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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-07/0005
den Erkennens, daß der heutige
Bestand auf ererbtem
Grund ruht. Wir sollten aber
auch spüren, daß unser Weg
in die Zukunft nicht ohne die
Grundlage der Vergangenheit
zu finden ist.

Wir feiern also nicht des
Festes wegen, sondern wir hoffen
, daß uns der Rückblick auf
Vergangenes und das Erkennen
der gemeinsamen Aufgaben
der Zukunft näher bringen
wird."

*

So ist es verständlich, daß
das Gedenken nicht der eigenen
Vergangenheit allein gewidmet
war, sondern die größere
Gemeinschaft der ver-
schwisterten Städte suchte. Im
Thuner Schloß, hoch über der
Stadt, fand die eigentliche
Jubiläumsfeier ihre Abrundung
durch die Eröffnung einer Ausstellung
, die den Zähringerstädten
geweiht ist und zugleich
eine Dokumentation zum
Städtebau des Hochmittelalters
darstellt, aus den Archiven und
Überlieferungen von fünfzehn
Städten Süddeutschlands und
wonnen.

der Schweiz geProfessor
Dr. Paul Hofer, Bern, hat in einem
ausgezeichneten Katalog ein Bild der Zähringerstädte
entworfen, das in seiner Reichhaltigkeit
weit über den Rahmen eines Katalogs hinausgeht
. Er gibt zuerst einen Uberblick über das
Geschlecht der Herzöge von Zähringen. Er
schreibt:

„Das Zähringer Herzogshaus geht auf die
Breisgaugrafen zurück. Im 10. Jahrhundert erscheinen
sie mit dem Namen Berchtold (Berthold
). 1016 sind sie Herren über die Grafschaft
Ortenau zwischen dem östlichen Schwarzwald
und dem Rhein. Unter Berchtold I. (1024—107S)
nimmt das Haus seinen ersten Aufschwung. In
seiner Hand sind nun die Grafschaften Breisgau,
Thurgau, Albgau und Ortenau; 1061 fügt er der
tatsächlichen Macht den entsprechenden Rang zu,
indem er den Herzogstitel von Kärnten erhält.
Nach seiner Burg bei Freiburg i. Br. nennt er
sich Herzog von Zähringen. Sein Sohn Berchtold
II. (1076—1111) ist Schwiegersohn Rudolfs
von Rheinfelden, des Schwabenherzogs und
Gegenkönigs. Nach Erlöschen des Rheinfelder
Hauses (1090) fällt das Erbe an die verschwägerten
Zähringer. Mit dem Stützpunkt Rheinfelden
faßt Berchtold II. festen Fuß auf linksrheinischem
Gebiet. Das Bestreben, eine Territorialherrschaft
zu schaffen, führt zur systematischen
Erschließung und Sicherung des Erreichten durch
Neuanlage von Städten, Burgen und Klöstern.
Noch unter Berchtold II. oder unter Berchtold III.
(gest. 1122) fällt die erste Stadtgründung, Offen-

Rot t w e i 1

bürg. Herzog Konrad (1111—1152), erfolgreichster
Mehrer der zähringischen Hausmacht, erhält
1127 von Kaiser Lothar das Reichsrektorat über
Burgund und dehnt seinen Einflußbereich bis in
die Genferseegegend, in das Berner Oberland
und in Teile der Innerschweiz aus. Zuerst gemeinsam
mit seinem Bruder Berchtolt III., nach
1122 durch ihn allein, kommt es mit den Neugründungen
Freiburg i. Br., Villingen und Rottweil
zur Bildung einer ersten rechtsrheinischen
Städtegruppe. Kaiser Friedrich I. bestätigt und
erweitert 1152 dem Nachfolger Konrads, Berchtold
IV. (1152—1186), die Befugnisse in Burgund
bis weit in den Rhöneraum hinein, verlangt jedoch
schon 1156 nach der Heirat mit Beatrix,
Tochter des Grafen Rainald von Burgund, den
größten Teil zurück. Damit wird der gegen Mitte
des Jahrhunderts kräftig vorangetriebene Versuch
einer Staatsgründung im Raum zwischen
Alpen, Jura und Schwaben entscheidend zurückgebunden
. Die Rechte der Zähringer jenseits der
Sprachgrenze festigen sich nicht mehr zu politischer
Realität. Zur Sicherung der westlichen
Randgebiete legt Berchtold IV. die Städte Neuenburg
a. Rhein, Freiburg i. Ue. und wohl auch
Murten und Burgdorf an. Sein Sohn Berchtold V.
(1186-—1218) fügt die zwei letzten Gründungen
des linksrheinischen Städtesystems, Bern und
Thun, hinzu. Mit dem Tod Berchtolds V. und
dem Erlöschen des Herzogshauses bricht der
großangelegte Versuch, beidseits des oberen
Rheins im Kerngebiet Zentraleuropas eine feste
Hausmacht zu errichten, jäh zusammen."

So läßt Professor Hofer mit wenigen einprägsamen
Sätzen dieses kraftvolle Geschlecht vor

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