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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-06/0017
Aus den Jahren 1714 bis 1724 können wir
allerlei aussagen, was während seiner Amtszeit
in unserem Badeort geschah und was heute noch
von Interesse ist. Badenweiler hatte damals vier
Badhäuser, oder im Jahr 1722 eigentlich nur drei,
die Sonne, die Krone und die Stadt Carlsruhe.
Der „Hirsch" war nur Wirtshaus, doch sein Besitzer
, Jakob Büchelin, bittet nun, „ein Bad in
seinem Wirtshaus einrichten zu dörfen". Er klagt,
daß er sehr wenig „Vertrieb" habe, während die
anderen (Badwirte) „Bekanntschaft und Lustbarkeit
" hätten. Das Badwasser laufe ihm durch
den Keller und „mein Weib, eine Würthstochter,
thut ein gut Essen machen". Dr. Sulzer aus Carlsruhe
untersucht das Wasser des „Hirsch" und
sagt, es habe die gleiche „Würkung" wie das
Badwasser des Eglin (Krone) und des Dürr
(Sonne). Diese protestieren: ihre Häuser seien
von Voreltern her gepflegt, Büchelin sei Schuhmacher
, usw. Aber Herr v. Traubnitz unterstützt
den Büchelin,, dieser bezahlt 50 Gulden Tax und
darf ein Bad in seinem Keller einrichten. (Aus
dem „Hirsch" wurde Pension Central mit Lebensmittelgeschäft
Metzinger.)

Im Jahr 1724 erhält der Oberamtmann einen
Brief aus Carlsruhe, in welchem über schlechte
Logierung und miserable Bedienung in den Badwirtshäusern
Klage geführt wird. „So befehlen
wir Euch, daß Ihr die sammtlichen Badhäuser
wohl visitieren. . . daß sie aufs frühe Jahr die
Logamenter einrichten.. . damit das Bad mehr
in Aufnahme und Renomee gebracht werden
möge... Die Unterthanen (aus den Nachbarorten
) sollen täglich oder wöchentlich Speiswaren
zum Verkauf bringen".

Daraufhin hat Herr von Traubnitz die „gepflegten
Häuser" visitiert.

Ein Plan, der wohl schon einige Zeit den
landvogt beschäftigte, wird im Januar 1724 zu
Papier gebracht und der Regierung unterbreitet.
Es ist „Die Erbauung eines herrschaftlichen Badhauses
zu Badenweiler". Das markgräfliche Oberamthaus
soll Badhaus werden, der Oberamtmann
möchte nach Müllheim ziehen. Ein Hofrat Bürk-
lin, vielleicht seihst Badgast, schreibt an den
Landesfürsten, daß die „vornehmen Kaufleute
und Bürger zu Basel" recht gern nach Badenweiler
kämen, wenn — das alte Lied — in den
Wirtshäusern Unterkunft und Verpflegung besser
wären. Es sei daher zu wünschen, „daß allda
ein Baad Haus angelegt würde, in welchem die
Gäste ihres Gefallens leben und der gebrauchten
Cur mit umso mehr Nutzen abwarten können".

Es wird zugegeben, daß die meisten Basler
„mehrentheile um des plaisieres willen die Bäder
frequentieren, dadurch aber sowohl an Umgeld
als sonsten denen Unterthanen nicht geringe Vorteile
zugehen. ., so habe auch der Landvogt von
Traubnitz beigepflichtet, daß ein rechtes Badhaus
anzulegen sei, zum renomme und großem Nutzen
des Ortes". Die Herrschaft könne das Badhaus
dann selbst besetzen (umtreiben) oder verlehnen
(verpachten).

Der Fürst würde sich „bei der ganzen Nachwelt
einen unsterblichen Namen" machen mit
diesem Werk.

Ew. hochfürstl. Durchlaucht gehorsamster
Knecht Bürklin.

Der Landvogt bittet dann um einen Baumeister
und schreibt weiter: „Speis und Trank,
wie die Basler gewohnt, sollen sie nicht mitbringen
dörffen, sondern an die Badeordnung
und Speistafel gebunden werden. Wenn das Haus
von Bediensteten, Kellnern, Koch und Küchenjungen
, Bettmägden und Stallknechten von Carlsruhe
aus versehen werden sollte, das Vorhaben
mehr schädlich als nützlich wäre".

31.1. 1724 W. von Traubnitz.

Ein Baumeister war offenbar hier, denn die
Akten enthalten Grundrisse und eine flotte Ansichtsskizze
des geplanten Baues. Im unteren
Stock des Amthauses soll anstelle von Amtsstuben
ein „fürsten Baad" eingerichtet werden,
oben statt Gesindestuben ein „Bedienten Baad".
Vom Altbau nach Westen zu war ein langes,
schmales Gebäude gedacht, mit Einzel- und
Gemeinschaftsbädern, Räumen für den Wirt usw.
Ein solcher Bau hätte über die heutige Friedrichstraße
hinausgereicht bis ans Hotel Römerbad.

Damals waren auch, auf Veranlassung von
Landesphysikus Hofrat Sulzer (Sultzer) ein Steiger
und zwei Bergleute beschäftigt „um das
wilde Wasser von der Thermalquelle zu sondern".

Landesgeologe Dr. Sauer deutet in seiner
neuesten Arbeit über Badenweiler auch noch die
Möglichkeit an, daß Oberflächenwasser eine Abkühlung
der Quelle bewirken könnten.

W. v. Traubnitz glaubt fest an den Bau eines
fürstlichen Badhauses und möchte seinen Amtssitz
in Müllheim aufschlagen. Dort steht ein
Anwesen zum Kauf, das „Schlösslein" der Herren
Müller von Basel und Debary von Straßburg. Es
sind Matten und ein Garten dabei, ferner Fässer,
Trotten, Zug- u. Melkvieh, Schafe und Schweine.
Forstmeister von Terzky (der sich offenbar zur
Ruhe setzen will) hat 4500 Gulden geboten, aber
das Gebot wurde nicht angenommen. Das Objekt
ist 50Ö0 wert. Wenn Matten, Vieh und Fahrnisse
verkauft werden, hätte man für das Haus 1000
Gulden bezahlt und noch 500 für Einbau übrig
(für bauliche Veränderungen). „Und Serenissimus
hätten dann das Oberamthaus in Badenweiler als
Wohnung!"

W. v. Traubnitz will seine Sachen packen lassen
und vorerst zur Kur nach Langensteinbach
gehen; Burgvogt Sonntag möge ihm seine Besoldung
reichen.

„Außerdem soll den vier Baad Würthen beim
Verlust ihrer Baadgerechtigkeit befohlen werden,
zu zwei Zimmern je ein Ofen zu stellen, sich mit
guten Kellern, altem Wein, Bett und Aufwartung
versehen".

Badenweiler, 19. April 1724. W. v. Traubnitz.

In unseren Akten lesen wir nun den Namen
des tüchtigen Obervogtes nicht mehr und das
Amthaus wurde nie fürstliches Bad.

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