gemeinde erheblich zur Last fiel.
Reise und Kleiderversorgung erforderten 400 fl.
Die Regierung des Oberrheinkreises war bereit,
132 fl beizutragen, den Rest mußte die Gemeinde
übernehmen. Die Abreise verschob sich bis ins.
nächste Jahr, „da die Gembin außer den Kosten
noch einen bedeutenden Betrag in die Hand verlangte
". Ebenfalls 1851 wanderten aus der Schreinermeister
Franz Anton Müller und seine Frau
Luise geb. Schwärzeier; sie besaßen ein Vermögen
von 770 fl; zwei 19jährige Burschen Simon
Schmidt und Gregor Thum, während einem anderen
Paar die Lust verging, als sich die Gläubiger
meldeten.

1852 ist es die 46jährige Witwe Magdalena
Grozinger geb. Müller, die mit ihrer minderjährigen
Tochter Kiementina den Sprung ins
Ungewisse wagen will. Der Küfer Johann Keßler
mußte seine Reise ein Jahr verschieben, bis er
nach Regelung seiner Vermögensverhältnisse mit
Frau Rosa geb. Berthold und seinem Kind sein
Bündel schnüren konnte. Bei dem Dreher Kaspar
Kreuter und seiner Frau Marianne geb. Gutz-
willer war es auch nicht ganz ohne Verdruß abgegangen
. Es war da noch eine geringfügige
Steuerschuld von 3 fl, dazu kamen dann noch
2 fl 21 kr „wegen Beschimpfung einer Staatsbehörde
". Die Fäden lassen sich hier leicht knüpfen
. Der Bürger Fridolin Litschgin, 51 Jahre,
ledig, sah sein Geld kläglich zusammenschmelzen
, nachdem er noch eine Bürgschaft von 409 fl
an Marx Meier nach Müllheim hatte einlösen
müssen. Im Sommer zogen zwei junge Leute,
Anton Muckenhirn und Ferdinand Burkarth, fort.
Es melden sich noch Franz und Anton Orth, beide
sind zwar noch minderjährig, aber durch ungünstige
Familienverhältnisse immer bei frem-

Emil Baader:

Im Walde blüht der Seidelbast,
Im Graben liegt noch Schnee.

Hermann Hesse

Im Vorlenz, um die Zeit, da die Haselkätzchen
stäuben, entfalten sich in unseren Wäldern wie
in den Gärten von Stadt und Land die kleinen,
einen betörend - süßen Duft ausströmenden Blüten
des Seidelbast: „So eilig hat's den Frühling
anzuzeigen / ein kleiner Strauch: schön rosenrot
erblüh'n / siehst du ihn schon an seinen schlanken
Zweigen, noch eh er sich gekleidet hat in Grün".

Ist der Seidelbast nicht der erste Bote des
neuen Blumenjahrs? An sonnigen Tagen besu-

<$vu% unö (^lütfttMnfdj!

Einen besonderen Gruß möchten wir Desire
Lutz zu seinem 75. Geburtstag entbieten. Wir
haben hier im alemannischen Gebiet allen Grund,
ihm für seine hingebungsvolle Arbeit an der
Alemannischen Heimatbühne zu danken. Unvergessen
sind auch seine eigenen Dichtungen
alemannischer Volksstücke voll urwüchsigen
Humors, aus denen das teils listige, teils
lachende, auch leidende, aber immer alle Nöte
überwindende Herz spricht. Dafür sei ihm auch
an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt.

Konstantin Schäfer

den Leuten erzogen worden. Mit ihnen melden
sich Xaver und Konrad Rueb, die Söhne des verstorbenen
Rueb. Vor dem Bürgermeister „erscheint
die Ehefrau (Lusia Witzig) des Franz
Josef Müller von Neuenburg und trägt vor: Bekanntlich
hat sich mein Mann vor einiger Zeit
heimlich nach Amerika entfernt. Ich selbst beabsichtige
ihm nachzufolgen". Nach Bezahlung der
Schulden war alles Vermögen aufgebraucht. Die
Gemeinde mußte für die Reisekosten für sie und
ihre vier Kinder im Alter von 2 bis 9 Jahren
aufkommen. Auch ein Nepomuk von Flieh, Leinenweber
, und seine Frau Catharina geb. Keßler
wanderten mit drei Kindern aus. In der gleichen
Zeitung vom Juli 1852, in der das Auswanderungsbegehren
des Malers Johann Zipper und
seiner Frau Therese geb. Burkhardt mit ihren
zwei Kindern von 4 Monaten und 2 Jahren aus^
geschrieben war, wurde auch der Ausbruch der
Ruhr angezeigt.

1853 meldet sich Kaspar Moll, 29 Jahre alt.
Baptist Rueb mit seiner Frau Theresia geb. Moll
und acht Kindern im Alter von 5 bis 20 Jahren
kann ein Vermögen von 4000 fl nach dem Staate
Ohio mitnehmen. Magdalene Kappeler geb. Zipper
, die Witwe des Schreiners Fridolin K., hatte
bereits eine Tochter in Amerika, die ihr etwas
Geld zur Überfahrt schicken konnte. Josef Wetzel
nahm seine Tochter Karoline (17 Jahre) mit, sie
gaben als Reiseziel Orwaal, Gemeinde Reutsch-
weil (USA) an. (Fortsetzung folgt)

chen die Bienen die duftenden Blüten. Der
mittelhochdeutsche Name für unsern Frühlingsboten
lautet „Zidelbast".

Die Bienenzüchter nennt man heute noch in
manchen Gegenden „Zeidler". So mag der Name
uns sagen, daß die Zeidler sich freuen, wenn der
„Zidelbast" blüht. Nach einer alten Volkssage
bezwingen die Bande, die man aus dem Bast
unseres Sträuchleins anfertigt, den Teufel.

Die Legende erzählt, daß dieser kleine Strauch
einst ein stolzer Baum gewesen sei. Nachdem
aber die Juden aus seinem Holze das Kreuz
Christi zimmerten, traf ihn der Fluch des Herrn.

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