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„Ne pouvant recevoir moi-meme la dite somme
de vous, j'ai l'honneur de vous prier de la depo-
ser entre les mains de M. Nebel fils banquier en
cette ville (Straßburg), ou eile restera ä la dis-
position du maire d'Ottmarsheim" 16.
Damit hatte diese betrübliche Angelegenheit
ihre befriedigende Lösung gefunden. Und dies
umso mehr, als das Abschlußschreiben des Ministeriums
des Innern die hoffnungweckende Randbemerkung
trägt, daß das Gelände einer diesseitigen
Gemeinde „und wahrscheinlich der Stadt
Neuenburg" zugeteilt werden wird 17.
So endet wirklich dieses untröstliche Kapitel
im Leben der Stadt tröstlich.
Ganz geklärt waren die Besitzverhältnisse
mit Ottmarsheim zwar noch nicht. Dies zeigt der
Streit um eine Insel, „die alte Stockete", der vor
der „Prefecture du Haut - Rhin" zu Straßburg
ausgefochten wurde 18. Doch will dies nichts weiter
besagen. Denn oft erhöht ein Tropfen Wermut
die Süße und Bekömmlichkeit.
Fußnoten zu Erhebung
1. GLA Karlsruhe Abt. 229 I 72 866 Blatt 1/3, 2. Blatt 4,
3. Blatt 5, 4. Blatt 617, 5. Blatt 8/9, 6. Blatt 14/16; 7. GLA
Karlsruhe Abt. 229 I 72 865 Blatt 2, 8. Blatt 5/7, 9. Blatt 8,
10. Blatt 9, 11. Blatt 10, 12. Blatt 11, 13. Blatt 12, 14. Blatt
15/16, 15. Blatt 19, 16. Blatt 24, 17. Blatt 25; 18. GLA Karlsruhe
Abt 229 I 72 866 Blatt 20/28.
Albert Eisele:
?uc (Befdjidjte bcc etmngelifdjen f
feit Öinfütjrung
Im Jahre 1961 erschien in dieser Zeitschrift
eine Darstellung „Zur Geschichte der katholischen
Kirche in Kandern von 1083 bis heute".
Dort ist schon kurz auf die Reformationszeit eingegangen
worden. Doch schien es zweckmäßiger,
zunächst die weitere Entwicklung der katholischen
Kirche zu verfolgen, die erst nach dreihundert
Jahren in Kandern wieder ein Gotteshaus
erstellen konnte. Die Anfänge der Kirche
können dort nachgelesen werden, doch folgen
hier noch einige Ergänzungen dazu.
Bei der Einführung der Reformation war
Hilarius Merz hier Pfarrer. In den Akten des
St. Albanklosters in Basel lesen wir „1543 Herr
Hilarius Pfarrherr zu Feuerbach und Verweser
der Leutpriesterei von Kandern weiland Herrn
Friedlins sei. Sohn". Damit ist bestätigt, daß er
aus der Gegend stammte; er hatte in Freiburg
studiert und war vom Konstanzer Bischof zum
Priester geweiht worden. Als 1557 die erste
Kirchenvisitation durchgeführt wurde, heißt es
von Kandern „Soviel den Pfarrer desselbigen
Orts betrifft mit Namen Hilarius Mertz . . . ",
während es in Feuerbach heißt „Obberührter
Pfarrer Herr Hilarius Mertz, Verseher dieser
Pfarrei..." Seit 1297 hatten die Johanniter in
Feuerbach das ius patronatus der Kirche; aber
1470 wurde Jeorius Volmer de Veltperg als
Nachfolger von Johannes Funk von Schorndorf
durch Markgraf Rudolf von Hachberg präsentiert
. Für die Kanderner Pf arrer war das Kloster
St. Alban in Basel zuständig gewesen bis zu
seiner Aufhebung. Das Klosterarchiv hat ein
Schreiben aus dem Jahre 1581 aus Carolsburg:
„Auf vorheriges Supplizieren von Vogt, Richter
und Gemein zu Cander anstatt des bisher gewesenen
und abkommenden Pfarrers den Pfarrherrn
zu Auckgen Michael Leser zu einem
Pfarrer bewilligt".
Bei der Kirchenvisitation 1557 bekam Pfarrer
Mertz im Protokoll das Lob, daß sein ganzes
Leben, Tun und Lassen untadelig sei. Er gebe
sich alle Mühe, was noch vom Papsttum in ihm
sei zu verbessern. In Feuerbach dagegen redet
bzn Keformation
. der alte Vogt Christen „uß getrieb der Johanser
herren von Newenburg" gegen ihn. Während
seiner Amtszeit wurde 1558 die große Glocke
gegossen. Mehrer berichtet darüber: „Sie trägt
folgende Inschrift: Bartlome Prisinger Bvorger
(Bürger) zvo (zu) Lindov (Lindau) hat mich gosen
1558 aus dem Fir bin ich geflosen". Sie wiegt
27 Zentner und soll im „Bifang" hinter der
Ziegelhütte gegossen und „Susanna" genannt
worden sein, was aber nicht darauf bemerkt ist".
In der damaligen Zeit war Glockengießer zugleich
Geschützgießer. So ist es gut möglich, daß
der Meister die Glocke hier goß, denn diese
Geschützgießer gössen am Ort, der das Geschütz
oder die Glocke bestellt hatte. Für uns heute
aber ist es wichtig, daß unsere Vorfahren jeweils
in Kriegszeiten diese Glocke auf einen Wagen
luden und nach Basel in Sicherheit brachten. Es
muß kein einfaches Unternehmen gewesen sein,
die Glocke vom Turm zu holen und nach Basel
zu transportieren. Die Gemeinderechnungen berichten
davon, welche Entschädigung man den
Baslern für die sichere Verwahrung bezahlt
hatte. So hat sie alle Kriegszeiten überstanden
und läßt heute noch ihren Ruf ertönen.
Der Visitationsbericht befaßt sich auch mit
dem Schulwesen. Ein Berain von 1517 gibt uns
die ersten Hinweise. Dort wird zunächst des
Schulmeisters Haus am Kirchweg genannt und
an anderer Stelle im selben Berain erscheint
„des Schulmeisters Haus, so meinem gnädigsten
Fürsten und Herren gehörig, stoß hinten gleichfalls
an meines gnädigen Fürsten und Herren
Gut, das auch ein Schulmeister besitzt". Es müssen
also zwei Lehrer tätig gewesen sein. 4 Der
eine war von der Herrschaft wenn nicht bestellt,
so doch gefördert. Das Forstamt und das Bergwerk
machten Kandern zu einem Mittelpunkt
für die ganze Umgebung, und für die Kinder der
Beamten und der Ärzte sollte eine bessere Schule
vorhanden sein.
Daß zwei Schulen da waren, geht auch aus
den Visitationsberichten 1558 hervor. Der Schulmeister
kommt sehr schlecht weg; er ist lieber
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