Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-06/0012
Am 1. Februar 1720 hat Johann
Konrad Raupp zu Auggen „den Can-
derner Schuldienst auf Vacant hin
gnädigst bewilligt" bekommen. Er
schreibt, daß er für diesen Dienst
„fünfzig Gulden baar laut von Euer
Hochfürstl. Durchlaucht gnädigst davon
gegebener Quittung bezahlt habe,
daß aber der Schulmeister allda wegen
hohen Alters und üblen Gesicht
und Gehör den Dienst nicht mehr
versehen können. Ich aber als ein
armer und von Tag zu Tag mehr
Armut halben fast nimmer mich und
die Meinigen auf meinem geringen
Gütlein erhalten kann". Er verspricht,
dem Kanderner Schulmeister die
Hälfte der jährlichen Besoldung (ohne
Schulgeld) lebenslänglich zu zahlen.
Die Vorgesetzten zu Auggen bestätigen
ihm, „daß er sich seiner Armut
bisher beholfen und sehr arm und
dürftig sei". Am 15. März 1720 wird
Mono als emeritus seines Dienstes
zwar enthoben, ihm aber ad dies vitae
ein Drittel seiner Bezüge zugesprochen
. Zum Nachfolger wird Nikolaus
Arpert, bisher zu Badenweiler, vo-
ciert. Mono starb am 25. März 1720.
Im April richtete Johann Konrad Raupp von
Auggen aus ein weiteres Gesuch nach Karlsruhe
, worin er den Markgrafen bittet, daß er
nach Kandern versetzt wird „vermög meines
baar bezahlten Expectanzscheins". Aber Nikolaus
Arpert von Badenweiler erhält die Stelle in Kandern
. 1730 kommt Arpert nach Wollbach, und der
Wollbacher Lehrer Johann Heinrich Greting
kommt nach Kandern.

Der Pfarrer Martinus Mauritius war auf der
Flucht in Basel gestorben. Die Kriegszeiten
dauerten an. Am 17. Januar 1635 (steht im Kirchenbuch
zu lesen): „Dem Hans Rechler, Schulmeister
, zwei Kinder, Adam und Eva, getauft".
Damals war N. N. Vitus Pfarrer hier, blieb aber
kaum ein halbes Jahr. Am 20. März kam Justi-
nus Wieland als Pfarrer nach Kandern; er blieb
bis 1643. Von 1643 bis 1648 war Martin Zandt
hier als Pfarrer; er kam von hier nach Steinen.
Für ihn kam von Brombach Georg Reiß, der hier
am 24. November 1679 starb. Die Grabsteine
hinter der Kirche berichten: „Anno 1643 den
24. Februar ist in Christo selig entschlafen der
Ehrwürdige Wohlgelehrte Herr M Justinus Wieland
, von Herrenalb in Württemberg gebürtig,
gewesener Pfarrer allhier, seines Alters im 63,
Predigtamts im 39, hiesigen Pfarramts im 8. Jahr.
Fröhliche Auferstehung erwartend. Im Philipper I
Christus ist mein Leben und Sterben ist mein
Gewinn". Von der Familie Reiß sind es drei
Steine: „Der Weyland Wohlerwürdige Wohlgelehrte
Herr M. Georg Reiß Rev. Capitular Rütteln
, Senior und wohlverdienter Pfarrer allhier
zu Kandern, gebürtig zu Weißweil in Hochberger
Herrschaft. Starb den 24. November 1679 im
83. Jahre". Seine Frau Barbara Weber starb 1669
im Alter von 75 Jahren, und ein weiterer Stein

Der Eingang zur Friedhofkapelle

Aufn.: Christa Kurz

berichtet, daß 1654 ein Sohn im Alter von
19 Jahren starb.

Wie die Menschen unter den Kriegsnöten zu
leiden hatten, schildert anschaulich ein „Memo-
riale" vom Jahre 1676, das uns Mehrer in seiner
Chronik überliefert hat. Es heißt dort unter
Cander: „Mit dem Kirchenbau allda ist es übel
bestellt; sonderlich sind Bühnen und Uhrwerk
verderbt. Im Pfarrhaus sind Fenster, Türen,
Stiegen, Böden und Bühnen verwüstet; Stallung
und Krautgartenhäg gänzlich ruiniert, daß zu
erbarmen. Der 78jährige Pfarrer und Senior
Capituli Roeteliani m. Georg Reiß hatte zwar
dieses Jahr ein Ziemliches an Zehntfrüchte, auch
ein Fuder Wein eingesammelt, hat aber nichts
davon genossen, sondern mit Augen sehen müssen
, wie ihm die Croaten nicht allein den ganzen
Besoldungsvorrat, sondern zugleich was er an
seinem eigenen Gütlein erbauet samt allem Vieh,
Heu und Stroh mit vielen Bedrohungen hinweggenommen
und weil derselbe schon im vorhergehenden
Jahr durch das grausame Hagelwetter
seine erhaltenen Zehnten besonders Haber und
Wein verlustig, außerdem ihm seine ganze Geldbesoldung
samt Communicantenwein vom Geistlichen
Verwalter innebehalten worden, ist er
jetzt so arm, daß er kaum seinen notdürftigen
Lebensunterhalt hat. Mag ihm schier in seinem
hohen Alter kein gut Trünklein Wein werden.
Muß zugleich am Holz zur warmen Stube Mangel
leiden. Weiß also weder ihm selbst noch seinen
armen Kindern und 31 Enkeln ferner zu helfen.
Hatte zwar fern wegen dexalcirter Quart unterschiedlich
suppliciert aber nichts erhalten, sondern
von gedachten Verwaltern für den Spott
und Schaden hören müssen, wenn er schon zehnmal
suppliciere, werde man ihn doch keiner

10


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-06/0012