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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-06/0014
Baden - Badens Anlagen). Dann Wäre unser
Buchfink zu nennen, dessen Frau uns im
Winter verläßt. Jetzt lebt er wieder im Ehestand
und singt. Sonderbar ist, daß der Buchfink auch
bei Schnee und Kälte ganz selten ins Futterhaus
geht, er pickt unermüdlich unter meinen Taxus-
und Buchsbüschen herum. Was mag er dort
finden?

Sein Verwandter, der Grünling, ist hingegen
nicht schüchtern. Mann und Frau sind
immer da und fressen mein Futterhaus leer. Es
gibt Grünlinge, deren Gesang dem des Kanarienvogels
kaum nachsteht.

Der Dompfaff (die Norddeutschen sagen
Gimpel) ist einer der prächtigsten Vögel unserer
Heimat Er frißt freilich auch Knospen der Obstbäume
und Beerensträucher, aber ich sah schon
früchteschwere Apfel- und Pfirsichbäume, Johannisbeer
- und Stachelbeersträucher, obwohl Dompfaffen
stets in der Nähe waren. Ein Paar sitzt
oft auf meinem Schneeballstrauch und wartet
auf sein Körnerfutter.

Der Sperling (Spatz) kommt täglich an
mein Fenster, meist ein Schwärmchen von sechs
bis acht Stück. Er ist ein guter Insektenvertilger,
nimmt aber anderen Vögeln die Nistgelegenheiten
wieg.

Nun kommt das muntere Volk der Meisen.
Zahlenmäßig überwiegt die altbekannte Kohlmeise
, dann folgen Blau- und Sumpfmeisen, die
Tannen- oder Schwarzmeise kommt nur selten
an meine Futterplätze, die Haubenmeise sah ich
im verflossenen Winter nicht.

Eine Mittelstellung zwischen Meisen und
Spechten nimmt der Kleiber ein, auch
Blauspecht oder Spechtmeise genannt. Diese
munteren Vögel besuchen mich täglich; ab und
zu höre ich den Ruf des Grauspechtes.

Etwas zögernd begann in diesem Jahr der
Gesang der Amsel, die bis vor kurzem rege
Besucherin der Futterstelle war. Den Jubelruf
der Singdrossel höre ich vom nahen Wald
aus. Den Kuckuck kann ich am Schlafzimmer-
fenster auch vernehmen. Selten beobachtet ein
Eichelhäher die kleineren Genossen, einmal
besuchte uns eine prächtige Elster.

Ein Nachbar pflanzt Himbeeren und Stachelbeeren
; aus diesem Pflanzengewirr heraus vernehme
ich soeben den Jubelgesang der Mönchsgrasmücke
(Schwärzplättchen); die anderen
Grasmückenarten werde ich wahrscheinlich nie
mehr beobachten können. Viel Freude macht mir
stets ein Rotkehlchen, das mir aus der Hand
frißt. Meinen letzten Zaunkönig sah ich
voriges Jahr — im Maul einer Katze!

Unsere kleinsten Vögel, die Goldhähnchen
, kommen nie ans Futterhaus, doch kann
ich ihre Stimmchen, falls der Nachbarhund nicht
kläfft, in den Ästen der benachbarten hohen
Nadelbäumen hören. Garten- und Hausrotschwänzchen
sind bei mir selten. Nicht
selten ist hingegen in Badenweiler die Ringeltaube
; Steinkauz und Sperlingskauz sind
auch vorhanden, ebenso Turmfalke und
Sperber. In meiner Jugendzeit waren Stare
und Schwalben in Badenweiler häufig. Letztere
hielten auf dem Dach meines elterlichen Hauses
stets ihre Herbstversammlung ab.

Bei der Fülle gut illustrierter Vogelbücher
konnten wir auf die Beschreibung des Gefieders
unserer Gäste verzichten. Noch kürzer wollen
wir uns fassen, wenn wir jetzt auf Bäume und
Sträucher zu sprechen kommen. Die Flora des
Schwarzwaldes ist musterhaft geschildert in den
Werken von Oltmann, Neuberger u. a. Mehrfach
geschildert wurden die Pflanzen des Kurparks
und Schloßparks, z. B. im Jahr 1936 in meinem
Buch „Der Kurpark von Badenweiler", dann in
den „Führern", die von Zeit zu Zeit im Verlag
August Schmidt in Müllheim erscheinen.

Erhalten geblieben sind natürlich die altberühmten
Bäume ausländischer Herkunft, die
Exoten. Wir begnügen uns mit der Erwähnung
der Nadelhölzer und stellen an die Spitze den
Fächer blattbaum, Ginko Biloba, aus
China und Japan. Der verstorbene Parkdirektor
Fritz Bischoff, ein besonderer Freund und Kenner
der Nadelhölzer, schrieb, mir eine Liste von
83 Nadelhölzern (Arten und Spielarten) auf, die
wir hier nicht wiedergeben wollen.

Auch die Laubhölzer, fast sechzig Arten und
Spielarten aus aller Herren Länder, sind in
Badenweiler vertreten. Von meinem Schlafzimmer
aus sehe ich zwar bloß Nadelbäume und
Teile einer rotblühenden Roßkastanie (Amerika);
an der Blauenstraße stehen schöne Edelkastanien
(Castanea vesca, Kleinasien und Südeuropa).

Dr. E. Scheffelt

Otto Ernst Sutten

Z)ec leiste Rm&ti htn Waltefec in Lfyitecstjeim

Joseph Albert von Ittner

Joseph Albert von Ittner gehörte zu den Frühreifen
, denen für ihr Leben nichts Gutes geweissagt
wird. Er hat diese Prophezeiung geradezu
meisterlich lügengestraft. Der auf dem Familiengut
bei Bingen am Rhein 1754 geborene Sohn
eines Auditeurs bei den Truppen des Kurfürsten
von Mainz wurde früh Waise und wuchs im
Haus eines Oheims auf, der kurfürstlicher Leibarzt
war. Als Schüler des von den Jesuiten geleiteten
Lyceums kam er zunächst leidlich voran.
Aber eine immer mißgelaunte, herrschsüchtige
Tante übte an dem sehr lebhaften und aufgeschlossenen
Knaben ihre engherzigen, fast
sadistisch anmutenden Erziehungskünste. Ihr bereitete
es geradezu Vergnügen, harmlose schwärmerische
Beziehungen des Gymnasiasten zu
einem nachbarlichen Backfisch zum unverzeihlichen
Vergehen aufzubauschen, um dem ge-

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