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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-06/0011
auf Kirchweihen als in der Schule. Es kann also
nicht der sein, der im Hause, das dem Fürsten
gehört, wohnt. Wir kennen keine Namen; aber
ein Bericht sagt, daß in der Schule 1557/58 Latein
und Deutsch gelehrt wurde. Die Schülerzahl
belief sich im Winter 1557/58 auf 12, im Sommer

1558 auf 30, was als „viel" bezeichnet wurde.
Das Lehrergehalt betrug 30 Gulden Fixum und
8 Plappert Schulgeld für jeden Schüler jährlich.
Für den früheren Lehrer • hatte man einen
„gelehrten jungen Gesellen aus Westphalen" angestellt
, der nun wohl gefiel. Er hielt sogar die
Katechismusstunden und fand großen Zulauf.

1559 erscheint nach den Allgemeinvisitations-
akten ein Diakon. So wie ihm wird es auch dem
Lehrer ergangen sein: der Diakon in Kandern
kämpfte, aber noch nicht mit vollem Erfolg,
gegen seinen Dialekt, heißt es in den Akten.

Kehren wir zu den Pfarrern zurück. Auf
Hilarius Mertz folgte von 1574 bis 1587 Florian
Hardmuth berichtet das „Memorabilienbuch der
evangelisch - protestantischen Pfarrei Kandern,
eingeführt von Pfarrer Irion 1825". Es scheint
jedoch diese Angabe nicht ganz zu stimmen;
denn 1581 wurde, wie oben erwähnt, der Augge-
ner Pfarrer Michael Leser nach Kandern versetzt
. Wir wissen aus den Akten, daß er seit 1582
mit dem Burgvogt von Sausenburg einen langjährigen
Streit hatte, weil dieser den Zehnten
von der Malsburger Egerten für die Herrischaft
beanspruchte. Der Pfarrer stellt fest, daß schon
vor dreißig und mehr Jahren die Pfarrei Kandern
den Zehnten „ohne alle Einrede" eingenommen
habe. Der Irrtum des Burgvogts, der erklärte
, die Egerte sei Wald und gehöre deshalb
der Herrschaft, komme daher, daß die Egerten
nicht zu jeder Zeit bebaut werde.

Pfarrer Leser setzte auch den Bau eines
„Bauchhäusleins" hinter dem Pfarrhaus durqh.
Das Bauchhaus ist das Waschhaus und heißt
heute noch mundartlich „Buchhüsli", weil früher
die Wäsche „gebaucht" wurde, das heißt aus
Buchenholzasche wurde eine Lauge hergestellt,
in welcher die Wäsche zuerst ausgelaugt wurde.
1460 wurde das erste Pfarrhaus . durch das Kloster
St. Alban erbaut; aber schon 1543 findet sich
in den Akten ein ausführlicher „Verding des
Pfarrhauses zu Kandern".

1601 tritt Johann Hettler seinen Dienst hier
an. Das Pfarrhaus ist in schlechtem Zustand.
Vermutlich war das Hochwasser daran schuld,
denn 1570 bat der Vogt Joachim Feuerbach den
ehrenhaften und fürnehmen Herrn Jakob Beck,
Schaffner zu St. Alban zu Basel, um Bezahlung
der, Ringmauer um das Pfarrhaus. 1604 war das
Pfarrhaus noch nicht renoviert, denn der Landvogt
Christoph Leibfried erinnerte 1604 die Basler
Herren an ihre Baupflicht „daß das Kloster
St. Alban in Basel der endts Collator (es sei
denn, ihr solch Collatur unserm gn. Fürsten und
Herrn Codzieren und übergeben wölln) und daß
jeder Collatori (ohne einige Consideration der
habe Nutzen davon oder nicht, wie dessen viel
exemplo anzuziehen wären) obliegt die Pfarrhäuser
sodann den Chor jeder Kirche im wesentlichen
bauen und ihrer zu erhalten".

