http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-06/0016
güter und angemessenere Vorschriften zur Belebung
des militärischen Geistes im Land- und
Seedienst angetroffen habe".
Doch mehr denn als staatsmäntiischer und
politischer Autor interessiert uns heute Joseph
Albert von Ittner als Erzähler und Plauderer. Er
war zu seiner Zeit ein gesuchter Mitarbeiter an
periodisch erscheinenden, poetischen Veröffentlichungen
, vor allem am Almanach „Iris" von
Johann Georg Jacobi, der Professor der schönen
Künste an der Universität Freiburg war, und an
den „Miszellen" Heinrich Zschokkes in Aarau,
mit dem auch Johann Peter Hebel freundschaftliche
Beziehungen pflegte. Der scharfe Naturbeobachter
, der Ittner war, deutete gerne den
Charakter einer ihn fesselnden Landschaft. In
einem „Naturgemälde des Breisgaus" liest man:
„Betrachten wir die mit Millionen von Bäumen
und Felsen bekrönten Berge des Schwarzwalds
als einen Halbkreis, von Süden nach Norden
laufend, den der Rhein auf der gegenüberliegenden
Seite mit der Linie seines Wasserspiegels
abschließt, so bietet sich dem Auge ein Theater
dar, das der Schöpfer im höheren Stil in einer
zusammenhängenden Folge von Stufen und Einschnitten
, gleichsam als Vorbild und Prototypon
für eine unermeßliche römische Schaubühne
gebaut hat. Der Boden erhöht sich regelmäßig
durch breite Stufen von der Horizontalen des
Rheines bis zu den von Wolken überlagerten
Kuppen vom Blauen, Belchen, Feldberg, Kandel
..." Ittner beschreibt dann die Hügelzone
und die der Ebene angehörende Landschaft des
Breisgaus in ihrer Eignung zur sprichwörtlichen
Fruchtbarkeit.
Nun kommt er auf den Kaiserstuhl zu sprechen
: „Dieser Riese unter den Bergen des flachen
Landes, der auf seine minderen Brüder hoch
herabschaut, erhebt isoliert im Vordergrund unseres
Naturtheaters sein mit Linden und Eichen
bekränztes Haupt. Wieviel Jahrhunderte mögen
verflossen sein, bis dieser Riese ausgeglühet,
seine Oberfläche an der Luft verwittert und für
Wald und Kultur empfänglich geworden ist?
Jetzt umgürtet er seine Lenden mit Reben, trägt
an seinem Busen friedliche, glückliche Dörfer
unter dem Schatten fruchtbarer Bäume, auf seinen
Armen, die er bis zum Rhein ausstreckt,
Städtchen und ehemals feste Schlösser. .. Die
glückliche Mischung von vulkanischer Asche, verwitterter
Lava, ausgeglühtem Ton und anderen
Böden vereinigt alle Elemente jener unerschöpflichen
Fruchtbarkeit, durch die sich der Kaiserstuhl
auszeichnet..." Diese Charakterisierung
unserer Landschaft, vor 1800 entworfen, zählt zu
den ersten und zugleich reizvollsten Bildnissen
der oberrheinischen Welt.
Gern gab Joseph Albert von Ittner seinem
Humor die Zügel frei. Den Rauchern, vielleicht
auch den Nichtrauchern, wird diese Anekdote
Vergnügen bereiten: „Ich hatte einen Freund,
Gott hab ihn selig, einen Mann von sonderbarer,
origineller Laune, der sein eigenes Zeitmaß erschaffen
hat. Er hieß Nicotianus Raucher. Er
fing schon im Knabenalter zu rauchen an. In der
Folge studierte er Theologie und verlegte sich
besonders auf die orientalische Sprache, bei deren
Erlernung er die Pfeife weder früh noch spät
ausgehen ließ. So gewann er endlich durch das
anhaltende und regelmäßige Rauchen in der
Abmessung der Momente eine solche Fertigkeit,
daß er gar keine Uhr mehr bedurfte, sondern
Stunden und Tage nach den Tabakspfeifen berechnete
. Er sagte nicht mehr: der Tag hat zwölf
Stünden, und die Stunde sechzig Minuten, sondern
: der Tag hat zwanzig Pfeifen, die Stunde,
vier Viertelpfeifen und die Viertelpfeife hundert
Züge. Der Tag, zur Zeit der Tagundnachtgleiche
von früh 6 Uhr bis abends 6 Uhr, hat achttausend
Züge. Nach dieser Einteilung rechnete er
auch, wenn er nicht rauchte. Fragte man ihn,
wie weit ist es von dem Orte A bis zum Orte B,
so antwortete er: sechs starke Pfeifen; ein Mann
hat daran zu laufen. Wenn jemand mit ihm zu
rauchen anfing, und früher oder später fertig
wurde als er, pflegte er zu sagen, mein Freund,
eure Pfeife geht vor oder nach, als ob von zwei
Uhren die Rede wäre. Diese Rechenkunst und
Zeitmessung hatte er so weit ausgedehnt, daß
er genau angeben konnte, in der wievielten
Welt-Pfeife die Augsburgische Konfession übergeben
oder der Westfälische Frieden geschlossen
worden war. Er hatte sich eine Tabelle verfertigt,
die ihm, nach der Form einer algebraischen
Rechnung, den Umlauf der Planeten um die
Sonne durch das Maß der Pfeifen treulich, angab.
Einen Zeitraum von tausend Jahren, abgemessen
nach Pfeifen, nannte er Chiliaulos, will besagen, ein
Pfeifentausend. Und auf meines Freundes Grabstein
steht: Er hat ausgeraucht." (Schluß folgt.)
.Scheffelt: Qfa ftf ^[,'^0 ^flfy &Q6 n\Z geb(Wt WW&t
Die Basler sollen Speis und Trank nicht mitbringen
Die ehemalige Herrschaft Badenweiler, die
im Norden noch die Qrte Laufen und Sulzburg,
im Westen Müllheim und südlich Lipburg mit
Sehringen umfaßte, wurde von markgräflichen
Beamten verwaltet, die ihren Sitz anfänglich in
der Burg hatten, dann seit 1595, in dem vom
Markgrafen Georg Friedrich erbauten Amthaus.
(Dies wurde später großhefzogliches Absteigequartier
; nach einem Umbau 1888 Schloß. Jetzt
ist die Landespolizei dort untergebracht.)
Im Jahr 1678 zerstörten die Franzosen die
Burg und beschädigten das Amtshaus schwer,
trotzdem wohnten und amteten dort Jakob Diet-"
rieh von Beerenfels und fünf Nachfolger, während
der Burgvogt bald nach der Zerstörung der
Burg nach Müllheim verzog.
Wir wollen hier etwas berichten aus der Tätigkeit
des Geheimrates Ernst Philipp Weimar von
Traubnitz, der als Oberamtmann und Landvogt
auch die Geschicke Badenweilers bestimmte.
14
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-06/0016