1615 bis 1635 war Martin Mauritii Pfarrer in
Kandern. Auf seinem Grabstein bei der Kander-
rier Kirche (der dritte in der Reihe) lesen wir:
„Als man zählt nach Christi Geburt 1635 den
3. März ist unter der Flucht und Verjagung seelig
zu Basel verschieden der Ehrwürdige, Wohlgelehrte
Herr M. Martinus Mauritius, von Beizig
aus Sachsen gebürtig, auf 20 Jahr allhier zu
Canter treuer Pfarrer und Seelsorger, seines
Alters 63 Jahr, Predigamts 31, Ehestands 30 Jahr.
Zeugete mit Maria Schrötherin, seiner lieben
Hausfrauen 8 Söhne und 5 Töchter. Dessen Leichnam
zu Basel bey St. Martin begraben die fröhliche
Auf erweckung Jesu Christi erwartet". In
seine Amtszeit fällt eine Erweiterung der Kirche.
„Auf den 15. Tag November anno 1625 hat man
die Neuborkirch aufgerichtet. Gott der Allmächtige
wolle Gnad dazu verleihen, daß das Wort
Gottes lange Zeit fruchtbarlich darin wohne und
Frucht mit Geduld bringe. Ist zu der Zeit Wilhelm
Roßkopf Vogt, Friedlin Spohn und Hans
Löhler Bauermeister gewesen. Gott wolle ihnen
und uns allen seinen Segen geben. Amen. Dermalen
Ernst Dürplatz Schulmeister und Gerichtsschreiber
".

Der Vorgänger von Ernst Dürplatz war Johann
Weigel. Er führte die Wochengerichtsprotokolle,
d. h. die Protokolle über die kleineren Streitigkeiten
und die Kaufverhandlungen, die innerhalb
der Gemeinde auf dem Rathaus ihre Erledigung
fanden. In einem Protokoll über die Sitzung vom
21. Mai 1620 ist zu lesen, daß über eine Zehrung
für Johann Weigel, den Schulmeister, verhandelt
wurde, die er „bisher aus bloßer Vergünstigung
und gar keiner Gerechtigkeit, deren ich meine
successores heut oder morgen behelfen möcht"
erhalten hatte. Er hat also bisher schon eine
Vergütung für seine Nebenarbeit erhalten; aber
er hat keinen Rechtsanspruch darauf. Diesen
Rechtsanspruch möchte er für seinen Nachfolger
festgelegt haben. Und am Ende des Jahres 1621
amtet er nicht mehr. Sein Nachfolger ist Ernst
Dürplatz, Schulmeister und Gerichtsschreiber, bis
zu seinem Tode am 9. Mai 1631. Ob er verwandt
war mit Konrad Dürplatz, der um diese Zeit
Burgvogt auf der Sausenburg war?

Die Quellen fließen sehr spärlich. 1632 hören
wir von Euphr. Demut und 1635 von Hans Rech-
ler. Das Schulhaus stand hinter der Kirche; es
ist heute das Haus des Hafnermeisters Brombacher
; der Schlußstein über der Kellertüre trägt
die Jahreszahl 1634. Schon 1636 amtet hier
Johannes Muno, der von Schopfheim stammt und
1636 hier Hochzeit hält. Bei seinem Tode 1681
ist er 75 Jahre alt; 45 Jahre hat er hier Schule
gehalten. Sein Nachfolger war Johann Friedrich
Lindauer. 1684 ist Hans Jakob Muno „uf der
Gemeind Cander unterschiedliches suplicieren
ohne mein einiges Zutun" von Badenweiler
„hierher transferiert" worden. Besonders bei
seinem Nachfolger zeigen sich deutlich die damaligen
Verhältnisse. Der Lehrer hält aus, so
lange es irgend geht, weil es keine Altersversorgung
gibt. Der Vorgänger muß seinem Nachfolger
einen Teil seiner Besoldung abgeben. So
mußte Hans Jakob Muno klagen.

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